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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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wirklich gruselig. Der Kerl ist ja total irre.«
    Der Professor nickte. »Heydrich war das klassische Beispiel eines Psychopathen. Die Gesellschaft war ihm völlig egal, er war unfähig, Freundschaften zu schließen, außer wenn sie seinen persönlichen Ambitionen und den Wünschen der beiden Ungeheuer dienten, die seine Vorbilder waren, Hitler und Himmler. Ein Mann ohne die geringste Spur von Reue oder Gewissen. Das Fehlen jeglicher Menschlichkeit war sein Hauptmerkmal. Reinhard Heydrich war wie alle Psychopathen schwer geschädigt.«
    So wie Billy.
    Professor Bole stand auf. »Da aber Heydrichs Psychose mit einem genialen Talent für Verwaltungsangelegenheiten und Organisation einherging, machten ihn seine Krankheit und seine Fähigkeiten zu einem der meistgefürchteten Individuen seiner Art, zu einem Überpsychopathen … das, was wir als eine α -Singularität bezeichnen.«
    »Ich dachte, Heydrich wäre bereits als α -Singularität kreiert worden?«, unterbrach der Captain.
    »Angesichts der Entwicklungen in der Demi-Monde nach Beginn der Simulation waren wir gezwungen, Reini neu zu klassifizieren. Immerhin hat er bereits zwei der fünf Sektoren der Demi-Monde unter seine Kontrolle gebracht. Eine äußerst bemerkenswerte Leistung. Wir haben ihn jetzt zur α -Singularität erhoben, und wenn Chaos und Unordnung an der Tagesordnung sind, dann kommen α -Singularitäten wie unser Freund Reini aus den Löchern, um ihre schrecklichen kleinen Spielchen zu spielen.«
    »Wie viele von solchen Singularitäten laufen in der Demi-Monde frei herum?«
    »Bei der letzten Zählung waren es achtzehn.«
    Mein Gott … achtzehn solcher Hundesöhne … achtzehn wie dieser Reinhard Heydrich.
    Ella konnte nur hoffen, dass die Cybermauern, die man um die Demi-Monde gebaut hatte, stark genug waren, um so viel Böses im Zaum zu halten.

6
    Demi-Monde:
40. Tag im Winter des Jahres 1004
    HerEtikalismus ist eine Religion aus Coven, die die Überlegenheit des weiblichen Geschlechts und die Unterjochung des Mannes propagiert. Zutiefst fanatisch und männerfeindlich geht der ketzerische Glaube davon aus, dass es demimondeweit nur dann Frieden und Fortschritt geben kann – ein idyllischer Zustand, der unerreichbar ist und als ›MostBien‹ bezeichnet wird –, wenn die Männer (in Coven sagt man NonFemmes) eine untergeordnete Rolle in der Gesellschaft spielen. Der HerEtikalismus hat eine noch radikalere Schwesterreligion, die als Suff-Ra-Gettismus bekannt ist und Gewalt als einziges Mittel betrachtet, um Veränderungen in der Demi-Monde durchzuführen. Suff-Ra-Getten vertreten die Auffassung, dass die Entfernung der männlichen Spezies aus dem Fortpflanzungszyklus eine notwendige Bedingung zur Erreichung des MostBien ist. Die sexuellen Praktiken des HerEtikalismus sind derart widernatürlich und obszön, dass man sie in der ganzen Demi-Monde als ›LessBiens‹ verspottet.
    – Otto Weininger,
Die Religionen der Demi-Monde.
Veröffentlichungen der Universität zu Berlin
    Trixie hatte nicht einmal die Zeit, ihre Haube abzunehmen, da stand Crockett, der Butler der Dashwoods, schon neben ihr. »Der Master möchte Sie auf der Stelle in seinem Arbeitszimmer sehen, Miss Trixiebell.«
    »Was soll die Eile, Crockett? Warum will mich mein Vater so dringend sprechen?«
    »Der Kamerad Kommissar hielt es nicht für angebracht, mich darüber zu informieren, sodass ich Ihre Frage nicht beantworten kann, Miss Trixiebell. Aber wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Ihr werter Vater erschien mir etwas aufgewühlt.«
    »Nun, aufgewühlt oder nicht, er wird wohl oder übel warten müssen. Ich muss mich vorher umziehen …«
    Der Butler schob seinen massigen Körper zwischen Trixie und die Treppe. »Der Master sagte ausdrücklich ›auf der Stelle‹, Miss Trixiebell. Und er war diesbezüglich sehr eindeutig.«
    »Sehen Sie mich doch nur an. So kann ich doch nicht vor ihm erscheinen.«
    »Er sagte ›auf der Stelle‹, Miss Trixiebell.«
    Als Trixie ins Arbeitszimmer ihres Vater stolzierte, fand sie, dass er sichtlich mitgenommen aussah. Sein hübsches Gesicht war bleich, das lockige Haar, das er normalerweise mit einer dicken Schicht Pomade bändigte, zerrauft. Er hatte sogar einen Blutfleck auf dem Revers seines Gehrocks. Trixie traute ihren Augen nicht.
    Irgendetwas musste wirklich im Argen liegen, wenn sich der sonst so unbeugsame Kamerad Kommissar Algerson Dashwood genötigt sah, schon so früh am Tag zur Flasche zu greifen. Bislang war es eine eiserne

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