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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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den Motor an, trat auf das Pedal, das ihn mit Treib-stoff versorgte und sauste durch die schmale Gasse der Hauptstraße entgegen.
    Wieder dieser Wind im Gesicht, die Freiheit und die Macht dieser großen eisernen Bestie, die zu ihrer Verfügung stand.
    »Bring mich zu den hellen Lichtern von Britisch Kairo«, sagte sie, »liebes, süßes kleines Biest. Bitte!«

    Die Eingangshalle des Shepheard Hotels. Guter Gin aus der Bar, mit viel Eis und einem Spritzer Zitrone. Er war dankbar, daß sie ihm das gestatteten. Was für ein Trinker er geworden war. Eine herrliche Erkenntnis senkte sich über ihn. Wenn er nach England zurückkehrte, würde er sich zu Tode trinken.

    Aber würden sie nie locker lassen? Ihnen mußte doch inzwischen klar geworden sein, daß er ihnen nichts erzählen würde.
    Für ihn sahen sie aus wie Marionetten, ihre Münder bewegten sich so ruckartig als hingen sie an Fäden. Jede Geste wirkte künstlich. Selbst der hübsche kleine Junge, der ihm Gin und Eis brachte, schien zu schauspielern. Alles unecht. Grotesk die Gestalten, die in der Halle auf und abgingen. Und die Musik, die aus der Bar und dem Ballsaal zu ihm herüberdrang, die hörte sich an wie das, was sie heute abend vielleicht in der Hölle spielten.
    Manchmal ergaben die Worte, die sie sprachen, keinen Sinn.
    Er kannte die Definition eines jeden Wortes, aber was war der Sinn? Tote Menschen mit gebrochenen Hälsen. Hatte sie das alles in der kurzen Zeit getan, während er fort gewesen war?
    »Ich bin müde, Gentlemen«, sagte er schließlich. »Die Hitze hier bekommt mir nicht. Ich bin heute schwer gestürzt. Sie müssen mir gestatten, auf mein Zimmer zu gehen.«
    Die beiden Männer sahen einander an. Gespielte Frustration.
    Nichts hier war echt. Was war echt? Kleopatras Hände, die sich um seinen Hals gelegt hatten, die weißgekleidete Gestalt hinter ihr, die sie weggezerrt hatte?
    »Lord Rutherford, wir haben es inzwischen mit mehreren Morden zu tun! Der Mord in London war eindeutig erst der Anfang.
    Wir müssen Sie um Ihre volle Unterstützung bitten. Diese beiden jungen Männer, die heute nachmittag ermordet wurden…«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt. Ich weiß nichts davon!
    Was wollen Sie von mir, junger Mann? Daß ich mir eine Geschichte für Sie ausdenke? Das ist absurd.«
    »Henry Stratford. Wissen Sie, wo wir ihn finden können? Er war vor zwei Tagen hier im Shepheard und hat Sie besucht.«
    »Henry Stratford treibt sich in den übelsten Vierteln von Kairo herum. Er geht nachts allein durch dunkle Straßen. Ich habe keine Ahnung, wo er steckt. Gott helfe ihm. Aber jetzt muß ich gehen.«
    Er stand vom Sessel auf. Wo war bloß der verdammte Gehstock schon wieder?
    »Versuchen Sie nicht, Kairo zu verlassen, Sir«, sagte der Junge, der Arrogante, der mit der platten Nase. »Wir haben Ihren Paß.«
    »Was! Das ist eine Ungeheuerlichkeit«, flüsterte Elliott.
    »Ich fürchte, dasselbe gilt auch für Ihren Sohn. Und Miss Stratford ebenfalls. Ich habe mir an der Rezeption auch ihre Pässe geben lassen. Lord Rutherford, wir müssen dieser Sache auf den Grund gehen.«
    »Sie Idiot«, sagte Elliott. »Ich bin britischer Staatsbürger! Sie wagen es, mir das anzutun!«
    Jetzt mischte sich der andere Mann ein.
    »Mylord, ich will offen mit Ihnen sprechen! Ich kenne Ihre enge Beziehung zur Familie Stratford, aber glauben Sie, Henry Stratford könnte etwas mit diesen Morden zu tun haben? Er kannte den Mann in London, der erstochen wurde. Und was den Amerikaner angeht, der bei den Pyramiden gefunden wurde, ihm wurde eine ansehnliche Geldsumme gestohlen.
    Wir wissen, daß Stratford in Geldschwierigkeiten steckte.«
    Elliott hielt dem Blick wortlos stand. Henry alles anzukreiden.
    Darauf war er noch gar nicht gekommen. Und dabei lag das so nahe! Natürlich, Henry alles ankreiden. Henry hatte diesen Mann in London gekannt. Welch ein Glück! Welch außerordentliches Glück. Er betrachtete die beiden Männer, die jetzt linkisch vor ihm standen. Wenn das funktionierte!
    »Mylord, es geht noch um mehr. Wir haben es darüber hinaus mit zwei geheimnisvollen Diebstählen zu tun. Es wurde nicht nur eine Mumie aus dem Museum von Kairo gestohlen, sondern auch eine aus Miss Stratfords Haus in Mayfair.«
    »Tatsächlich.«
    »Und ein überaus wertvolles ägyptisches Schmuckstück wurde bei Henry Stratfords Geliebter Daisy Banker gefunden, einer Barsängerin…«
    »Ja…« Elliott ließ sich wieder auf den Sessel sinken.
    »Ich will Ihnen sagen, worauf

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