Die Meuterer der ›Bounty‹
auszukommen suchen. Nur um diesen
Preis ist eine Rettung möglich und dann auch nur in dem
Fall, daß ihr mir unweigerlich Folge leistet. Antwortet mir
ohne Rückhalt! Seid ihr entschlossen zu diesem Wagnis?
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Schwört ihr, meinen Anordnungen, sie mögen lauten, wie
sie wollen, stets nachzukommen? Versprecht ihr, jede Ent-
behrung ohne Murren zu ertragen?«
»Ja, ja, das schwören wir!« riefen einstimmig die Gefähr-
ten von Kapitän Bligh.
»Meine Freunde«, fuhr dieser fort, »laßt unser gegensei-
tiges Unrecht, unsere Abneigung, unseren Haß vergessen
sein. Widmen wir uns ohne persönlichen Groll dem Inter-
esse aller, das uns allein leiten mag!«
»Wir versprechen es!«
»Wenn ihr ehrlich Wort haltet«, so schloß Bligh, »und
nötigenfalls würde ich das zu erzwingen wissen, dann stehe
ich für unsere Rettung!«
Man schlug nun einen Kurs nach Ostnordosten ein. Der
bisher ziemlich starke Wind gestaltete sich am Abend des
4. Mai zum Sturm. Die Wellen wuchsen dabei so sehr an,
daß das Boot zwischen ihnen vollständig verschwand. Mit
jedem Augenblick steigerte sich die Gefahr. Durchnäßt und
durchkältet hatten die Unglücklichen an diesem Tag zur
Stärkung nichts anderes als eine Tasse Tee mit Rum und das
Viertel einer halbverfaulten Brotfrucht.
Am nächsten Morgen sowie während der folgenden Tage
trat keinerlei Änderung ein. Das Boot glitt zwischen zahl-
losen Inseln und Eilanden dahin, von denen da und dort
Pirogen danach abstießen.
Wollten sie es verfolgen oder versuchten sie nur Tausch-
handel zu treiben? Im Zweifel darüber wäre es unklug ge-
wesen, anzuhalten. Mit Hilfe ihrer von günstigem Wind
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geschwellten Segel ließ die Schaluppe jene auch bald weit
hinter sich zurück.
Am 9. Mai brach ein furchtbares Gewitter los. Blitz und
Donner folgten sich ohne Unterlaß. Der Regen stürzte in
solchen Strömen herab, daß auch die heftigsten Gewitter
unserer Klimate davon keine Vorstellung zu geben vermö-
gen. An ein Trocknen der Kleidungsstücke war lange Zeit
gar nicht zu denken. Da kam Bligh darauf, sie ins Meer zu
tauchen und dadurch mit Salz zu tränken, um der Haut wie-
der etwas von der durch den Regen entzogenen Wärme zu-
rückzugeben. Jedenfalls ersparten diese Platzregen, die dem
Kapitän und seinen Begleitern so viel Ungemach verursach-
ten, ihnen doch eine andere schreckliche Qual, nämlich die
des brennenden Durstes, den die unausstehliche Hitze ge-
wiß schnell hervorgerufen hätte.
Am 17. Mai, dem Morgen nach einem furchtbaren Un-
wetter, fingen aber doch alle zu klagen an.
»Wir werden unmöglich genug bei Kräften bleiben, um
Neuholland zu erreichen«, jammerten alle einstimmig.
»Durchnäßt vom Regen und von Anstrengungen erschöpft,
finden wir ja keinen Augenblick Ruhe. Werden Sie jetzt, Ka-
pitän, wo wir schon halb Hungers sterben, nicht die Ratio-
nen vergrößern? Was schadet es, wenn unsere Vorräte zu
Ende gehen? In Neuholland werden wir sie ja leicht erset-
zen können!«
»Nein, dem kann ich nicht zustimmen«, erwiderte Bligh,
»das hieße als Toren zu handeln. Wie, jetzt nach Zurückle-
gung kaum der Hälfte des Weges nach Australien, seid ihr
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schon mutlos? Glaubt ihr denn, auf der Küste Neuhollands
so leicht Lebensmittel zu finden? Da kennt ihr Land und
Leute dort nur schlecht!«
In kurzen Zügen schilderte Bligh darauf die Natur des
Bodens, die Sitten der Eingeborenen und die geringe Aus-
sicht auf wohlwollenden Empfang von deren Seite, alles
nach eigenen Erfahrungen von seinen Erdumsegelungen
mit Kapitän Cook her darstellend. Noch einmal gaben sich
seine beklagenswerten Leidensgefährten zufrieden und
schwiegen.
Während der folgenden 14 Tage blieb es klarer Son-
nenschein, bei dem man wenigstens die Kleider trocknen
konnte. Am 27. fuhr das Boot durch den Riffgürtel an der
Ostseite Neuhollands. Hinter dieser madreporischen Kette
lag das Meer ruhig, und einige Inselgruppen ergötzten das
Auge mit ihrer exotischen Pflanzenpracht.
Mit großer Vorsicht ging man ans Ufer. Hier zeigten sich
keine anderen Spuren von einem Aufenthalt Eingeborener
als alte Feuerstellen. Endlich winkte also eine ruhige Nacht
auf festem Land.
Aber essen, essen wollte jeder. Glücklicherweise ent-
deckte einer der Matrosen eine Austernbank. Das war ein-
mal ein Schmaus!
Am folgenden Tag fand Bligh in der Schaluppe noch ein
Vergrößerungsglas, einen Feuerstahl und einen
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