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Die Mission des Wanderchirurgen

Die Mission des Wanderchirurgen

Titel: Die Mission des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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zukommt.«
    »Und was hat das alles mit der kleinen Dienerin zu tun?«
    Der Magister blinzelte. »Ganz einfach. Ich versuche, Rabia auf unsere Seite zu ziehen. Sie ist ein gutes Kind. Je mehr sie uns mag …«
    »Du meinst, je mehr sie dich mag …«
    »Also gut, je mehr sie mich mag, desto schwerer wird es ihr fallen, mich und meine Freunde dieser Todesarbeit auszuliefern.«
    »Donnerwetter, du bist ja ganz schön durchtrieben.«
    »Der Zweck heiligt die Mittel.
Cum finis est licitus, etiam media sunt licita.
Und nun schlafe, du Unkraut.«
     
    Der Wind aus den Tiefen der Sahara war stärker geworden. Er blies direkt aus Süden und machte jeden Schritt zu einer neuen Anstrengung. Gegen Mittag hob der Khabir seinen Stock und befahl zu rasten. »Es ist unentschlossener Wind«, sagte er zu Rabia, die sich im Schutze ihres Kamelhengstes niedergesetzt hatte. »Noch zögert er, ob er zum Sandsturm anwachsen oder wieder einschlafen will. Wenn die Schatten länger werden, wissen wir es.«
    »Ich würde dir gern einen Minztrank anbieten«, sagte Rabia, »damit wir die entzückenden Tässchen ausprobieren können, aber ich fürchte, bei diesem Wetter kann kein Feuer entzündet werden.«
    »Da hast du sicher Recht.« Der Khabir setzte sich und zupfte an seinem Gesichtsschutz. Gegen den heranwehenden Sand trug er einen Schleier, was ihn wie einen Tuareg aussehen ließ. Auch seine Männer hatten sich derart gegen den Wind gewappnet, während sie die Kamele von ihren Lasten befreiten.
    »Was transportiert die Karawane eigentlich?«, wollte Rabia wissen.
    »Das weißt du nicht?«, wunderte sich der Khabir. »Nun, vielleicht kannst du es auch nicht wissen, denn was wir mit uns führen, ist außerordentlich vielfältig. Fez liegt tief im Landesinneren, und deshalb haben wir alles geladen, was man dort nicht ohne Weiteres kaufen kann. Zum Beispiel Seide und Seidengarn aus China, Drogen und Arzneien aus Lissabon, Gitarren und andere Saiteninstrumente aus Spanien, außerdem Mehl, Zucker und Gewürze, Pflanzensamen, Dörrfisch, ja, auch Waffen und sogar rohes Eisen für die Schmiede, damit sie allerlei Gerätschaften für Haus und Feld herstellen können.«
    Rabia bemerkte, dass sie auf einmal die zahllosen Kisten und Ballen, die von den Kamelrücken genommen wurden, mit anderen Augen ansah. »Und was transportiert ihr, wenn es zurück nach Tanger geht?«
    Der Khabir lächelte. »Natürlich alles das, was es dort wenig oder gar nicht gibt. Gummiarabikum aus Darfur, denn von dort kommt die feinste Ware: bestes Harz aus der Rinde der Akazie, von lichter gelblicher Farbe. Man benötigt es für Schönheitsmittel und Medikamente, aber auch für etwas so Alltägliches wie Klebstoff. Ferner Salz aus der Gegend von El-’Atrun in der sudanesischen Wüste, außerdem Leder- und Töpferwaren und Gold- und Silberschmuck aus dem Judenviertel.«
    »Und alles das kannst du in Tanger verkaufen?«
    »Nicht ich, sondern mein Herr, der auch der deine ist – Chakir Efsâneh. Jede Karawane, die zu ihm zurückkehrt, bringt ihm zahllose Goldmünzen ein und macht ihn wieder ein Stück reicher, wenn das überhaupt noch möglich ist.«
    Rabia kam ein Gedanke, und sie sagte vorsichtig: »Du weißt ja, Hadschi Abdel Ubaidi, dass die mitgeführten Sklaven in den Foggara arbeiten sollen. Glaubst du, sie sind den hohen Kaufpreis, von dem ich dir erzählte, wert?«
    Der Khabir stutzte. Dann musterte er die junge Frau eingehend, als wolle er dadurch sicherstellen, dass er ihr vertrauen konnte. Er antwortete: »Die sechs Sklaven sind meiner Meinung nach völlig überbezahlt. Sie sind körperlich zu schwach und im Kopf zu eigenwillig. Wenn ich nur an diesen kleinen Geschichtenerzähler denke, der ständig um dich herumscharwenzelt. Man stelle sich vor: ein Sklave, der Schach spielen kann! Der andere, der Blonde, ist Arzt, so wurde mir gesagt, was auch nicht von Nutzen für die Foggara ist, von dem albernen Zwerg einmal ganz abgesehen. Neger wiederum eignen sich manchmal recht gut für Schwerstarbeit, kränkeln aber leicht bei mangelndem Sonnenlicht. Die beiden letzten Sklaven schließlich wirken unscheinbar, wenn man davon absieht, dass dem einen die Zunge herausgeschnitten wurde. Unter dem Strich also ein glatter Fehlkauf, wenn du mich fragst. Allerdings muss man bedenken, dass ihn die Herrin tätigte. Dem Herrn wäre so etwas niemals passiert.«
    Rabia nickte. »Ja, Khabir, das sehe ich auch so. Außerdem wollte ich dir noch danken, dass du es zulässt, wenn der

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