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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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war Europäer, die Diener, ausgenommen natürlich Walter und Rita, Ägypter.
    Aber der größte Luxus war, daß es ihr Schiff war. Sie mußten es mit niemandem teilen. Und sie waren zu Julies Überraschung eine recht verträgliche Reisegruppe geworden. Das heißt, seit Henry fort war. Dafür konnte sie gar nicht dankbar genug sein.
    Kaum hatten sie in Alexandria angelegt, war er wie ein Feigling geflohen. Und das unter dem lächerlichen Vorwand, daß er in Kairo alles für sie vorbereiten würde. Dabei würde das Shepheard Hotel in Kairo alles für sie vorbereiten. Noch bevor sie zur Reise in den Süden nach Abu Simbel aufgebrochen waren, hatten sie telegraphiert. Sie konnten kein genaues An-kunftsdatum mitteilen, aber das Shepheard Hotel, die Stütze der Briten in Ägypten, war jederzeit bereit, sie zu empfangen.
    Man hatte darauf hingewiesen, daß die Opernsaison anfing.
    Sollte man Logenplätze für sie reservieren? Julie hatte ja gesagt, obwohl auch sie nicht wußte, wann sie in Kairo eintreffen würden.
    Sie wußte nur, daß Ramses bester Laune war und daß er sich freute, auf dem Nil zu sein, daß er stundenlang vom Deck aus die Palmen und die goldene Wüste auf beiden Seiten des breiten, glitzernden braunen Wassers betrachtete.
    Niemand mußte Julie erzählen, daß es sich hier um dieselben Palmen handelte, die die Wände alter ägyptischer Grabmäler zierten. Oder daß die Bauern mit ihren dunklen Gesichtern das Wasser auf dieselbe primitive Weise aus dem Fluß holten wie seit Jahrtausenden. Niemand mußte ihr sagen, daß sich die zahlreichen Boote der Eingeborenen, an denen sie vorbeifuh-ren, seit den Tagen von Ramses dem Großen kaum verändert hatten.
    Und Wind und Sonne veränderten sich überhaupt nie.
    Aber etwas mußte sie erledigen, und das duldete keinen Auf-schub mehr. Sie saß zufrieden im Salon und sah Elliott und Samir beim Schachspielen zu. Als Alex von seiner Partie Soli-taire aufstand und allein an Deck ging, folgte sie ihm.

    Es war fast Abend. Zum ersten Mal wehte eine frische Brise.
    Der Himmel war tiefblau, fast violett.
    »Du bist ein Schatz«, sagte sie. »Und ich möchte dir nicht weh tun. Aber ich will dich auch nicht heiraten.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Ich weiß es schon lange. Aber ich werde auch weiterhin so tun, als wäre es nicht so. Wie ich es immer getan habe.«
    »Alex, nicht…«
    »Nein, Darling, gib mir keinen Rat. Laß es mich machen, wie ich will. Schließlich ist es das Vorrecht der Frau, ihre Meinung zu ändern. Und vielleicht änderst du deine, und dann bin ich zur Stelle. Nein, bitte sag nichts mehr. Du bist frei. Eigentlich bist du immer frei gewesen.«
    Sie holte tief Luft. Ein großer Schmerz bemächtigte sich ihrer.
    Sie spürte ihn im Herzen und im Bauch. Sie wollte weinen, aber dies war nicht der richtige Ort dafür. Sie küßte ihn rasch und ging dann unter Deck in ihre Kabine.
    Gott sei Dank war Rita nicht da. Sie legte sich auf das kleine Bett und weinte leise in das Kissen. Bevor sie erschöpft ein-schlief, dachte sie: Ich hoffe, er erfährt nie, daß ich ihn nie geliebt habe. Soll er denken, daß es ein anderer Mann war, der mir den Kopf verdreht hat. Das kann er verstehen, das andere nicht.
    Als sie die Augen wieder aufschlug, war es dunkel draußen. In der Kabine brannte eine kleine Lampe. Sie sah, daß Ramses in der Kabine stand und sie ansah.
    Sie verspürte keinen Zorn, und schon gar keine Angst.
    Und plötzlich wurde ihr klar, daß sie immer noch träumte. Erst jetzt erwachte sie und fand das Zimmer hell erleuchtet und verlassen vor. Ach, wäre er doch nur da gewesen. Ihr Körper verlangte nach ihm. Ihr lag nichts mehr an Vergangenheit oder Zukunft. Ihr lag nur noch an ihm. Das mußte er doch wissen.
    Als sie den Speisesaal betrat, war er in eine angeregte Unterhaltung verwickelt. Auf dem Tisch standen allerlei exotische Gerichte.
    »Hätten wir dich wecken sollen, meine Liebe?« fragte Elliott, während er aufstand und ihr den Stuhl zurechtrückte.
    »Julie«, sagte Ramses, »diese einheimischen Gerichte sind einfach köstlich.« Er schöpfte sich Hammelkebab und Wein-blätter auf den Teller, deren Namen sie nicht kannte, und dabei bewegte er die Finger wie immer mit großem Feingefühl.
    »Augenblick mal«, sagte Alex. »Wollen Sie damit sagen, Sie haben das vorher noch nie gegessen?«
    »Aber nein, in diesem verrückten rosa Hotel haben wir Fleisch und Kartoffeln gegessen, wenn ich mich recht erinnere«, sagte Ramses. »Und dieses Huhn mit Zimt

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