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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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das ein Augenblick des Bedauerns?
    Düster und kläglich hörte er Kleopatras Stimme: Ich habe im letzten Augenblick nach dir gerufen.
    Der Zug fuhr ab. Die Fensterscheibe wurde, als der Zug ins Sonnenlicht fuhr, plötzlich silbern. Er konnte sie nicht mehr sehen.
    Es schien, als führte ihn der Earl of Rutherford zum Bahnhof hinaus zu den Automobilen, an deren offenen Schlägen die uniformierten Chauffeure warteten.
    »Wohin werden Sie gehen?« fragte der Earl.
    Ramses sah dem abfahrenden Zug nach. Der letzte Waggon mit seinem Gittertor immer kleiner und kleiner, das Geräusch des Zuges kaum noch zu hören.
    »Spielt das eine Rolle?« antwortete er. Dann, als erwachte er aus einem Traum, sah er Elliott an. Elliotts Gesichtsausdruck überraschte ihn fast so sehr wie der von Julie. Kein Vorwurf; nur nachdenkliche Traurigkeit. »Was haben Sie aus alledem gelernt, Mylord?« fragte er plötzlich.
    »Es wird einige Zeit dauern, bis ich das weiß, Ramses. Zeit, die ich vielleicht nicht habe.«
    Ramses schüttelte den Kopf. »Nach allem, was Sie gesehen haben«, sagte er und senkte die Stimme, so daß nur Elliott ihn hören konnte, »möchten Sie das Elixier immer noch? Oder würden Sie es ablehnen, so wie Julie es abgelehnt hat?«
    Der Zug war jetzt fort. In dem verlassenen Bahnhof war es jetzt still, abgesehen von den leisen Unterhaltungen, die hier und da geführt wurden.
    »Ist das wirklich noch wichtig, Ramses?« fragte Elliott, und zum ersten Mal sah Ramses einen Anflug von Bitterkeit und Vorwurf.
    Er nahm Elliotts Hand. »Wir werden uns wiedersehen«, sagte er. »Jetzt muß ich gehen, sonst komme ich zu spät.«
    »Aber wohin gehen Sie?« fragte Elliott wieder.
    Er antwortete nicht. Er drehte sich um und winkte, als er über den Platz ging. Elliott antwortete mit einem knappen, höflichen Lächeln und einer kaum wahrnehmbaren Handbewegung, dann stieg er in sein wartendes Auto ein.

    Spätnachmittag. Elliott schlug die Augen auf. Die Sonne fiel schräg durch die Holzjalousien. Über ihm drehte sich langsam ein Ventilator. Er sah auf die goldene Taschenuhr auf dem Nachttisch. Nach drei. Ihr Schiff hatte abgelegt. Er genoß die Erleichterung, ehe er an die Dinge dachte, die er erledigen mußte.
    Dann hörte er, wie Walter die Tür aufmachte.
    »Haben diese verfluchten Idioten vom Büro des Gouverneurs schon angerufen?« fragte Elliott.
    »Ja, Mylord. Zweimal. Ich habe ihnen gesagt, daß Sie schlafen und ich nicht die geringste Absicht hätte, Sie zu stören.«
    »Sie sind ein guter Mann, Walter. Und mögen sie in der Hölle schmoren.«
    »Sir?«
    »Unwichtig, Walter.«
    »Euer Lordschaft, der Ägypter ist hier gewesen.«

    »Samir?«
    »Hat eine Flasche Medizin von Ramsey gebracht. Sie steht da, Mylord. Er hat gesagt, Sie wüßten, was es ist.«
    »Was?« Elliott stützte sich auf die Ellbogen. Dann wandte er den Blick langsam von Walter ab und sah zum Tisch.
    Die flache Flasche war nichts besonderes. Durchsichtiges Glas und flach. Und sie war bis zum Rand mit einer milchigen Flüssigkeit gefüllt, die im Licht seltsam leuchtete.
    »Ich wäre vorsichtig damit, Mylord«, sagte Walter und machte die Tür auf. »Wenn es sich um ein ägyptisches Hausmittel handelt, würde ich auf der Hut sein.«
    Elliott lachte fast laut auf. Neben der Flasche lag ein Umschlag, auf dem sein Name stand. Er richtete sich auf und blieb reglos sitzen, bis Walter gegangen war. Dann griff er nach dem Umschlag.
    Die Nachricht war in Druckbuchstaben geschrieben, römischen Buchstaben nicht unähnlich, eckig und klar.

    Lord Rutherford, jetzt ist es Ihre Entscheidung. Möge Ihre Weisheit Ihnen helfen. Mögen Sie die richtige Wahl treffen.

    Er konnte es nicht fassen. Nein, er konnte es einfach nicht glauben. Er sah die Nachricht lange Zeit an, dann betrachtete er die Flasche.

    Sie lag im Halbschlaf auf dem Kissen. Als sie die Augen aufschlug, wurde ihr klar, daß sie an ihrer eigenen Stimme erwacht war. Sie hatte Ramses gerufen. Sie stand langsam vom Bett auf und streifte den Morgenmantel über. Spielte es eine Rolle, ob jemand sie im Morgenmantel an Deck sah? Aber es war doch Dinnerzeit, oder? Sie mußte sich anziehen. Alex brauchte sie. Wenn sie doch nur klar denken könnte. Sie ging zum Schrank und holte Sachen zum Anziehen heraus. Wo waren sie? Wie viele Stunden waren sie schon auf See?
    Als sie an den Tisch kam, saß er da und starrte geradeaus. Er begrüßte sie nicht und stand auch nicht auf, um ihr den Stuhl zurechtzurücken. Als wäre das

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