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Die Meuterer der ›Bounty‹

Die Meuterer der ›Bounty‹

Titel: Die Meuterer der ›Bounty‹ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gefährten erste Sorge, die ›Bounty‹
    zu zerstören, um nicht durch das Schiff verraten zu werden.
    Freilich beraubten sie sich damit jeder Möglichkeit, die In-
    sel je wieder verlassen zu können, doch erheischte die Sorge
    für ihre Sicherheit diese Maßnahme, zu der sie sich immer-
    hin nur ungern entschlossen.
    Die Ansiedlung der kleinen Kolonie verursachte jedoch
    manche Schwierigkeiten, da es sich um Leute handelte,
    die meist nur die Gemeinsamkeit eines Verbrechens anei-
    nanderkettete. Zwischen Tahitiern und Engländern kam
    es bald zu einer blutigen Fehde. Im Jahr 1794 schon leb-
    ten nur noch vier von den Meuterern. Christian fiel unter
    dem Messer eines Eingeborenen, den er halb gewaltsam mit
    hierhergebracht hatte. Dafür büßten wieder alle Tahitier
    mit dem Tod.
    Einer der Engländer, dem es geglückt war, aus der Wur-
    zel einer einheimischen Pflanze ein alkoholisches Getränk
    herzustellen, ergab sich einer maßlosen Trunksucht und
    stürzte sich zuletzt, während eines Anfalls von Delirium
    tremens, von einem Uferfelsen ins Meer.
    Ein anderer wurde wahnsinnig und packte einst Young
    und einen Matrosen namens John Adams, die jenen töten
    mußten, um sich seiner zu erwehren. Im Jahr 1800 starb
    Young nach einem schweren Asthmaanfall.
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    Jetzt war von den Rebellen nur noch John Adams übrig.
    In seiner Verlassenheit mit mehreren Frauen und zwan-
    zig, aus der Ehe seiner Kameraden mit Tahitierinnen stam-
    menden Kindern, hatte John Adams’ Charakter eine tiefge-
    hende Umänderung erfahren. Er zählte jetzt erst 36 Jahre;
    seit langer Zeit aber hatte er so viele gewalttätige und blu-
    tige Auftritte gesehen und die menschliche Natur in so ver-
    derbtem Zustand beobachtet, daß er in sich ging und ein
    ganz anderer Mensch wurde.
    In der auf der Insel erhaltenen Bibliothek der ›Bounty‹
    befanden sich eine Bibel und verschiedene Gebetbücher.
    John Adams las sie häufig, bekehrte sich, erzog die junge
    Generation der Insel, als deren Vater er sich betrachtete,
    nach den besten Grundsätzen, und wurde – eine natürliche
    Folge der Verhältnisse – der Gesetzgeber, Oberpriester und
    sozusagen der König von Pitcairn.
    Bis zum heutigen Tag verließ ihn aber eine gewisse Un-
    ruhe nicht. Als sich im Jahr 1795 ein Schiff Pitcairn näherte,
    verbargen sich die vier Überlebenden der ›Bounty‹ in un-
    zugänglichen Wäldern und wagten sich erst nach dem Ver-
    schwinden jenes Fahrzeugs wieder ans Tageslicht. Ebenso
    geschah es 1808 bei der Landung eines amerikanischen Ka-
    pitäns an unserer Insel, der einen Chronometer und eine
    Boussole mit wegnahm, die er der englischen Admiralität
    zustellte, die diesen Überresten der ›Bounty‹ indes keine
    sonderliche Beachtung schenkte. Freilich hatte diese jener-
    zeit in Europa wichtigere und höchst ernsthafte Aufgaben.
    So lautete der Bericht der beiden Eingeborenen, von Va-

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    terseite zwei Engländer, denn der eine war Christians, der
    andere Youngs eigener Sohn, an Kapitän Staines; als letzte-
    rer aber auch John Adams zu sehen wünschte, weigerte sich
    dieser, an Bord zu kommen, bevor er nicht wüßte, was mit
    ihm geschehen würde.
    Nachdem der Kommandant den beiden jungen Leuten
    versichert, daß John Adams, da seit der Meuterei auf der
    ›Bounty‹ 25 Jahre verflossen, schon durch Verjährung des
    Verbrechens geschützt sei, ging er selbst an Land und sah
    sein Boot dort von einer aus 46 Erwachsenen und einer gro-
    ßen Menge Kinder bestehenden Bevölkerung empfangen.
    Alle erschienen groß und kräftig, von ausgesprochen eng-
    lischem Typus; die jungen Mädchen blendeten durch ihre
    außerordentliche Schönheit, und ihr bescheidenes Auftre-
    ten verlieh ihnen noch besonderen Reiz.
    Die auf der Insel geltenden Gesetze waren sehr einfa-
    cher Art. Ein Register enthielt das Verzeichnis über die von
    jedem einzelnen geleistete Arbeit. Geld kannte man nicht;
    alle Geschäfte wurden durch Tauschhandel erledigt, doch
    betrieb man, wegen des Fehlens der notwendigen Rohpro-
    dukte, keinerlei Industrie. Als Kleidung trugen die Einwoh-
    ner große Hüte und weite Gewänder aus einer Art Bast.
    Fischfang und Ackerbau bildeten die Hauptbeschäftigun-
    gen. Ehen durften nur mit Adams’ Einwilligung und auch
    nur dann geschlossen werden, wenn der Mann ein hinrei-
    chendes Stück Land kultiviert und bepflanzt hatte, das sei-
    ner zukünftigen Familie hinreichenden Lebensunterhalt zu
    gewähren versprach.
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