Die Mission
die Zeit mit den fleischlichen Genüssen des Ghettos vertreiben, Miss Trixie. Offensichtlich sind ihnen die Reize der polnischen Frauen lieber als die der verklemmten Damen im ForthRight.«
Trixie hatte keine Kraft mehr, sich gegen diese Kränkung zur Wehr zu setzen. Ihr war es mittlerweile egal, was Wysochi und die anderen polnischen Schweine über sie dachten. Das Einzige, was zählte, war, dass sie ihr halfen, SS -Leute zu töten.
Ein eisiger Windstoß wirbelte um sie herum. Trixie streifte die Kapuze ihrer Jacke über und stapfte weiter durch den Schnee. Obwohl die Straßen im Schneesturm kaum noch zu erkennen waren, spürte Trixie, dass sie sich dem Fluss näherten. Der üble Geruch, der ihnen vom Rhein entgegenschlug, war kaum auszuhalten.
»Das kommt vom Gaswerk. Während der Nacht säubern sie die Filter«, erklärte Wysochi, als er sah, wie sie die Nase rümpfte. »Im Warschauer Sektor wird der gesamte Gasverbrauch der Demi-Monde produziert. Nicht besonders glanzvoll und auch nicht besonders einträglich, aber ohne uns Polen wären die Lichter im ForthRight schon längst ausgegangen.«
Das wäre was, dachte Trixie und wünschte, sie hätte ihr Duftkissen eingepackt. Der Gestank war derart übel, dass sich ihr der Magen umdrehte.
Wysochi jedenfalls hielt Wort. In nur fünf Minuten hatte er einen Bootsmann ausfindig gemacht, der bereit war, die Gruppe von Nachtschwärmern über den Rhein nach Berlin zu bringen. Alle achtzehn gingen an Bord der Whitehall Gig. Der Bootsmann forderte die Herrschaften auf, »die Schnauze zu halten«, und dann ging es los. Trotz des Schneesturms, der sie blind machte, schien er genau zu wissen, wo sie sich befanden – wahrscheinlich braucht er sich nur nach dem Gestank des Gaswerkes zu richten, dachte Trixie – und lotste seine vier Ruderer zu einem Kai einige hundert Meter von der Oberbaum-Brücke entfernt. Noch während er versuchte, das Schiff in der Ebbtide anzudocken, sprang Major Dabrowski an Land und führte dann seine Truppe vorsichtig die eisglatten Stufen zum Kai hinauf.
Der Überfall hatte begonnen.
Leider erwies sich die Geheiminformation, die Trixies Vater ihnen gegeben hatte, als falsch. Er hatte Dabrowski erzählt, dass Waffen und Munition auf zwei Kähnen transportiert wurden: einem Dampfschiff der Crowley-Klasse mit einem Kahn der Beria-Klasse ohne eigenen Antrieb im Schlepptau. Doch als sie sich durch den Schneesturm einen Weg zum Kai gebahnt hatten, entdeckten sie drei Boote. Das Dampfschiff hatte noch einen weiteren Frachtkahn im Schlepptau. Trixie rutschte das Herz in die Hose. Sie war zuversichtlich, nun ja, einigermaßen zuversichtlich gewesen, dass sie in der Ebbtide mit zwei Kähnen fertig werden konnte, aber drei? Das war eine völlig andere Ausgangslage. Nur die versiertesten Rheinkapitäne waren in der Lage, drei Kähne zu steuern, und das auch nur dann, wenn sie über erfahrene Steuermänner verfügten, die sich bestens in ihrem Geschäft auskannten.
Der Rhein war zu unberechenbar für Amateure wie Trixie.
»Das sind drei Schiffe, Major«, flüsterte Trixie. »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«
Dabrowski sah sie an. »Was sollen wir machen? Jetzt ist es zu spät für einen Rückzieher.«
»Koppeln Sie den zweiten Schleppkahn ab. Kappen Sie die Verbindung.«
»Aber die Gewehre …«
Aus schierer Angst und Panik fiel Trixies Antwort schärfer aus, als sie beabsichtigt hatte. »Verdammt nochmal, Major. Entweder Sie tun, was ich sage, oder wir laufen Gefahr, alles zu verlieren.«
Doch der Major hatte keine Zeit zu antworten. Feldwebel Wysochi und zwei weitere Männer mit Messern waren bereits über die Reling an Bord des Dampfers gesprungen und suchten nach den Wachposten. Trixie hörte ein dumpfes Handgemenge, einen erstickten Schrei und anschließend ein Platschen im Wasser, als wäre ein Mann über Bord gegangen. Kurz darauf tauchte der Feldwebel mit einem grausamen Grinsen im Gesicht wieder auf. Der Kerl war ein Tier, eine Bestie, die aber sehr gut darin war, SS -Leute zu töten. »Die Luft ist rein, Major«, sagte er leise.
»Okay, Gorski!«, befahl Dabrowski dem jungen Leutnant. »Bringen Sie Ihre Männer an Bord. Jeweils die Hälfte auf die ersten beiden Kähne. Sie sollen sich bereit machen, Eindringlinge abzuwehren. Es wird brenzlig werden.« Dann wandte er sich Wysochi zu. »Feldwebel, bringen Sie Miss Trixiebell aufs Brückendeck und sorgen Sie dafür, dass zwei Mann die Maschine in Gang bringen.«
»Sie ist bereits in
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