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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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aufblühten. Sie jedenfalls hatte sich in einundzwanzig Kampftagen völlig verändert. Einundzwanzig Tage, an denen sie Menschen in den Tod geschickt hatte. Viele Menschen, junge und alte, tapfere und ängstliche … Männer, Frauen und Kinder. Und stets hatte sie Haltung wahren und resolut bleiben müssen. Nicht einen Moment hatte sie es sich leisten können, Schwäche oder Verletzlichkeit zu zeigen. Sie musste der Fels sein, auf den ihre Truppen all ihre Hoffnungen setzten. Das war ihr größter Sieg. Nicht die Schlacht um die Oberbaum-Brücke, nicht die Verteidigung der Ersten Barrikade. Nein, ihr größter Triumph war die Beherrschung ihrer eigenen Gefühle gewesen. Gefühle waren etwas für Schwächlinge.
    Sie warf Dabrowski einen Blick zu. Er war schwach, so schwach, dass er jetzt wie aufgelöst vor ihr stand.
    Ihr juckte der Finger am Abzug der Webley. Die Versuchung, diesen Hundesohn zu erschießen, war fast überwältigend.
    Nicht jetzt.
    Nicht solange sie noch in der Lage war, Dabrowski Hoffnung zu machen. Nicht jetzt, wo sie Hauptmann Dashwood geworden war. Bei allen Geistern, was hatte es ihn Mühe gekostet, eine Frau zum Regimentskommandanten zu befördern. Aber nach der Schlacht an der Ersten Barrikade hatte er sich nicht mehr widersetzen können. Andernfalls hätten die Soldaten womöglich gemeutert.
    Dabrowski spürte wohl, dass sie ihn kritisch beobachtete. Er sah auf und suchte mit seinem leeren, verschwommenen Blick im dunklen Keller nach ihr. »Sind Sie sicher, Hauptmann Dashwood?«
    »Jawohl. Die SS wird in vier Tagen die Kontrolle über die Blutbank gewinnen.«
    »Sie haben sie doch so lange aufgehalten.«
    Da lag das Problem. Dabrowski und die anderen hatten sich daran gewöhnt, dass Trixies Einheit die SS jedes Mal zurückschlug, und jetzt hielten sie es für selbstverständlich, dass die Blutbank nicht fallen würde. Trotzdem mussten sie der Wahrheit ins Auge sehen. »Wir verfügen weder über schwere Waffen noch genügend Sprengstoff, um die SS im Zaum zu halten. Wir können uns ihnen mit unseren Körpern entgegenwerfen, aber das ändert auch nichts. Unsere Kämpfer sind ausgelaugt, waffentechnisch unterlegen und laufen Gefahr, eingekesselt zu werden. Wenn ich sie jetzt nicht zurückziehe, werden wir das ganze Regiment verlieren.«
    Dabrowski wandte sich an den Delegierten Trotzki. »Wie steht es um unsere Blutreserven?«
    Unglaublich, aber der alte nuJu war noch hagerer als vor drei Wochen. Hagerer, aber mit demselben entschlossenen Ausdruck.
    Trixie war der Meinung, dass Trotzki der Freien Armee Warschaus bei ihrem Kampf gute Dienste geleistet hatte. Er galt als unbestechlich, und man hatte ihn einstimmig zum Verwalter der Blutreserven Warschaus ernannt. Er war seinem Ruf gerecht geworden und hatte sich den Forderungen der Reichen und Mächtigen nach größeren Rationen standhaft widersetzt. Die anderen Delegierten hassten ihn für seine Sparsamkeit, doch indem er jeden Blutstropfen vorsichtig rationiert hatte, war es ihm gelungen, Warschau länger als Trixie je geglaubt hätte am Leben zu erhalten. In einem anderen Leben hätte er einen perfekten RaTionalisten abgegeben.
    Trotzki strich sich über den Bart und antwortete: »Nicht gut. Das Lager, in dem wir die meisten Reserven aufbewahrt haben, wurde vor wenigen Tagen von der Artillerie getroffen. Wir haben so viele Reserven wie möglich gerettet.« Er zuckte traurig die Achseln. »Nach meiner Schätzung müssten wir noch Vorräte für eine Woche haben … nicht mehr. Mit dem, was wir aus der Blutbank herausholen können, bevor die SS uns überrennt, könnte Warschau noch etwa zwei Wochen durchhalten.«
    Dabrowski vergrub den Kopf in den Händen. Einen Moment dachte Trixie, er würde in Tränen ausbrechen. Ein Trauerspiel. Führer weinen nicht.
    Schließlich hob Dabrowski den Kopf und lächelte resigniert. »Nun, zwei Wochen, nachdem die SS die Warschauer Blutbank eingenommen hat, werden wir also an Blutmangel sterben, Hauptmann Dashwood. Kein allzu rühmliches Ende für unsere kleine Revolution.«
    »Ich muss doch sehr bitten!«, sagte Trotzki leise. »Zumindest haben wir mit unserem Kampf der ganzen Welt gezeigt, dass das ForthRight und seine Waffen- SS nicht unbesiegbar sind. Jetzt weiß der Rest der Demi-Monde, dass man dieses Ungeheuer schlagen kann. Wenn ein paar tausend schlecht trainierte und schlecht ausgerüstete Partisanen die SS aufhalten können, dann gibt es auch für alle anderen noch Hoffnung.«
    »Eine klägliche

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