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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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zischte ich zurück. »Die Kisten mit dem Bargeld, dem Schmuck, dem Meissener Porzellan und den ledergebundenen Erstausgaben! Den ganzen anderen Mist hast du einfach hier gelassen.«
    »Weil ich dachte, dass du vielleicht was von den Sachen gebrauchen könntest«, sagte Lorenz. »Entschuldige bitte, dass ich dir einen Gefallen tun wollte.«
    »Ja, toll, danke, ich freue mich! Wo doch Stützstrümpfe und Nerzkappen heutzutage so teuer geworden sind!«
    Lorenz keuchte nur.
    »Lorenz? Was machst du da eigentlich?«
    »Ich sitze auf dem Trainingsfahrrad, wenn du nichts dagegen hast, und ich will das Gespräch jetzt auch gerne beenden. Weiter! Weiter!«
    »Was denn nun? Beenden oder weiter?«, fragte ich verwirrt.
    »Meine Güte, Conny, während du auf Pellworm Urlaub gemacht hast, bin ich hier rotiert, habe die Installateure überwacht, den Haushalt aufgelöst, mich um deine Tochter gekümmert und - last but not least - achtzig Stunden in der Woche gearbeitet. Meinst du nicht, dass es dir jetzt zuzumuten wäre, dir einen Rotkreuzsack zu schnappen und die Klamotten meiner Mutter hineinzustopfen? Werd endlich erwachsen!«
    Ich versuchte, tief durchzuatmen und innerlich bis zehn zu zählen, während Lorenz auf dem Ergometer offenbar zu Höchstleistungen auffuhr.
    »Denk doch mal bitte an deine Kinder. Fürchtest du nicht, dass ihr Geschmackssinn fehlgeleitet werden könnte, wenn sie in dieser Umgebung leben müssen? Das Haus ist so voll gestellt, dass es praktisch nicht bewohnbar ist. Ich brauche dringend Geld für die Renovierung, mein Konto ist nämlich gähnend leer, wie du wahrscheinlich weißt. Ich habe natürlich keine Ahnung von den Preisen, aber mit fünfzigtausend Euro kämen wir sicher ein paar Schritte weiter. Die Bäder müssen neu gefliest werden, und wir brauchen neue Sanitärobjekte.«
    Ich hörte Lorenz heftig atmen.
    »Lorenz? Warum sagst du nichts? Hat dich auf dem Fahrrad der Herzinfarkt ereilt?«
    »Jetzt mach aber mal einen Punkt, Conny. Du bekommst nicht einen Cent von mir! Das Haus ist in einwandfreiem Zustand, meine Mutter hat es erst vor fünf Jahren komplett renovieren lassen, ja, ja, einschließlich eines neuen Außenputzes. Oh ja! Und jetzt auch noch die brandneue Heizung! Du hast eine funktionierende Waschmaschine, einen Trockner, eine Küche mit allem Pipapo, ja, genau, ja, einen offenen Kamin undhundertfünfzig vollständig eingerichtete Quadratmeter.« Lorenz klang jetzt sehr eigenartig, irgendwie wütend und freudig zugleich. Er hörte sich völlig fremd an. Die vielen Jas und Ohs waren auch neu für mich, vermutlich ein staatsanwaltlicher, rhetorischer Trick, um seinen Gesprächspartner zu irritieren. Nur eins war wie sonst: Lorenz hatte immer schon die Fähigkeit besessen, den Spieß einfach umzudrehen und einen in Grund und Boden zu reden. »Es ist vielleicht nicht alles dein Geschmack -wobei ich es mir jetzt verkneife, darauf hinzuweisen, dass du davon nicht gerade viel besitzt, oooooh ja -, aber wenn dir die Einrichtung nicht gefällt, steht es dir ja völlig frei, etwas daran zu ändern. Ja! Ja!«
    »Ha! Wie denn?« Ich war weder ein Gabelstapler noch eine Abrissbirne, ich war eine sechzig Kilo schwere Frau, und hier gab es nicht ein einziges Möbelstück, das weniger als eine Tonne wog! »Lorenz, so geht das nicht! Das Haus muss renoviert werden, ich brauche Geld und das schnell, denn sonst kann ich nicht mal den Kühlschrank auffüllen.«
    Lorenz' Antwort war ein einziges Keuchen. »Und warum denkst du bitte, dass ich dafür zuständig bin, dein Konto und deinen Kühlschrank aufzufüllen?«
    Ja, wer denn sonst?
    »Ich-ich-ich ...«, sagte ich wenig eloquent.
    »Meine liebe Conny«, sagte Lorenz. Er schien gerade auf der allerhöchsten Stufe zu radeln, steil bergauf »Bitte sieh doch noch mal in deinen Unterlagen nach, ob da irgendwo steht, jaaaaa, dass ich dich bis an dein Lebensende mit Geld zuzuscheißen habe, denn in meinen Unterlagen steht das nicht. Oh! Oh! Du hast ein ganzes Haus bekommen, ich muss dir nicht sagen, wie viel das - huuuh - wert ist in dieser Wohnlage, ja!, und mit dem großen Grundstück, und du bekommst Unterhalt für die Kinder, und das nicht zu knapp, und was du sonst noch so brauchst« - hier wurde seine Stimme deutlich lauter -, »das verdien dir gefälligst selber!«
    »A-a-a«, stotterte ich. Ich wusste nicht so recht, ob ich den Satz mit »Aber« oder »Arschloch« beginnen sollte. Wieso nur hatte ich das ganze Zeug unterschrieben, das Ulfi mir vorgelegt

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