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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hindern wollte, jemanden zu schlagen. Der Polizist riß sein Pferd herum und befreite seinen Arm aus Gerros Griff. Dann schlug er mit seinem Knüppel zweimal zu. Er traf Gerro am Kopf. Ich sah, wie Gerro mit einer grotesken Bewegung an der Seite des Pferdes hinabglitt und sich an dem Pferd festzuhalten versuchte. Er war nahe am Rumpf des Tieres, als der Polizist sein Pferd wendete. Dabei trat das Pferd Gerro vor die Brust. Gerro sank hinter dem Pferd zu Boden, und die Menge drängte gegen den Polizisten. Das Pferd wich zurück, und ich sah, wie es mit den Hinterhufen auf Gerro trampelte, der sich am Boden wand.
    Ich versuchte mich durch die Menge zu drängen, um zu ihm zu gelangen. Aber es waren zu viele Leute vor mir. »Warum ziehen sie ihn nicht weg? Er wird ja zu Tode getrampelt?« hörte ich mich selbst schreien.
    Der Polizist schien gar nicht zu wissen, daß Gerro unter dem Pferd lag. Er schlug mit seinem Knüppel nach jedem, der versuchte, an ihn heranzukommen. Ich hob die Hände in hilfloser Wut und merkte plötzlich, daß ich noch die Flasche in der Hand hatte. Im nächsten Augenblick hatte ich die Flasche geschleudert. Sie drehte sich wie irrsinnig in der Luft und traf den Polizisten ins Gesicht. Er schwankte einen Augenblick im Sattel, während ihm das Blut aus Mund und Nase strömte. Dann rutschte er zu Boden. Ich hörte das schrille Pfeifen der anderen Polizisten, die jetzt herbeiritten.
    Verstört blickte ich mich um. Dann wurde mir klar, daß ich mich so rasch wie möglich aus dem Staube machen mußte. Mein Blick fiel auf Terry, die ihre Hand vor den Mund preßte und mich mit angsterfüllten Augen ansah. Ich drehte mich um und stürzte mich wieder in die Menge. Wenn die Polizisten mich je schnappten und herausfanden, daß ich der Bursche war, der die Flasche geworfen hatte, würde ich halb zu Tode geprügelt werden.
    Keuchend erreichte ich den Eingang zur Untergrundbahn. Ich sah zurück. Die Menge war in aufgebrachter Erregung. Ich konnte Gerro nicht dadurch helfen, daß ich mich hier noch länger aufhielt. So beschloß ich, ins Geschäft zurückzukehren
    und dort zu warten, bis ich von ihm hörte.
    Es war ein paar Minuten vor drei, als ich den Laden betrat. Auf dem Rückweg war ich in eine Bar gegangen und hatte einen Schnaps getrunken. Danach trank ich schwarzen Kaffee und spürte, wie sich meine Nerven wieder beruhigten. Ich ging ganz gelassen in den Laden, band meine Schürze vor und begann zu arbeiten. Ich war froh, daß Harry zu beschäftigt war, um Fragen über die Rede zu stellen.
    Die nächsten zwei Stunden schleppten sich dahin. Ich wartete auf das Läuten des Telefons. Ich weiß nicht, warum ich einen Anruf von Gerro erwartete, aber ich dachte, er würde mich anrufen, wenn es ihm möglich war. Gegen sechs Uhr läutete das Telefon. Harry nahm den Hörer ab und rief mich.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Frankie«, hörte ich eine erregte Stimme, »hier ist Terry. Mach dich aus dem Staub. Die Polizei ist hinter dir her.«
    »Einen Augenblick«, unterbrach ich sie, »woher wissen sie etwas? Du bist die einzige gewesen, die mich gesehen hat.«
    »Es waren noch andere da, die dich gesehen haben, Frankie.« Ihre Stimme klang nervös. »Leute aus dem Klub. Die Polizisten haben alle verhört und können jeden Augenblick herauskriegen, wer du bist. Der Polizist ist im Krankenhaus und schwebt in Lebensgefahr. Wenn er stirbt...« Ihre Stimme erstarb.
    Der Gedanke an den verletzten Polizisten war mir nicht sehr sympathisch. »Weißt du - weißt du, wie es Gerro geht?« stammelte ich.
    »Weißt du es nicht?« fragte sie und begann zu weinen. »Er ist tot. Das Pferd hat ihn zu Tode getrampelt.«
    Ich stand fassungslos da. Der Laden schien sich zu drehen. Dann nahm ich mich zusammen. »Bist du noch da?« tönte ihre verstörte Stimme aus dem Apparat.
    Ich zwang mich zu antworten: »Ja, ich bin hier.«
    »Du solltest dich beeilen«, sagte sie. »Du hast nicht mehr viel Zeit.«
    »Ja, danke.« Ich legte auf und blieb wie angewurzelt stehen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich auf demselben Fleck stand. Dann raffte ich mich auf und ging zu Harry. Ich sagte: »Ich muß meine Stelle hier aufgeben.«
    Er war gerade dabei, Käse mit der Maschine zu schneiden, und er war so überrascht, daß er sich beinahe den Finger abgeschnitten hätte. »Warum?« fragte er. »Was ist los?«
    »Ich sitze in der Patsche«, sagte ich. »Bei der Versammlung hat es eine Schlägerei gegeben, und jetzt muß ich verduften.«
    »Donnerwetter,

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