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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wenn es allein sein will, du Doofmann.« Damit drehte sie sich um und rannte die Treppen am Ende des Korridors hinunter.
    >Frauen sind total verrückt! < dachte ich, als ich das Klassenzimmer betrat und mich wegen der Verspätung bei meinem Lehrer entschuldigte.
    Mr. Weisbard war ein anständiger Kerl. Er lächelte, als ich sagte, daß mich Klassenangelegenheiten aufgehalten hätten.
    »Na!« erwiderte er in einem Bühnengeflüster, das in der letzten Reihe gehört werden konnte. »Ganz im Vertrauen, Francis, an deiner Stelle würde ich mir die Spuren dieser wichtigen Klassenangelegenheiten von den Lippen wischen, bevor ich mich hinsetzte.«
    Der Zeitpunkt für die Neuwahl eines Klassenältesten rückte wieder heran. Ich wollte mich nicht wieder aufstellen lassen, da ich zuviel um die Ohren hatte. In der Schule nahmen Sport und andere gesellige Veranstaltungen meine Zeit in Anspruch, und außerhalb der Schule hatte ich meine Familie und meine Freunde.
    An einem Nachmittag versammelten wir uns alle in Janets Haus, um die Sache zu besprechen - Janet, Jerry, Marty und ich. Ich hatte mir meinen Lieblingssessel geschnappt, den Stuhl ihres Vaters und legte meine Füße auf den kleinen Fußschemel, der davor stand. Diesen Stuhl liebte ich geradezu, nicht nur, weil er bequem war, sondern auch, weil er den Raum beherrschte. Er stand so, daß fast alle im Raum mir gegenübersaßen. Jerry und Janet saßen auf der Couch unmittelbar mir gegenüber und Marty auf einem kleinen Sofa zu meiner Rechten. Ich sprach als erster.
    »Hört zu, ihr wißt alle, daß ich mich nicht wieder aufstellen lassen will. Ich hab' zuviel mit anderen Dingen zu tun.«
    »Du hast aber doch den Sieg in der Tasche«, protestierte Jerry. »Sie kennen dich alle, und du bist beliebt. Es ist eine ganz glatte Geschichte.«
    »Quatsch!« erwiderte ich. »Der Posten macht viel Arbeit, und das will ich nicht mehr.«
    »Ich habe festgestellt«, sagte Marty, »daß du nicht allzuviel Zeit darauf verschwendet hast. Janet hat den ganzen üblen Kleinkram erledigt.«
    »Wenn Janet irgendwelche Klagen hat«, sagte ich rasch, »kann sie sie wohl selber vorbringen.« Ich wandte mich an sie. »Was sagst du dazu?«
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Keine Klagen.«
    »Das wäre erledigt«, sagte ich zu Marty. »Wenn ihr glaubt, daß das ein so hübscher Posten sei, warum bewirbt sich nicht einer von euch darum?«
    »Ich kann nicht. Das weißt du doch«, sagte Marty. »Ich bin sehr durch die Arbeit in der Schülerbetreuung in Anspruch genommen, und die ist sehr wichtig für mich, wenn ich zur Universität gehe.«
    »Also gut«, sagte ich schnippisch, »dann hör aber mit deiner Meckerei auf. Und wie steht's mit euch beiden?« Ich blicke zu Janet und Jerry.
    »Janet?« rief Marty. »Lieber Himmel, ein Mädchen ist noch nie Klassenältester gewesen.«
    »Das heißt nicht, daß sie es nicht werden kann«, sagte ich. »Wie ist es mit dir, Janet?«
    »Kommt nicht in Frage«, erklärte sie. »Ich hätte auch gar keine Chance. Aber wie wär's mit Jerry?« Sie blickte ihn an.
    Er saß eine Weile schweigend da. Dann lächelte er. Er hatte ein sehr sympathisches Lächeln. »Wenn ihr es wollt, mach' ich es, aber unter einer Bedingung.«
    Ich wußte, was kam, aber Marty stellte ahnungslos die Frage. »Und die wäre?«
    »Janet läßt sich als meine Stellvertreterin aufstellen.« Jerry blickte sie lächelnd an.
    »Natürlich wird sich Janet mit dir aufstellen lassen«, sagte ich und war froh, die Sache ins reine zu bringen, ehe sie Zeit hatte zu antworten.
    Im ersten Augenblick hatte ich den Eindruck, daß Janet über meine bereitwillige Zustimmung etwas enttäuscht war. Aber ich konnte mich irren.
    So wurde es denn auch. Jerry und Janet wurden gewählt und hatten diesen Posten bis zu ihrem letzten Schuljahr.
    Aber das hatte zur Folge, daß ich immer weniger mit meinen alten Klassenkameraden zusammenkam. Meine sportlichen Interessen brachten mich mehr mit den Schülern der oberen Klassen in Verbindung. Ich fühlte mich bei ihnen mehr zu Hause, da ich in vieler Beziehung älter war als meine eigenen Klassengenossen.
    Meine Besuche bei Janet schränkte ich ein. Ich verabredete mich nur noch einmal in der Woche mit ihr. Dafür ging ich mit älteren Mädchen aus. Sie waren erfahrener und ich erreichte mehr bei ihnen.
    Eines Tages, als ich aus der Schule kam, gesellte sich Jerry zu mir.
    »Hallo!« sagte ich.
    »Hallo!« erwiderte er. »Was treibst du eigentlich? Wir haben in letzter Zeit

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