Die Meuterer der ›Bounty‹
Namen Cooks, der bei den Tahitiern noch in
bestem Ansehen stand, geflissentlich einmischten.
Am 29. Juni segelten die Meuterer wieder nach Tubuai
zu ab und bemühten sich nun, eine außerhalb der gewöhn-
lichen Schiffsstraßen gelegene Insel zu finden, deren Boden
fruchtbar genug erschien, sie zu ernähren, und die ihnen
für die Zukunft hinreichende Sicherheit gewährte. So irr-
ten sie von Archipel zu Archipel, überall Erpressungen und
Verbrechen verübend, denen Christians Autorität nicht im-
mer zu steuern vermochte.
Noch einmal kehrten sie, von der Fruchtbarkeit Tahi-
tis und den sanften, zugänglichen Gewohnheiten ihrer Be-
wohner angelockt, nach der Insel Matavai zurück. Dort gin-
gen zwei Drittel der Mannschaft an Land. Noch am selben
Abend aber lichtete die ›Bounty‹ die Anker und verschwand,
ehe den ausgeschifften Matrosen nur der Verdacht aufstieg,
daß Christian die Absicht haben könne, ohne sie abzufah-
ren.Sich selbst überlassen, hatten sich die Leute ohne große
Schwierigkeiten bald auf verschiedenen Punkten der Insel
angesiedelt. Der Schiffsmeister Stewart und der Midship-
man Heywood, die beiden Offiziere, die Christian mit der
gegen Bligh ausgesprochenen Verurteilung verschont und
gegen ihren Willen mitgenommen hatte, blieben in Matavai
bei dem König Tippao, dessen Schwester Stewart bald dar-
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auf heiratete. Morrison und Millward begaben sich zu dem
Häuptling Peno, der sie wohlwollend aufnahm. Die übri-
gen Matrosen verstreuten sich im Innern der Insel und gin-
gen ebenfalls bald eheliche Verbindungen mit Tahitierin-
nen ein.
Churchill und ein wütender Narr namens Thompson ka-
men, nachdem sie allerlei Verbrechen verübt hatten, selbst
miteinander in Streit. Churchill wurde dabei getötet und
Thompson von den Eingeborenen gesteinigt. So endeten
zwei der Meuterer, die an der Rebellion den größten Anteil
genommen hatten. Die anderen wußten sich dagegen durch
ihre gute Aufführung bei den Tahitiern beliebt zu machen.
Morrison und Millward sahen freilich immer das Richt-
schwert über ihrem Haupt hängen und konnten auf dieser
Insel nicht ruhig leben, wo sie zu leicht entdeckt zu werden
fürchteten. Sie beschlossen also, einen Schoner zu bauen,
auf dem sie hofften, Batavia zu erreichen, um sich dann
mitten in der zivilisierten Welt zu verlieren. Mit acht ih-
rer Kameraden gelang es ihnen ohne andere Werkzeuge als
mit denen des Zimmermanns nicht ohne Mühe, ein kleines
Schiff herzustellen, das sie die ›Resolution‹ tauften und in
einer Bay hinter einem Landvorsprung Tahitis, der Venus-
spitze, einstweilen anlegten. Aber die absolute Unmöglich-
keit, sich Segel zu verschaffen, verhinderte, daß sie in See
stachen.
Während dieser Zeit kultivierte, im Gefühl ihrer Un-
schuld, Stewart einen Garten und sammelte Heywood Ma-
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terial zu einem Wörterbuch, das später den englischen Mis-
sionaren sehr wesentliche Dienste leistete.
Inzwischen waren 18 Monate vergangen, als am 23. März
1791 ein Schiff die Venusspitze umsegelte und in der Bay
von Matavai vor Anker ging. Es war die von der englischen
Regierung zur Verfolgung der Meuterer ausgesandte ›Pan-
dora‹.
Heywood und Stewart eilten an Bord, gaben ihre Namen
und frühere Stellung an und hoben natürlich hervor, daß sie
an der Meuterei keinen Anteil gehabt hätten; man glaubte
ihren Worten aber nicht, sondern legte sie in Ketten, so
wie alle anderen, deren man habhaft wurde, ohne auch nur
eine Untersuchung vorzunehmen. Mit abscheulichster Un-
menschlichkeit behandelt, mit Ketten belastet und immer
von einer Kugel bedroht, wenn sie sich untereinander der
tahitischen Sprache bedienten, wurden sie in einem nur 11
Fuß langen Kerker eingesperrt, der auf dem äußersten Hin-
terkastell seinen Platz fand und den ein Liebhaber der My-
thologie die ›Büchse der Pandora‹ nannte.
Am 19. Mai liefen die ›Resolution‹, die nun mit Segeln
versehen worden war, und die ›Pandora‹ auf das Meer aus.
3 Tage lang kreuzten die Fahrzeuge zwischen dem Archi-
pel der Freunde, wo man Christian und die übrigen Rebel-
len verborgen glaubte. Die ›Resolution‹ leistete, weil sie nur
geringen Tiefgang hatte, während dieses Kreuzzugs sogar
sehr wichtige Dienste; sie verlor sich aber von dem ande-
ren Schiff in der Gegend der Insel Chatam, und obwohl die
›Pandora‹ mehrere Tage lang in Sicht derselben blieb, hörte
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man doch von ihr und
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