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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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drehte mich dann langsam um. Feuerräder wirbelten in meinem Kopf. Als ich die beiden Männer sah, von denen einer mit seinem Revolver auf meinen Bauch zielte, war nur noch ein Gedanke in meinem Kopf: Das
    ist das Ende.
    Ich sagte kein Wort. Mein Magen schnürte sich zusammen. Für einen Moment glaubte ich, ich müßte mich übergeben. Aber ich schluckte kräftig, und das Gefühl verschwand.
    »Taste ihn ab«, sagte der Mann mit dem Revolver zu dem anderen.
    »Das ist überflüssig«, sagte Bonnie und entfernte sich aus meiner Nähe. »Er hat nichts bei sich.«
    »Trotzdem abtasten«, sagte der erste. »Bei diesem Jungen ist äußerste Vorsicht am Platz.«
    Ich hielt meine Ellbogen hoch, während der zweite Mann mich durchsuchte. Dann ließ ich die Arme wieder sinken, als er beiseite trat. Das Mädchen stand jetzt neben dem Mann mit dem Revolver. Ich blickte sie an; sie war die Ruhe selbst. Ich versuchte das Spiel zu durchschauen, aber mir wurden die Zusammenhänge nicht klar. Mein Gehirn schien etwas benebelt zu sein. Bestimmt sogar! Sonst hätte ich mir solche Karten nicht in die Hand drücken lassen.
    »Jetzt marsch zu Ihrem Wagen!« befahl der Revolverheld.
    Ich gehorchte - gegen einen Revolver argumentiert man nicht. Aber das Ganze ergab keinen Sinn. Wenn ich kaltgemacht werden sollte, so war dies die beste Stelle dafür. Es gab keine Häuser in der Nähe. Blitzartig kam mir die Erleuchtung. Das Mädchen hatte gesagt, ihre Eltern seien tot. Nur zwei Leute konnten auf den Gedanken kommen, daß ich auf diesen Schwindel hereinfallen würde. Nur zwei Leute, die meine Vergangenheit kannten, interessierten sich auch für meine Zukunft.
    Jerry und Silk.
    Wenn es Jerry war, konnte ich nicht klug daraus werden. War
    es Silk, wäre ich gleich im Haus umgelegt worden. Ich grübelte immer noch darüber nach, wähend ich mich hinter das Steuerrad setzte.
    »Über die Brücke nach New York«, befahl der Revolverheld, der hinter mir saß. Das Mädchen hatte sich vorn neben mich gesetzt. »Sie werden dem Staatsanwalt vorgeführt«, fügte der Mann hinzu.
    Ich stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus. Wenigstens wollten Sie mich nicht gleich umlegen. Aber ich konnte immer noch nicht verstehen, warum Jerry solche Methoden anwandte. Das war gar nicht seine Art. Ich sagte zu dem Mädchen neben mir: »Sie haben mich ja schön reingelegt, Kind.«
    »Das war nicht schwer«, erwiderte sie wenig schmeichelhaft.
    Sie hatte recht. Ich war ganz von selbst in die Falle gegangen. Sie hatte sie nur aufzustellen brauchen.
    »Wie lange haben Sie in meinem Unternehmen gearbeitet?« fragte ich.
    »Überhaupt nicht. Ich bin einfach in die Party hineinspaziert und habe auf Sie gewartet.«
    Ich wollte etwas sagen, aber der Bursche auf dem Rücksitz stocherte mir mit dem Revolver zwischen den Schulterblättern herum. »Halten Sie die Schnauze!« befahl er.
    Ich wurde so schweigsam wie eine Auster.
    Wir hatten inzwischen die Brücke überquert, und ich schlug die Richtung in die untere Stadt ein. Der Bursche klopfte mir auf die Schulter. »Fahren Sie zum Dauphin-Hotel«, sagte er.
    Ich kannte das Hotel. Es lag am oberen Broadway in Höhe der siebzigsten Straße. Die Sache begann wieder zu stinken. Irgend etwas war da im Gange. Ich wußte nicht, was. Aber es roch sehr brenzlig.
    Ich parkte meinen Wagen am Broadway, und wir gingen in die Hotelhalle. Der Mann sah auf die Uhr. »Wir sind zu früh dran. Kommen Sie mit in die Bar. Wir nehmen einen Drink. Aber machen Sie keine Dummheiten!«
    Schweigend betraten wir vier die Bar und setzten uns in eine Nische. Der Kellner kam, und wir bestellten. Ich trank Whisky mit Wasser und bezahlte die Zeche. Nach einer Weile stand das Mädchen auf und ging zur Telefonzelle. Als sie zurückkam, sah ich, wie der Revolverkerl ihr zunickte.
    Dann stand er auf. »Trinken Sie aus!« befahl er.
    Ich schluckte den Rest hinunter.
    »O. k.«, sagte er. »Kommen Sie.«
    Ich folgte ihm zum Empfang. Dort blieb er stehen und sagte zu dem Hotelangestellten: »Zwei Zimmer mit Bad für meinen Freund hier.« Er deutete auf mich.
    Der Angestellte schob mir die Anmeldung hin. Tragen Sie sich ein«, befahl der Bursche mit dem Revolver.
    Ich schrieb meinen Namen in das Buch: »Frank Kane«. Allmählich begann ich klarer zu sehen. Man wollte mir irgend etwas anhängen. Aber ich wußte nicht, wer dahintersteckte. Und ich konnte mir nicht vorstellen, was man mir anhängen wollte.
    Wir wurden zu Zimmern im vierten Stock geführt. Ich

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