Die Mission
unverzichtbaren Teil einer spiritistischen Sitzung geworden sind, sodass ein Experte wie Sie ohne sie …«
Verständnisvolles Kopfnicken.
»… Mühe hat, überhaupt ernst genommen zu werden.«
»Das wäre eine präzise und zutreffende Zusammenfassung.«
»Was für eine Rolle spiele ich dabei?«, wollte Ella wissen.
»Ich brauche eine Assistentin, Miss Thomas. Eine hübsche, aufgeweckte und intelligente Assistentin, die mir bei der Ausführung einiger theatralischen Elemente, zu denen ich mich bei meinen Séancen leider genötigt sehe, zur Hand gehen kann.«
Ella lächelte. »Sie wollen also, dass ich Ihnen bei Ihren Schwindeleien helfe.«
»Das ist eine etwas drastische Art, Ihre Aufgabe zu beschreiben, aber ich denke, es trifft die Sache, ja.«
»Verstehe. Und würde die hübsche, aufgeweckte, intelligente und hilfreiche Schwindlerin für ihre Mühen auch entlohnt werden?«
»Pro Vorstellung eine Guinee …«
Ella lachte verächtlich.
»… im Voraus und eine weitere nach erfolgreichem Abschluss jeder Séance.«
»Zwei Guineen nach der Vorstellung«, erwiderte Ella, »also drei insgesamt pro Sitzung.«
»Na schön, aber Ihr Kostüm müssen Sie von Ihrem Vorschuss bezahlen. Nicht dass Sie mir das Fell über die Ohren ziehen und sich anschließend aus dem Staub machen.«
»Ich überlege es mir. Im Augenblick bin ich nicht gerade in der Stimmung, derart wichtige Entscheidungen hinsichtlich meiner Karriere zu treffen. Ich wohne gleich hier um die Ecke, und dort«, sie zeigte mit dem Finger auf die andere Straßenseite, »finden Sie auch das Café, von dem ich Ihnen erzählt habe. Treffen wir uns morgen Mittag dort, um alles noch einmal in aller Ruhe zu …«
Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Um die Ecke sah sie das Gebäude, in dem sie wohnte, aber auch die drei schwarzen Minnas, die draußen parkten, und die Meute von schwarz uniformierten Checkya-Offizieren, die am Eingang des Gebäudes herumlungerten. Auf der Straße hatte sich eine große neugierige Menschenmenge versammelt. Instinktiv blickte Ella zum fünften Stock hinauf, wo laut PINC ihre Wohnung lag. Fast wäre ihr Herz stehen geblieben. Ihre Wohnung war hell erleuchtet, und durch die Fenster – niemand hatte sich die Mühe gemacht, die Läden zuzuziehen – sah man, wie die Checkya-Offiziere ihre Bücherregale durchsuchten.
Ella gefror das Blut in den Adern.
»Die durchsuchen meine Wohnung. Ich muss wissen, was da vor sich geht …«
Vanka hielt sie am Arm fest. »Ich glaube nicht, dass das klug wäre, Miss Thomas. Bei der Checkya weiß man besser im Voraus, was vor sich geht, als dass man sich auf die zwei mythischen Bestien Glück und Gesetz verlässt. Warum bleiben Sie nicht hier im Dunkeln dieses Eingangs stehen, während ich mich ein bisschen umhöre?«
Dank PINC wusste Ella, was für eine gewissenlose und üble Bande Berias Checkya war, daher war sie angesichts dieser Entwicklung dermaßen aufgebracht, dass sie nur ein Nicken zustande brachte. Am meisten Sorgen machte ihr die Tatsache, dass die Checkya schon so rasch nach ihrem Eintreffen in der Demi-Monde aufgekreuzt war. Sie hatte den Professor so verstanden, dass sie auf der sicheren Seite wäre, solange sie nicht verletzt wurde und niemand herausfand, dass sie bluten konnte. Er hatte ihr versichert, ihre Identität und ihre Herkunft wären idiotensicher. Aber wenn das stimmte, warum suchte dann die Checkya nach ihr?
Sie zog sich in die Dunkelheit des Eingangs zurück und beobachtete, wie Vanka über die Straße schlenderte und sich zu der Gruppe von Gaffern gesellte. Etwa zehn Minuten lang plauderte er mit den Leuten ringsum, lachte, zeigte auf das erleuchtete Fenster von Ellas Wohnung, riss Witze, machte höflich Platz für die Damen, die in die Menschenmenge hinein- oder aus ihr herauswollten, und rauchte am Ende auch noch eine Zigarette mit einem der Checkya-Offiziere. Unglaublich. Möglich, dass er ein Schwindler war, aber er schien auch vor nichts Angst zu haben.
Als Vanka wenig später einen hochgewachsenen, schlanken Mann ansprach, der einen pechschwarzen Gehrock und einen ebensolchen Zylinderhut trug, traute Ella ihren Augen nicht. Sie musste zweimal hinsehen. Der Kerl hatte ihr zwar den Rücken zugewandt, doch sie hätte schwören können, dass sie für den Bruchteil einer Sekunde einen Doppelgänger von Professor Septimus Bole gesehen hatte. Dann tauchte der Mann in der Menschenmenge unter und verschwand aus ihrem Blickfeld. Sehr seltsam …
Sie schüttelte den
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