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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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erinnerte sich.
    Er war ins Haus gekommen, und Tom hatte ihn ins Wohnzimmer gefühlt. Das große Panoramafenster hatte neue Scheiben, durch die er den Rand des Schwimmbeckens sehen konnte. Nur planschte diesmal kein Kind darin herum. Als er ihre Schritte hörte, wandte er sich um.
    In einem einfachen schwarzen Kleid stand sie in der Tür. Ihr blondes Haar schimmerte in dem schwindenden Tageslicht. Ihr Gesicht war gelassen. »Hallo, Joker«, sagte sie. Sie gab ihm nicht die Hand. »Maryann«, sagte er.
    Sie wandte ihre Blicke nicht von seinem Gesicht ab. »Vielen Dank für Ihren Anruf.«
    »Was für ein Anruf?« fragte er.
    »Machen Sie mir doch nichts vor, Joker«, erwiderte sie ruhig.
    »Ich erkenne Ihre Stimme, auch wenn Sie flüstern.«
    Er ging zur Couch hinüber. »Was haben Sie jetzt vor?« fragte er.
    Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Ich werde arbeiten, falls ich eine Stellung finde.«
    Überraschung spiegelte sich auf seinem Gesicht. »Ich hatte geglaubt, Ross hätte Sie recht gut versorgt.«
    »Er hat mir nichts hinterlassen«, entgegnete sie ohne jede Bitterkeit. »Aber Sie sind doch seine Witwe«, fuhr er fort. »Sie tragen seinetwegen ja sogar Trauer.«
    »Ich mag seine Witwe sein, aber ich war nie seine Frau«, erwiderte sie. »Und darauf kommt es bei einer Erbschaft an. Außerdem trage ich nicht seinetwegen Schwarz. Es ist nur zufällig eine Farbe, die mir steht.«
    Er lächelte. »Das stimmt.«
    Wie gewöhnlich, aber dennoch zu seiner Überraschung, ging sie sogleich auf den Kern der Sache los. »Sie sind sicher nicht hier, um mir zu sagen, wie gut ich aussehe. Warum sind Sie gekommen?«
    »Die anderen machen sich Ihretwegen Sorgen.«
    Ihre Augen waren abweisend. »Was brauchen die sich Sorgen zu machen? Ich habe die ganze gerichtliche Untersuchung hinter mich gebracht, ohne etwas zu verraten.«
    »Trotzdem machen sie sich Sorgen«, fuhr er fort. »Sie fürchten, eines Tages könnten Sie in Schwierigkeiten geraten und sich dann doch entschließen, etwas auszuplaudern.«
    »Das werde ich nicht«, sagte sie.
    »Das weiß ich«, erwiderte er, »aber die anderen sind nicht davon zu überzeugen.«
    »Was müßte ich tun, um sie zu überzeugen?«
    »Mit mir nach Osten zurückkehren. Wir hätten eine Arbeit für Sie«, antwortete er.
    »Was für eine Arbeit?« fragte sie argwöhnisch.
    »Sie müßten eine Modell-Agentur leiten. Es wäre den anderen wohler zumute, wenn sie Sie im Auge behalten könnten.«
    »Eine Modell-Agentur?« fragte sie. »Was verstehe denn ich davon?« Ein Lächeln trat in sein Gesicht. »Seien Sie doch nicht so naiv, Marja.«
    Sie starrte ihn an. »Und wenn ich nicht zurückkomme?«
    Er nahm ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und hielt es ihr hin. Sie schüttelte den Kopf. Er zündete sich eine an, steckte das Päckchen zurück in die Tasche und holte eine kleine Fotografie hervor, die er vor sie auf den Tisch warf.
    Es war das Bild eines kleinen blonden Mädchens, das mit dem Kindermädchen auf einem Rasen spielte. »Das ist doch Michelle«, rief sie, und die Angst dämpfte ihre Stimme.
    Er nickte. »Machen Sie sich keine Sorgen, es geht ihr gut. Wir hatten nur gedacht, Sie würden gern dieses Bild haben. Es wurde in der vergangenen Woche in Arrowhead aufgenommen.«
    Einen Augenblick blieb sie still sitzen. Dann erhob sie sich und ging zum Fenster. Als sie über ihre Schulter hinweg wieder mit ihm sprach, klang ihre Stimme nüchtern und resigniert. »Nichts anderes kann sie zufriedenstellen?«
    »Nichts anderes.«
    »Und wenn ich es tue, sind keine anderen Bedingungen damit verknüpft?« »Was wollen Sie damit sagen?«
    Sie wandte sich um und sah ihn mit Augen an, die schon viel erfahren hatten. »Jetzt sind Sie naiv.«
    Er fühlte, wie er errötete. »Keine anderen Bedingungen«, erwiderte er. »Aber Sie können einen Mann nicht daran hindern, zu hoffen.«
    Sie seufzte tief auf. »Also gut«, erklärte sie.
    »Abgemacht?« fragte er.
    Sie nickte. »Ich freue mich, Maryann«, sagte er. »Ich hatte gehofft, Sie würden nicht allzu eigensinnig sein.«
    »Nennen Sie mich nicht Maryann«, sagte sie. »Nennen Sie mich Madame.«
    12
    »Du kannst mich an der Ecke der Park Avenue und der 38. Straße absetzen. Ich gehe von dort aus zu Fuß.«
    »Gut«, antwortete Joker Martin und fuhr ans Trottoir heran. Er beugte sich über den Sitz vor und öffnete ihr die Tür. »Essen wir heute abend zusammen?«
    Sie nickte.
    »Ich hole dich um acht Uhr in deiner Wohnung ab«, sagte er. »Ja,

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