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Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)

Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)

Titel: Die Mitte des Weges: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Hemd.
    »Nun guck nicht so«, sagt sie. »Ist eben passiert. Und das musste ich dir sagen. Soll ich jetzt wieder gehen?«
    » Für wie dämlich hältst du mich?«, fragt er und vergewissert sich noch einmal, ob die Tür auch richtig abgeschlossen ist.
     
     
    Frank Wille grinst und Oskar Kowalke sagt: »Wie lange isse jetzt bei ihm?«
    » Eine halbe Stunde.«
    » Wird Zeit, dass der Junge ne Kaline kriegt. Geht ja nich, dass er euch die ganze Zeit auf der Pelle hockt.«
    Frank rammt den Spaten ins Gras. Die Herbstsonne liegt auf seinem Schweiß, und obwohl der Wind die Haut unangenehm kühlt, genießt Frank jede Sekunde. Das ist Licht, ist Wetter, ist alles, nur nicht Dunkelheit, Staub und Schwärze.
    » Pause?«, fragt Oskar.
    » Ein Fläschchen in Ehren kann man niemandem verwehren.«
    » Hast Recht, Kumpel.«
    Sie gehen zum Gartentisch und prosten sich zu. Lotte ist drinnen und macht Frikadellen und Kartoffelsalat, während die Männer den Garten in Ordnung bringen und Spaß miteinander haben.
    Oskar rülpst und Frank sagt: »Tom war bis gestern in Berlin. Sein Onkel ...«
    » Meinste diesen glattgesichtigen Otto mit der Brille?«
    Frank grinst und nickt. »Ja, den meine ich. Der hat Tom versprochen, ihm beruflich zu helfen. Ist schließlich ein hohes Tier bei der Versicherung, obwohl Lotte mir was erzählt hat von wegen Kündigung, aber so richtig kann ich mich mehr daran erinnern. War wohl schon etwas später.«
    » Geht er dann nach Berlin?«
    » Du meinst Tom? Nein, er sagte, er könne in Dortmund oder Essen arbeiten, vielleicht sogar hier in Bergborn.«
    » Das sieht mir nach watt Echtes aus«, winkt Oskar zum Haus hin. Sie haben das hübsche Mädchen gesehen, wie es klingelte und eingelassen wurde. Und noch immer ist sie bei ihm.
    Frank verzieht das Gesicht. »Liebe Güte, Oskar. Nur weil er mal Mädchenbesuch kriegt, heißt das noch lange nicht, dass was geschieht. Ich hoffe nur, dass Lotte die beiden in Ruhe lässt. Sie hat da so eine Eigenart ...«
    » Er is alt genug für die Heirat, sach ich dich. Vielleicht kriegste dann noch ein gesundes Enkelkind oder ein paar mehr. Also nix gegen Jasmina, ist richtig süß, die Kleine, aber du verstehst mich, oder?«
    Frank begreift, was Oskar meint. Er weiß, dass Oskar nicht nur Mitleid mit Ottilie, sondern auch mit Lotte und ihm hat. In seinem Kopf hat sich der Glaube festgesetzt, ein behindertes Kind sei die Hölle für alle Beteiligten. Und manchmal ist es das auch, fügt Frank in Gedanken hinzu.
    Er schlägt mit der flachen Hand den Kronkorken auf den Flaschenhals. »Der Acker muss fertig werden. Da hinten zieht Regen auf und lange dauert es nicht mehr mit Lottes Buletten.«
    Oskar antwortet: »Na klar. Erst die Maloche, dann das Vergnügen.« Er kichert. »Das wird dein Sohnemann wohl grad haben. Vergnügen. Ich hoff’s für ihn. Ist ja ein süßes Ding, die Kurze. Rot wie Feuer. Soll’n ja besonders leidenschaftlich sein, sagt man.«
    Frank zieht die Brauen hoch und weiß nicht, was er davon halten soll.
     
     
    Er hatte ihn angerufen und gesagt, was geschehen war. Für einen Moment dachte Mike, er werde ohnmächtig. Er hörte sich die Drohungen an. Wenn er schwatze, sterbe er! Punkt!
    Dann brach Mike zusammen. Er fand sich schluchzend auf dem Teppich wieder, am ganzen Leibe zitternd. Seine Augen streiften die Wanduhr und er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Er setzte sich ins Auto.
    Nun ist er in dem fremden Haus.
    Sein Auto hat er zwei Straßen entfernt geparkt. Er ist im Schatten der Nacht geschlichen, um das Haus herum, hat das Fenster eingeschlagen und steht jetzt in einem Schlafzimmer, das nicht seines ist. Er stößt sich das Knie am Bettrahmen, jault kurz auf, dann geht er in den Flur, folgt ihm und nun kommt er nicht drum herum, das Licht einzuschalten. Die Batterien in seiner Taschenlampe sind leer.
    Schlamperei!
    Sein Blick ist starr auf die beiden Menschen gerichtet, die auf dem Teppich liegen.
    Rasende Kopfschmerzen wallen auf und ihm wird schlecht. Er rennt dorthin, wo er die Toilette vermutet, findet sie, erbricht sich über der Kloschüssel und reinigt alles akribisch. Er trägt Handschuhe und dunkle Kleidung und hat sich nicht beschmutzt. Nichts darf darauf hinweisen, dass er hier war.
    Er geht zurück ins Wohnzimmer, wo er sofort den Schreibtisch sieht. Also kein separates Arbeitszimmer, obwohl die Größe des Hauses das hergeben würde.
    Er steigt vorsichtig über die Körper und versucht, das Blut nicht berühren. Wieder

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