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Die Meuterer der ›Bounty‹

Die Meuterer der ›Bounty‹

Titel: Die Meuterer der ›Bounty‹ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Proviant der Schaluppe noch weiter zu
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    vervollständigen. Bligh ergriff also diese Ausflucht, so ge-
    fährlich sie auch schien, und verabredete sich mit seinen
    Leuten, damit alle bei derselben Geschichte blieben.
    Beim Anhören dieser Erzählung gaben die Eingebore-
    nen jedoch weder ein Zeichen der Freude noch des Bedau-
    erns zu erkennen. In ihren Gesichtern prägte sich nur ein
    unverhohlenes Erstaunen aus, das ihre Gedanken in keiner
    Weise erraten ließ.
    Am 2. Mai vergrößerte sich die Anzahl der auch von an-
    deren Inseln herbeigekommenen Eingeborenen ganz un-
    gewöhnlich, und Bligh bemerkte bald, daß sie nichts Gu-
    tes im Schilde führten. Einige von ihnen versuchten sogar,
    das Boot aufs Ufer zu ziehen, und ließen davon nur bei
    dem ernsthaftesten Dazwischentreten des Kapitäns wieder
    ab, der sie mit einem Seitengewehr bedrohte. Inzwischen
    brachten einige seiner Leute, die Bligh auf Kundschaft aus-
    geschickt hatte, 3 Gallonen Wasser herbei.
    Nun schien es Zeit, die ungastliche Insel zu verlassen.
    Bei Sonnenuntergang war alles bereit, doch konnte man nur
    schwierig zu der Schaluppe gelangen. Das Ufer bedeckte
    eine Menge Eingeborener, die Steine aneinanderschlugen,
    offenbar bereit, damit zu werfen. Die Schaluppe mußte sich
    demnach einige Toisen vom Ufer entfernt halten und durfte
    nur anlaufen, wenn alle sofort hineinspringen konnten.
    Die durch diese kriegerischen Vorbereitungen nicht we-
    nig beunruhigten Engländer drängten sich nun ans Ufer
    mitten durch die einige hundert Insulaner, die nur auf ein
    Signal zu warten schienen, um sich auf sie zu werfen. Den-
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    noch kamen alle glücklich in das Boot, als ein Matrose mit
    Namen Bancroft die unselige Idee hatte, noch einmal ans
    Ufer zurückzukehren, um etwas zu holen, was er da ver-
    gessen hatte. Binnen einer Sekunde war der Arme umringt
    und mit Steinen erschlagen, ohne daß ihm seine Gefährten
    wegen Mangels an Feuerwaffen hätten Hilfe leisten können.
    Übrigens hagelte auch gleichzeitig auf sie selbst ein Regen
    von Steinen herab.
    »Nun darauf, Jungs«, rief Bligh, »schnell an die Riemen
    und zieht scharf an!«
    Da wateten auch die Eingeborenen ins Meer und über-
    schütteten das Boot aufs neue mit einem Hagel von Strand-
    steinen. Mehrere Leute trugen dabei Wunden davon. Hay-
    ward ergriff jedoch einen in das Fahrzeug hineingefallenen
    Stein, zielte nach einem der Angreifer und traf ihn glücklich
    zwischen die Augen. Der Wilde stürzte mit einem Schrei
    zusammen, den die Engländer mit lautem Hurra beantwor-
    teten. Ihr unglücklicher Kamerad war gerächt.
    Inzwischen stießen mehrere Pirogen vom Ufer ab und
    begannen sie zu verfolgen. Diese Jagd hätte natürlich mit ei-
    nem bezüglich seines Ausgangs nicht zweifelhaften Kampf
    schließen können, als der Hochbootsmann einen glück-
    lichen Einfall hatte. Gewiß ohne Ahnung davon, daß er
    damit Hippomenes in dessen Streit mit der Atalante nach-
    ahmte, zog er seine Jacke aus und warf sie ins Meer. Die
    Eingeborenen blieben, die Beute für deren Schatten freige-
    bend, beim Aufsuchen derselben etwas länger zurück, wo-
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    durch die Schaluppe Zeit gewann, die Spitze der Bay zu um-
    schiffen.
    Dazu wurde es auch allmählich dunkel, und entmutigt
    gaben die Wilden bald ihre Jagd auf das Boot ganz auf.
    Dieser erste Landungsversuch fiel also zu unglücklich
    aus, um zur Wiederholung einzuladen; das war wenigstens
    die Ansicht von Kapitän Bligh.
    »Jetzt gilt es, einen männlichen Entschluß zu fassen«,
    sagte er. »Der eben vorgekommene Auftritt wird sich ohne
    Zweifel in Tonga-Tabu und überall, wo wir anzulegen ver-
    suchen würden, wiederholen. Unsere geringe Anzahl und
    der Mangel an Schußwaffen gibt uns stets der Gnade oder
    Ungnade der Eingeborenen preis. Ohne jede Tauschware
    können wir keine Lebensmittel einhandeln, und sind doch
    nicht imstande, uns diese mit Gewalt zu verschaffen. Wir
    bleiben eben darauf angewiesen, uns mit eigenen Mitteln
    durchzuhelfen, so gut es geht. Ihre alle wißt, so gut wie ich,
    wie mangelhaft diese bestellt sind! Tun wir aber nicht bes-
    ser daran, uns damit zu begnügen, als bei jeder versuch-
    ten Landung das Leben eines oder mehrerer von uns aufs
    Spiel zu setzen? Ich mag euch indes das furchtbar Bedroh-
    liche unserer Lage nicht verhehlen. Um nach Timor zu ge-
    langen, haben wir nahezu 1200 Meilen zurückzulegen und
    müssen dann täglich mit 2 Lot Schiffszwieback und einer
    Viertelpinte Wasser

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