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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht.
    Ich erhob mich und ging schweigend um den Schreibtisch herum auf sie zu. Irgend etwas in mir war völlig durcheinandergeraten. Eine leidenschaftliche Spannung erfüllte mich. Ich wollte dieses Mädchen haben. Ich mußte sie haben.
    »Mr. Kane«, sie war erschrocken. »Mr. Kane, was haben Sie vor?« Ihre Stimme wurde dünn. Sie schien bestürzt vor mir zurückzuweichen.
    Ich antwortete nicht. Ich legte meine Arme um ihre Schultern und zog sie heftig an mich. Vergeblich stemmte sie ihre Hände gegen meine Brust. Mit einem Arm drückte ich sie fest an meinen Körper. Mit der anderen Hand hob ich ihr Kinn und preßte meinen Mund auf ihren. Es war ein harter, brutaler, leidenschaftlicher Kuß.
    Ihre Hände, die auf meinem Jackett lagen, öffneten und schlossen sich, bis sie sich in meiner Tasche festkrallten. Als ich sie schließlich losließ, waren ihre Augen halb geschlossen. Sie lehnte sich erschöpft an mich. »Sind Sie deshalb gekommen?« fragte ich schroff.
    Sie achtete nicht auf den Ton meiner Stimme. Ihr Kopf lag an meiner Schulter. Ihr Gesicht war von mir abgewandt. Sie flüsterte nur: »Oh, Mr. Kane!«
    Ich blickte auf sie herab. Die kleine Hure bettelte geradezu darum, von mir umgelegt zu werden. Sollte sie es haben, wenn sie es so wollte. Warum hatte sie auch immer von meiner
    Einsamkeit reden müssen.
    Dies war eine Möglichkeit, für ganz kurze Zeit zu vergessen, daß man allein war.
    Ich drängte sie sanft zur Couch. Plötzlich erschien sie mir wie ein hilfsbedürftiges Kind, das man zu Bett bringt. Ich strich mit den Fingern über ihre Haut, die sehr jung war und zirt. Dann ließ ich die Hand in der Wärme ihres Schoßes ruhen.
    Sie hatte die ganze Zeit die Augen geschlossen gehabt. Aber jetzt sah sie mich mit einem verklärten Blick an. Dann begann ihr Körper immer stärker zu beben, und unter kleinen, klagenden Lauten der Lust hob sich mir ihr Leib entgegen.
    Wir lagen erschöpft nebeneinander. Es schien mir, daß eine lange Zeit vergangen war. Ich fühlte mich plötzlich elend. Wieder mußte ich daran denken, daß sie erkannt hatte, wie einsam ich war. Jetzt fühlte ich mich einsamer als je zuvor. Eine dunkle Leere war in mir.
    Ich stand auf und sah sie an. Ich sah ihren sehr jungen, verführerischen Körper.
    »Gehen Sie nach Hause«, sagte ich. »Sie sind ja noch viel zu jung für solche Spiele. Gehen Sie heim zu Ihrer Mutter.«
    Sie erhob sich und begann sich anzuziehen. »Ich bin zwanzig, Mr. Kane«, sagte sie. »Alt genug für solche Spiele, wie Sie es nennen.«
    Ich sah sie schweigend an.
    »Mr. Kane«, sagte sie und blickte züchtig zu Boden, »mit wem gehen Sie zum Weihnachtsessen?«
    Ich war sprachlos. Diese Frage hatte ich am allerwenigsten erwartet. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Würden Sie mich dazu einladen?« fragte sie, den Blick immer noch gesenkt. »Ich möchte Weihnachten nicht wieder allein verbringen.«
    Das Wort »wieder« erstaunte mich. »Warum allein?« fragte
    ich.
    »Ich wohne in einer Pension«, sagte sie leise. »Meine Eltern sind tot, und ich habe niemanden, mit dem ich Weihnachten feiern kann.« Sie blickte zu mir auf, und ihre blauen Augen schwammen in Tränen. »Alle die anderen«, fügte sie mit erstickter Stimme hinzu, »haben einen Platz, wo sie Weihnachten verleben können - nur wir nicht.«
    »Wie wollen Sie das von mir wissen?«
    »Das sehe ich Ihrem Gesicht an, Mr. Kane«, sagte sie und blickte mich fest an. »Ich weiß, wenn jemand allein ist.«
    Ich sah sie einen Augenblick forschend an. Dann lächelte ich »O. k., Muriel«, sagte ich, »Sie können mit mir zum Essen gehen.«
    Wir aßen in der Oyster Bay. Nach dem Essen brachte ich sie nach Hause. Sie wohnte draußen in Teaneck. Ich hielt vor dem Hause, das sie mir angab, und ging mit ihr bis zur Tür.
    Im Flur brannte ein trübes Licht.
    Ich schloß sie in die Arme und küßte sie. Sie schmiegte sich eng an mich. Ich spürte, wie mich ihr junger, schlanker Körper von neuem erregte. Ihr Mund war warm und süß. Mit ihren Händen, die sie über meine Ohren gelegt hatte, preßte sie mein Gesicht dicht an das ihre.
    Die Stimme ertönte unmittelbar hinter mir. Es war eine rauhe, harte Männerstimme. Sie war an das Mädchen gerichtet, nicht an mich. »O. k., Bonnie, du kannst jetzt aufhören.«
    Das Mädchen nahm ihre Hände von meinem Gesicht. Sie trat ein paar Schritte zurück. Ihr Gesicht zeigte keinerlei Überraschung. Sie war nicht einmal zusammengefahren. Ich warf ihr einen raschen Blick zu und

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