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Die Mondrose

Die Mondrose

Titel: Die Mondrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Helmin
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warten müssen, doch ich hoffe, die Freude ist dann doppelt groß.«
    »Dessen bin ich sicher.«
    »Sie wissen doch gar nicht, was es ist.«
    »Dass Sie mir etwas schenken, bereitet mir Freude«, entgegnete Daphne. »Dass Sie mich in Ihre Familie aufnehmen, obwohl Sie sich sicher eine andere Schwägerin gewünscht hätten.«
    Er trat zurück, musterte sie und schüttelte den Kopf. »Nicht im mindesten, meine Beste. Wenn Sie mich fragen, sind Sie perfekt.«
    »Und Sie sind sehr nett«, entfuhr es Daphne, woraufhin ihr künftiger Schwager in Gelächter ausbrach.
    »Habe ich etwas Dummes gesagt?«
    »Wo denken Sie hin.« Er klopfte ihr den Arm. »Sie müssen nicht solche Angst haben, Ihr hübsches Gesicht wird fleckig davon. Wollen Sie tanzen? Falls nicht, was mir entgegenkäme, lassen Sie uns zusehen, dass wir einen Drink bekommen. Ein Sherry wird Ihnen guttun, und wie ich den Rechnungen entnehme, hat mein Bruder sich den Aufwand hier ja etwas kosten lassen.«
    Was wollte er damit sagen? War er mit der Art, wie sein Bruder seine Verlobung beging, nicht einverstanden? Er wolle aller Welt zeigen, was für ein glücklicher Mann er sei, hatte Hyperion erklärt, und das machte Daphne stolz, auch wenn sie auf die Feier gern verzichtet hätte. Lieber wäre sie mit ihrem Liebsten durch das riesige Haus gelaufen, um sich vertraut zu machen. Es würde ihr Haus sein, sie würde hier mit Hyperion leben! Es war nicht glaubhaft, ließ sich nicht mit dem Verstand erfassen.
    Kaum hatte sie am Arm von Hector Weaver den Salon betreten, schrie eine Frauenstimme auf: »Da ist ja unser Bräutchen! Kommen Sie zu uns, meine Liebe, man kann es nicht erwarten, Sie kennenzulernen.« Die Dame, die ihren Ausruf durch wilde Gesten untermalte, war von einem der Tische aufgesprungen, an dem eine weitere Dame, zwei Herren und ein etwa zwölfjähriger Junge saßen. Gestikulierend brachte sie den Jungen dazu, für Daphne und Hector zwei zierliche Sessel heranzuziehen. Gleich darauf war ein Diener zur Stelle und bot ein Tablett mit Getränken an.
    Hector wählte zwei Gläser und reichte eines davon Daphne. Nickend wies er auf die Dame, die sich bereits Daphnes bemächtigt und sie in einen der Sessel gedrückt hatte. »Ich darf Ihnen meine Gattin Bernice, geborene Lewis, vorstellen? Und die Anverwandten von der Lewis-Seite hätten wir hier zur Rechten. Mein Schwager Henry, Port Admiral von Portsmouth, und seine Gattin Maria.«
    Zackig sprang der Port Admiral aus dem Sessel und reichte Daphne die Hand. »Es ist mir eine Freude.« Die Pracht seiner Uniform verlieh ihm Format, und auf eine füllige, gesunde Art war er ein schöner Mann. Haar und Bart umrahmten in roten Locken sein Gesicht. Seine Frau Maria war eine jener Frauen, nach denen Menschen sich umdrehten und für kurze Zeit das Atmen vergaßen. Sie war hochgewachsen, schlank und trug ein Ensemble aus weinrotem Samt, das einen dramatischen Kontrast zu ihrer Fülle schwarzen Haars bildete. Ihre Augen waren dunkle Geheimnisse, und die Haut war schneeweiß. »Wo waren Sie denn, Hector?«, fragte sie anzüglich. »Ganz allein mit der Braut?«
    Ihr Mann drohte ihr mit dem Finger, doch Maria beachtete ihn nicht. »Wir sprachen gerade über dieses Wunderschiff Warrior, das nach Portsmouth verlegt werden soll. Da hätten Sie als Fachmann gewiss ein paar Auskünfte beisteuern können.«
    »Weshalb ernennen Sie mich zum Fachmann für die Warrior?«
    »Nun, Schiffsbau ist doch Ihr Metier, oder irre ich mich?«
    Hector seufzte und nippte an seinem Drink. »Falls Sie auf den Holzhandel anspielen, Gnädigste, so hat die Warrior damit nichts zu tun. Sie ist eisenverkleidet wie die unsägliche La Gloire, mit der die Franzosen uns zuvorgekommen sind. Heute wird die Warrior als Sensation gefeiert, aber bald werden Kriegsschiffe ihrer Art das Weltmeer beherrschen. Unsere moderne Zeit erfordert Giganten, die aus Holz nicht zu bauen sind. Außerdem ist importiertes Holz zu teuer, und Eisen lässt sich schneller verarbeiten.«
    »Sie klingen darüber kein bisschen besorgt«, bemerkte Maria Lewis. »Entziehen Ihnen Schiffe wie die Warrior denn nicht die Lebensgrundlage? Oder haben Sie das Holz nachgerade aufgegeben und leben von Ihrem Hurenhaus am Milton’s Court?«
    Bernice Weaver entfuhr ein Schreckenslaut. Henry Lewis lachte verlegen auf, und der fremde Herr presste dem Jungen die Hände auf die Ohren. Daphne hatte Mühe, den Sinn des Gesprächs zu erfassen. Aus einem der Nebenräume drang Musik. Ob Mildred wohl dort

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