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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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hatte? Im Grunde hatte ich doch kein Wort davon verstanden. Begriffe wie »Zugewinn« und »Versorgungsausgleich« sagten mir rein gar nichts, da konnte ich nur raten. Aber soweit ich mich erinnerte, hatte ich nichts unterschrieben, auf dem das Wort »Unterhaltsverzicht« stand. »Wie-wie-wie ...?« Da waren einfach zu viele Fragen mit »Wie?«. Wie sollte ich jetzt weitermachen? Wie an Geld kommen? Wie diese Mahagoni-Monsterhöhle in ein kinderfreundliches Heim verwandeln?
    »Lorenz?« Ich wusste, dass meine Stimme so jämmerlich klang, wie mir zu Mute war, aber vielleicht erweichte das ja Lorenz' Herz.
    Nein, tat es nicht.
    »Conny, ich habe keine Lust und keine Zeit mehr für solche Gespräche. Wenn dir was nicht passt, klär das mit deinem Anwalt. Ja! Ja! Der kann das dann mit meinem Anwalt klären. Oh ja. Bitte ruf mich nur noch an, wenn es sich um die Kinder handelt, ansonsten belasten wir nur unnötig unser Verhältnis mit derartigen Diskussionen.«
    Nee, klar, unser Verhältnis war ja so gut, das wollte ich auf keinen Fall belasten.
    »Meinen Anwalt? Lorenz, was soll das nun wieder heißen? Du-du-du weißt genau, dass ich keinen Anwalt habe!« Wie immer, wenn ich nicht mehr weiterwusste, fing ich an zu stottern. »A-a-aber du hast doch gesagt, Ulfi regelt das alles für uns.« Ulfi war nach eigener Aussage der beste Scheidungsanwalt der Stadt. Er und seine Frau Frederike hatten zu unserem engsten Freundeskreis gehört. »Lorenz? Bist du noch dran?«
    »Das ist wieder typisch für dich«, bellte Lorenz in den Hörer. »Selbst bei unserer Scheidung soll ich alles für dich regeln. Such dir einen eigenen Anwalt, und lass mich in Ruhe. Ja!«
    »Du bist ja so ein ...«, sagte ich.
    »Ja, gut«, keuchte Lorenz. »Gut so!«
    »Wenigstens gibst du es zu.« Ich versuchte, nicht zu heulen. Was sollte ich jetzt machen? »Sag mir doch, was ich jetzt machen soll.«
    Keine Antwort. Nicht mal mehr ein Keuchen. Lorenz hatte aufgelegt.
    Fassungslos starrte ich auf den Brokathörer.
    Monatelang hatte er mir etwas von friedlicher Trennung, harmonischer Scheidung, gemeinsamem Sorgerecht und problemlosem Familienleben erzählt, und jetzt wollte er plötzlich, dass ich mir einen eigenen Anwalt nahm! Warum denn jetzt erst? Mir dämmerte, dass er mich vermutlich reingelegt hatte. Ich hätte niemals, niemals diese verdammten Papiere unterschreiben dürfen, die er und sein feiner Freund Ulfi mir als die fairste und einfachste Lösung verkauft hatten! Aber zu wissen, was man nicht hätte tun sollen, ist in den wenigsten Situationen hilfreich.
    Mir war sehr danach, eine Flasche von Omi Wilmas Abflussreiniger zu trinken. Damit wären meine Probleme auf einen Schlag gelöst gewesen.
    »Ich verhunger mich immer mehr, Mami!« Zwei kleine Ärmchen schlangen sich um meine Taille.
    Ich wischte mir die Tränen von der Wange und umarmte Julius so fest ich konnte. Das ist das Gute an Kindern: Sie halten einen ständig davon ab, Selbstmord zu begehen.
     
    *
     
    Nur mit einiger Mühe war es uns gelungen, einen Supermarkt zu finden, der an Rosenmontag nicht geschlossen hatte. In unserer Straße gab es zwar einen Kiosk, der rund um die Uhr geöffnet hatte, aber ich wollte meine Kinder nicht ausschließlich mit Schokolade, Gummitieren und Limonade verpflegen. Ich hatte Geld am Bankautomaten gezogen, nach meinem Telefonat mit
     
    Lorenz war mir dabei jedoch mulmig zu Mute. Zu Recht:Kontostand betrug 114 Euro und zwölf Cent. Ich hob 120 Euro ab. Heute war der erste Tag meines neuen Lebens als allein stehende Frau, und schon war mein Konto im Minus - kein sehr guter Anfang. Außerdem hatte ich wirklich Migräne bekommen und kein Aspirin oder Ähnliches in Omi Wilmas Medikamentenschrank gefunden, nur Hämorrhoidensalbe, eine Nasendusche und Rheumatabletten. Wahrscheinlich hatte Lorenz das auch nicht wegschmeißen wollen, denn vielleicht konnte ich es ja noch gebrauchen.
    Ich ließ die Kinder alle Lebensmittel einladen, die sie haben wollten, wenigstens diesbezüglich sollten sie nicht darben. Nur bei den Getränken mussten sie sich auf jeweils eine Flasche Saft beschränken, denn der Rückweg war weit. Ich nahm seufzend eine Flasche »Volvic« aus dem Regal. Üblicherweise trank ich drei bis vier Flaschen Mineralwasser am Tag, das waren zwei Kästen in der Woche. Die heranzuschaffen würde in Zukunft wohl problematisch werden.
    »Das Leitungswasser soll ja hier einwandfrei sein«, sagte ich nachdenklich. Ich würde Unmengen von Tee kochen. Das war

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