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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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Checkya auf der Brücke hatte den grandiosen Einfall, Handgranaten auf die Schiffe zu werfen, und da lag es nahe, mit dem zweiten Schleppkahn, der sich zwischen den Pfeilern verfangen hatte, anzufangen. Das Schicksal wollte es, dass die dritte Handgranate das Tau zerfetzte, mit dem er an den ersten Schleppkahn gebunden war. Trixie spürte, wie dieser einen Satz nach vorne machte, als er nicht mehr zurückgehalten wurde, und sich zusammen mit dem Dampfschiff immer mehr von der Brücke entfernte.
    Dann explodierte hinter ihnen der zweite Schleppkahn.
    Die Wucht der Detonation war so gewaltig, als hätte eine unsichtbare Hand das Boot in die Luft gehoben und dann wieder fallen lassen. Trixie wurde quer durchs Ruderhaus geschleudert, knallte mit dem Kopf gegen eine Strebe und verlor für den Bruchteil einer Sekunde das Bewusstsein. Als sie wieder zu sich kam, hämmerte es in ihrem Kopf, und ihr Arm war unnatürlich verdreht. Sie spürte einen stechenden Schmerz in der Schulter, und in ihren Ohren hallte noch immer das Krachen der Explosion nach. Mit letzter Kraft kämpfte sie sich hoch. Sämtliche Fenster der Brücke waren zerborsten, dichter Schnee und eiskalter Wind schlugen ihr ins Gesicht und in die Augen. Das ganze Schiff schien Feuer gefangen zu haben, brennende Schuttteile und Asche von dem zerstörten Kahn lagen überall auf dem Deck verstreut, schwarzer Rauch trieb über dem Fluss. Es war die Hölle. Der Gestank nach Kordid raubte ihr den Atem. Trixie keuchte, spuckte Staub und Galle aus.
    Zum Glück hatte der Kompass die Explosion überstanden. Sie riss sich einen Streifen Stoff aus der Bluse, wischte das Glas ab und überprüfte den Kurs. Zumindest wusste sie jetzt, in welche Richtung sie steuern musste. Mit dem gesunden Arm drehte sie das Steuer Richtung Norden.
    Während das Boot wieder Kurs nahm, sah sich Trixie hastig um. Zuerst glaubte sie, die einzige Überlebende zu sein, doch dann erhoben sich nach und nach immer mehr Gestalten ringsum. Sie stöhnten vor Schmerz, klopften sich Staub und glimmende Asche von der Kleidung und taumelten wie Betrunkene.
    Zum Glück befand sich auch Wysochi unter ihnen, allerdings wirkte er ziemlich mitgenommen. Er hatte seine Mütze verloren, das Haar war teilweise versengt, das Gesicht schwarz vor Ruß und mit unzähligen Schnittwunden und Kratzern übersät. Merkwürdig, aber es sah aus, als dampfte er. Sobald der Schnee seine Armeejacke berührte, löste er sich in Dampf auf.
    »Sind Sie verletzt?«, schrie er, und da merkte Trixie, dass sie auf einem Ohr taub war. Sie fasste sich ans rechte Ohr, es fühlte sich an, als fehlte ein Stück.
    »Ich glaube, ich habe mir die Schulter verrenkt«, rief sie zurück. Das kaputte Ohr schien ihr nicht der Rede wert. Sie erkannte kaum ihre eigene Stimme wieder. Sie klang heiser und rau vom vielen Schreien und um mindestens eine Oktave tiefer. »Ich werde Hilfe beim Andocken brauchen.«
    Wysochi nickte und verschwand in der Dunkelheit. Kurz darauf tauchte er wieder auf. »Besser als ich befürchtet und schlimmer als ich gehofft hatte: Zehn Mann haben überlebt. Manche sind in einer üblen Verfassung, aber sie werden durchkommen.«
    »Was ist mit Major Dabrowski?«
    »Er wurde von fliegenden Holzstücken am Kopf getroffen, aber er wird es überleben.« Er schwankte leicht, so sehr schlingerte das Dampfschiff in der Strömung. »Wenn ich mich nicht irre, müssten die Werften von Gda ´ nsk dort drüben sein. Etwa eine halbe Meile von hier. Jetzt kann ich das Steuer übernehmen, Miss Trixie. Und … vielen Dank.«
    Trixie musste Wysochi für seine Energie bewundern. Trotz seiner Verletzungen, trotz des improvisierten Verbands um die linke Hand, trotz übler Verbrennungen im Gesicht spornte er seine Männer unermüdlich an. Kaum hatten sie angelegt, teilte er die Reste seiner kleinen Armee in zwei Gruppen ein. Dann schickte er sie los, um Träger und Dampfwagen zu organisieren, damit sie die Kähne noch vor Sonnenaufgang entladen konnten.
    Im Gegensatz zu ihm saß Dabrowski zusammengesunken und antriebslos neben dem Schiff. Die Verletzung am Kopf hatte ihn außer Gefecht gesetzt. Er war kaum bei Bewusstsein und schien nicht zu verstehen, was um ihn herum vor sich ging.
    »Jemand muss Kowal wecken, den Leiter der Werft«, sagte Wysochi zu seinem Major. »Wir brauchen Leute, die die Winden und Kräne bedienen.«
    Dabrowski hob langsam den Kopf und sah Feldwebel Wysochi aus glasigen Augen an. Soweit Trixie erkennen konnte, war er völlig

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