Die Meuterer der ›Bounty‹
verbrochen!«
Ein wüstes Geschrei übertönte die Stimme des Kapitäns,
der darauf verzichten mußte, diese unerbittlichen Herzen
zu rühren.
Inzwischen war alles bereit gemacht worden, die Befehle
Christians auszuführen.
Da entstand noch eine lebhafte Unterhandlung zwischen
dem zweiten Offizier und einigen der meuterischen Matro-
sen, die Kapitän Bligh und seine Helfershelfer gänzlich un-
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bewaffnet und ohne die geringste Nahrung ausgesetzt wis-
sen wollten.
Einzelne – darunter besonders Churchill – meinten, es
sollten noch mehr, als bestimmt war, von dem Schiff ent-
fernt werden. Man müsse sich aller Leute entledigen, sagte
er, die sich dem Komplott nicht angeschlossen hätten, also
nicht als verläßlich zu betrachten seien. Es sei nur allein
auf die zu rechnen, die sich mit den vollendeten Tatsachen
allseitig einverstanden erklärten. Er selbst fühle noch die
Knutenhiebe auf dem Rücken, die er erhalten habe, als er
auf Tahiti habe davonlaufen wollen. Das beste und sicherste
Mittel, ihn bald zu heilen, sei, ihm den Kommandanten
auszuliefern! . . . Er werde sich schon auf eigene Hand zu
rächen wissen!
»Hayward! Hallett!« rief Christian, sich an die genannten
beiden Offiziere wendend, ohne auf die Reden Churchills
zu achten, »steigt in die Schaluppe hinab!«
»Was hab’ ich Euch zuleide getan, Christian, um eine
solche Behandlung zu verdienen?« fragte Hayward. »Ihr
schickt mich in den Tod!«
»Jeder Widerspruch ist unnütz! Wollt Ihr gehorchen
oder nicht? . . . Fryer, Ihr macht Euch ebenfalls fertig!«
Statt sich in die Schaluppe zu begeben, näherten sich
diese Offiziere dagegen Kapitän Bligh, und Fryer, schein-
bar der entschlossenste von ihnen, neigte sich zu ihm mit
den Worten:
»Kommandant, wollen Sie versuchen, sich des Schif-
fes wieder zu bemächtigen? Freilich sind wir ohne Waffen,
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doch werden die Meuterer uns kaum zu widerstehen wagen.
Was macht es, ob der oder jener von uns dabei fällt? Der
Versuch ist zu wagen. Was meinen Sie dazu?«
Schon wollten sich die Offiziere auf die Meuterer stür-
zen, die damit beschäftigt waren, die Schaluppe vollends ins
Meer zu setzen, als Churchill, dem jene flüchtigen Worte
nicht entgangen waren, sie mit einigen wohlbewaffneten
Leuten umringte und mit Gewalt in die Schaluppe beför-
derte.
»Millward, Muspratt, Birket und ihr übrigen«, sagte
Christian zu einigen an der Meuterei unbeteiligt gebliebe-
nen Matrosen, »geht nach dem Zwischendeck und nehmt
mit, was ihr da an Wertgegenständen habt! Ihr werdet Ka-
pitän Bligh begleiten. Du, Morrison, überwachst mir die
Kerle! Und Ihr, Purcell, holt Euer Zimmermannswerkzeug;
ich gestatte Euch, es mitzunehmen.«
2 Masten mit den nötigen Segeln, einige Nägel, 1 Säge,
ein halbes Stück Segelzeug, 4 kleine Fässer mit zusammen
125 Liter Wasser, 150 Pfund Schiffszwieback, 32 Pfund Salz-
fleisch, 6 Flaschen Wein, ebensoviel Rum und die Likörvor-
räte des Kapitäns, das war alles, was man den Ausgesetzten
mit auf den Weg gab. Zuletzt warf man ihnen noch einige
alte Säbel zu, verweigerte ihnen aber jede Feuerwaffe.
»Wo sind denn Heywood und Stewart?« fragte der Ka-
pitän noch aus der Schaluppe herauf. »Haben sie mich ver-
raten?«
Die Genannten waren dessen nicht schuldig, doch Chris-
tian wollte beide an Bord behalten.
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Jetzt überfiel den Kapitän doch eine gewiß verzeihliche
Anwandlung von Mutlosigkeit und Schwäche, die indes
nicht lange andauerte.
»Christian«, redete er diesen noch einmal an, »ich ver-
pfände Euch mein Ehrenwort, alles Vorgefallene zu verges-
sen, wenn Ihr von diesem unmenschlichen Beschluß ab-
steht! Ich flehe Euch an, denkt an meine Frau, an meine
Familie; was soll aus ihnen werden, wenn ich nicht mehr
bin?«
»Hättet Ihr Ehre im Leib«, erwiderte Christian, »dann
wäre es nicht dahin gekommen, wie es jetzt steht. Hättet Ihr
nur selbst mehr an Eure Frau, Eure Familie und an die An-
gehörigen der anderen gedacht, dann hättet Ihr gar nicht so
hart, so ungerecht gegen uns handeln können!«
Auch der Bootsmann versuchte noch, als er in die Scha-
luppe trat, Christian zu erweichen. Vergebens.
»Ich habe zu viel und zu lange gelitten«, antwortete
letzterer mit Bitterkeit. »Ihr wißt nicht, was ich erduldet
habe! Nein, das konnte keinen Tag mehr so weitergehen!
Und übrigens wißt Ihr wohl nicht, daß ich, als zweiter Of-
fizier, während der ganzen Reise
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