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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Vorhängen zu.
    Die Schwester trat gerade heraus. Als sie ihn sah, zog sie die Augenbrauen hoch.
    »Ich warte, bis ich wieder mit ihr reden kann«, erklärte Mike.
    Die Schwester sah ihn an. »Sie können draußen auf dem Gang an meinem Tisch warten«, entgegnete sie. »Es wird eine Weile dauern, bis sie wieder sprechen kann - falls das überhaupt möglich ist.«
    11
    Vorsichtig öffnete Tom die Tür und balancierte das Tablett mit seiner freien Hand. »Sind Sie schon wach, Miß Maryann?« fragte er leise.
    Er bekam keine Antwort von dem großen Doppelbett her.
    Behutsam betrat er das Zimmer und stellte das Tablett auf einem kleinen Tisch ab. Ohne einen Blick auf das Bett zu werfen, trat er ans Fenster und zog die Vorhänge zurück.
    Helles Sonnenlicht fiel in das Zimmer. Einen Augenblick blieb er stehen und sah zum Fenster hinaus.
    Tief unten zog sich der East River in Windungen zum Hudson hin. Das helle Grün des Gracie Square Park hob sich gegen das Grau der umliegenden Gebäude ab. Er beobachtete einen langen schwarzen Wagen, der auf die Auffahrt des Grade Mansion einbog. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Acht Uhr.
    Der Bürgermeister dieses Bezirks ging früh an seine Arbeit. Er wandte sich um.
    Sie war bereits wach und betrachtete ihn, den Kopf noch träge auf dem Kissen, mit ihren großen braunen Augen. Langsam streckte sie sich; ihre kräftigen Arme und Schultern waren gebräunt. »Guten Morgen, Miß Maryann«, sagte er und trat ans Bett.
    Sie lächelte. »Guten Morgen, Tom. Wie spät ist es?«
    »Acht Uhr«, antwortete er und stellte nun das Tablett vor ihr auf das Bett. »Zeit zum Aufstehen.«
    Sie verzog das Gesicht und richtete sich auf. Er nahm eine seidene Bettjacke von einem Stuhl in der Nähe des Bettes und hielt sie ihr hin, während sie hineinschlüpfte. »Was gibt es zum Frühstück, Tom?«
    »Heute ist Diättag. Fruchtsaft und Kaffee.«
    »Aber ich habe Hunger«, widersprach sie.
    »Sie sind heute sehr hübsch, Miß Maryann«, sagte er. »Wollen Sie so bleiben?«
    Sie lächelte. »Tom, Sie sind ein alter Schmeichler.«
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Und jetzt trinken Sie. Mr. Martin hat gesagt, er holt Sie um zehn Uhr ab, um Sie ins Büro zu bringen.« Sie griff zum Orangensaft und trank langsam. »Es dauert nicht mehr lange, und Sie nehmen mein ganzes Leben in die Hand, Tom.«
    »Ich bestimmt nicht«, antwortete er und schüttelte sein graugesprenkeltes, dichtes schwarzes Haar. »Aber ich würde noch gern den Mann erleben, der das tut.«
    Sie lachte auf und leerte ihr Glas. »Ist Post da?«
    »Ich gehe gleich hinunter und sehe nach, Miß Maryann.« Er wandte sich um und verließ das Zimmer.
    Nachlässig nahm sie die Zeitung vom Tablett und überflog sie. Die üblichen Nachrichten: Notzucht, Brandstiftung, Mord und Krieg. Sie blickte auf, als Tom mit einem Brief in der Hand wieder eintrat.
    Sie nahm ihn entgegen und riß ihn rasch auf. »Er ist von Michelle«, rief sie beglückt.
    »Jawohl, Ma’am«, sagte er, obgleich er es bereits wußte. Nur zu gern sah er sie glücklich. Sie war für ihn die traurigste und schönste Frau der Welt.
    »Sie hat die Zwischenexamen mit der zweitbesten Gesamtnote der Klasse geschafft«, rief sie froh. »Sie kann es kaum noch erwarten, bis wir wieder beieinander sind und im Juni Ferien machen können.« Ein seltsamer Ausdruck trat in Toms Gesicht. »Können wir denn wirklich verreisen?« fragte er.
    »Ich möchte mal den sehen, der uns daran hindert.«
    »Mr. Martin hat gesagt, Sie hätten in diesem Sommer vielleicht sehr viel zu tun.«
    »Mr. Martin kann sich zum Teufel scheren«, entgegnete sie heftig. »Schon im vorigen Sommer hat er mir alles verpatzt. Dieses Mal wird es ihm nicht gelingen.«
    Er wartete im Wohnzimmer, als sie die Treppe der zweistöckigen Wohnung herunterkam, und lächelte sie an. »Guten Morgen, Maryann.«
    »Guten Morgen, Joker. Ich hoffe, ich habe dich nicht allzulange warten lassen.«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Ich warte jetzt schon so lange auf dich, Maryann. Ein paar Minuten spielen da keine Rolle mehr.«
    Ihre Augen begegneten fest den seinen. »Wir haben doch eine Vereinbarung getroffen.« - Er nickte.
    »Abgemacht ist abgemacht«, sagte sie.
    »Manchmal habe ich das Gefühl, du bist eiskalt.«
    »Kalt nicht, Joker«, erwiderte sie. »Die Sache langweilt mich nur.
    Ich bin damit fertig.«
    »Und das gilt auch für mich?«
    »Auch für dich«, antwortete sie. »Erinnerst du dich, was wir vereinbart haben?«
    Wieder nickte er. Er

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