Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
Himmel aufsetzten, Fahrzeuge, die jedes Mal, wenn eines eintraf, Reichtümer mit sich brachten, die seine Vorstellungskraft fast überstiegen.
Reichtümer, die jetzt bedroht waren.
Jetzt bemerkte er, daß der andere ihn immer noch anstarrte, und drehte sich zu ihm herum. Sie waren alleine, in den Privatgemächern des Landgrafen. Das war notwendig. Die Worte, die sie jetzt tauschten, waren zu gefährlich, selbst die vertrauenswürdigsten Mitglieder seines Hofes hätten sie nicht hören dürfen. Aus diesem Grunde zog er es vor, Obel Kasin hier und nicht in der formellen Audienzhalle zu empfangen.
Er wußte, daß sein anhaltendes Schweigen Kasins Nervosität steigerte. Trotzdem sagte er nichts, sondern musterte den schlanken Adeligen, nahm die Binde an seinem Hals zur Kenntnis, den ausgefransten, schlecht zusammengeflickten Riß in der Membrane seines linken Dan und die kahlen Stellen an seinem Körper, wo man den Pelz weggeschnitten hatte.
»Sei ganz ruhig, edler Kasin. Du hast dein Bestes getan.«
»Dann werde ich wegen meines Mißerfolgs nicht bestraft werden?« fragte der Adelige unsicher.
»Das verspreche ich.« Ro-Vijar stützte sich auf die Armlehnen, erhob sich und trat ans Fenster. Die Glasalumscheibe reichte vom Boden bis zur Decke und bildete jetzt eine Art Rahmen um ihn. Sie war größer als irgendein anderes einzelnes Stück Glas, das je nach Arsudun eingeführt worden oder dort gemacht worden war. Es war größer als irgendein Stück Glas, von dem Calonnin je gehört hatte. Und doch war es hier, in seiner Burg, aus dem Himmel zu ihm gebracht in einem der Himmelsschiffe der Menschen. Und man hatte ihm gesagt, und er glaubte das auch, daß es stärker war, als die Mauern, die es säumten, obwohl es nicht dicker als seine kleinste Klaue war.
»Wie du sagst«, fuhr er schließlich fort, »wir können nicht mit Schwertern und Schilden gegen die Lichtlanzen des Himmelsvolkes kämpfen.« Er blickte über die Schulter.
»Aber wir werden dieses Schiff trotzdem in unseren Besitz bringen, Obel Kasin von Arsudun. Eines Tages wird unsere Fahne von seinem Heck und seinen Masten wehen, und es wird an der Spitze der Flotte von Arsudun segeln.« Daß man eines zukünftigen Tages sogar auf die Slanderscree würde verzichten können, behielt er für sich. Es gab Träume, die er bis jetzt noch mit niemandem zu teilen wagte.
»Wir werden künftig vorsichtiger vorgehen und unsere nächste Aktion zu einem günstigeren Zeitpunkt vornehmen müssen. Ich werde dieses Unternehmen jetzt selbst übernehmen, edler Kasin. Sage bitte meinem Terminminister – dritte Türe links, zweite Etage –, er soll die Rinstaster fertig machen. Das ist unser bestes Schiff. Ich werde die Mannschaft persönlich auswählen. Wir werden uns ans Heck dieses Monsterschiffes hängen, bis sich die richtige Gelegenheit bietet, und dann werde ich es zum größeren Ruhme Arsuduns kapern!«
»Ja, Euer Lordschaft. Möget Ihr mit dem Wind gehen.« Nach einer angemessenen Kniebeuge verließ er den Raum.
Calonnin dachte nach. Kasin hatte sich große Mühe gegeben. Seine Wunden waren ein Beweis seiner Loyalität. Es brachte nichts ein, den Adeligen zu bestrafen. Er wußte besser als ein anderer, daß die Technologie der Menschen weit überlegen war. Wenn er gewußt hätte, daß die drei auf dem großen Eissegler Energiewaffen besaßen, hätte er den Angriff nie befohlen.
Jetzt, da ihm Verzeihung und Lob zuteil geworden waren, würde Kasin doppelt so vertrauenswürdig sein. Ro-Vijar würde die Aufgabe auf sich nehmen, den Eissegler einzufangen und die Mannschaft und die mit ihr verbündeten Menschen zu töten, weil er niemand anderem vertrauen konnte, es zu tun. Kein anderer hatte seine Motive oder den gleichen Drang wie er.
Bis jetzt hatte er sich in dieser Angelegenheit im Hintergrund gehalten. Das ging jetzt nicht mehr.
Verträumt stellte er sich das Bild des mächtigen Eisschiffes vor, sah wieder seine Kufen aus Menschen-Metall, die sich nicht abnutzten und auch nicht auf dem Eis zersprangen, so wie Stein, Knochen und Holz das taten, sah aufs neue die wohlgefertigten Pika-Pina-Segel und die Takelage. Er stellte sie sich so vor, wie er sie Kasin beschrieben hatte, mit windgeschwellten Segeln und den Wimpeln und Fahnen von Arsudun an allen Masten.
Und wenn seine Pläne sich erfüllten, würde eines Tages jenes mächtige Schiff ein bloßes Spielzeug sein, das man verlachte. Aber eine Weile würde es nützlich sein, es zu besitzen.
Obwohl er nicht
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