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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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in Frage. In Moskau kennt man dich viel zu genau.
    Die hätten dich nie akzeptiert.«
    Sofia nahm schweigend ihren Koffer vom Schrank, legte ihn aufs Bett und wollte ihn aufklappen. Dann überlegte sie es sich anders und streifte sich mit knappen Bewegungen den hellen Leinenanzug über, in dem er sie zuerst gesehen hatte. Sie schlug den Kofferdeckel hoch und legte ihre Sachen hinein. »Du wirst mich umbringen müssen, Nicky. Ich fliege nach Mexico City.«
    Er starrte sie ärgerlich an. »Das ist nicht dein Ernst, Sofia!« Sie schloß den Koffer und verriegelte ihn sorgfältig. »Ist es denn dein Ernst, daß du mich umbringen willst?« Mit zusammengepreßten Lippen saß er auf dem Stuhl neben dem Telefon. »Ich bin Soldat. Ich habe meine Befehle.« Er zog eine blauschwarze Beretta aus der Innentasche seiner Jacke. »Bleib hier, Sofia, du hast gar keine andere Wahl.« Sie lachte und drehte sich um. Das gedämpfte Krachen, mit dem der Koffer explodierte, hörte Nicolai schon nicht mehr. Die erste Explosion hatte ihm die Brust aufgerissen, die zweite schnitt sein Gesicht auf wie eine Melone. Die Wucht der beiden Treffer riß ihn vom Stuhl.
    Sofia bückte sich und nahm ihm die Pistole aus der Hand. Alles war mit Blut bespritzt. Sie warf ihm einen bedauernden Blick zu.
    »Armer Nicky«, sagte sie leise. »Du warst dir deiner Sache wohl ein biß chen zu sicher. Du konntest ja auch nicht wissen, was mir Judd Crane beigebracht hat: Man hat immer die Wahl.«
    22
    »Vater des Jahres!« rief er. »Hervorragend! Dabei habe ich keine einzige von diesen Damen persönlich geschwängert.«
    Doc Sawyer lachte. »Sie dürfen sich nicht beschweren, Judd. Es war Ihre eigene Idee.«
    Er dachte einen Augenblick nach.
    »Aber Dr. Zabiski hat recht. Wir brauchen wirklich nicht auf halbem Weg stehenzubleiben.«
    »Onkel Paul und die Rechtsabteilung werden wahrscheinlich durchdrehen.«
    »Dazu sind sie ja da. Ich bin sicher, sie werden die richtige Lösung finden.«
    Merlin kam zu ihnen in die Kabine. »Wir landen in dreißig Minuten in Mexico City.«
    »Gut«, sagte Judd. »Was ist mit Sofia?« »Sie befindet sich offenbar an Bord einer Aeromexico-Maschine, die eine Stunde nach uns in Mexico City eintreffen wird. Jedenfalls stand ihr Name bis zum Abflug auf der Passagierliste.«
    »Ist der Sicherheitsdienst darauf vorbereitet, sie heraus-zuho len, wenn es Schwierigkeiten gibt?«
    »Wir tun, was wir können«, antwortete Merlin. »Es war ein Riesenglück, daß unsere Leute als erste ihr Hotelzimmer betraten, nachdem sie abgereist war. Sie haben die Leiche ge funden und weggeräumt, bevor die kubani-sche Polizei kam. Aber wie lange wir die Kubaner noch hinhalten kö nnen, wis sen wir nicht.« »Wenn wir sie aus dem Flugzeug herauskrie gen, sind wir schon so gut wie zu Hause«, sagte Judd. »Aufgrund der Tonbandaufzeichnungen wissen wir, daß er sie umbringen wollte«, sagte Merlin. »Wie sie ihn reingelegt hat, wissen wir aber immer noch nicht.« »Ich glaube, ich weiß es«, schmunzelte Judd. »Sie hat meinen kleinen Koffer mit auf die Reise genommen.« Merlin zog die Augenbrauen hoch. »Den mit der automatischen Achtunddreißiger unter den Schlössern?« Judd nickte. »Dieses Köfferchen kann eine Menge.
    Nur nicht von alleine weglaufen. Und in meinem Zimmer war es nicht, als ich aus dem Krankenhaus kam.«
    Merlin nickte anerkennend. »Die Dame hat Köpfchen. Das bedeutet jedoch, daß sie auch gefährlich ist.«
    »Alle Frauen, die der Mühe wert sind, sind auch gefährlich«, lächelte Judd und nahm ein Blatt Papier vom Tisch. »Was ist mit den übrigen Mädchen? Werden die künftigen Mütter gleichmäßig über die Vereinigten Staaten verteilt?« »Der Sicherheitsdienst wird Ihnen die Pläne heute abend noch vorlegen«, antwortete Merlin. »Was haben Sie wegen Sofia beschlossen?«
    »Ich denke noch darüber nach. Ich muß mit ihr reden.« »Sie haben in Mexico City einen Termin im Präsidentenpalast.
    Wir sind der Ansicht, Sie sollten nicht am Flughafen sein, falls etwas passiert. Der Wirtschaftsminister erwartet Sie zu einem Gespräch über das Zweigwerk von Crane Pharmaceuticals. Anschließend findet ein Mittagessen mit Lopez Portillo statt, danach kehren Sie zum Flughafen zurück. Der Abflug nach Brasilien ist für heute nachmittag um vier Uhr vorgesehen.
    Auf diese Weise haben Sie eine ganze Menge Zeit zum Nachdenken, Sir.« Merlins ironischer Tonfall täuschte nicht darüber hinweg, wie bedenklich er die Situation fand.
    Judd warf

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