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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Henry.
    »Henry, warum gehst du nicht heim und schläfst dich aus?«
    fragte Alex. »Wir sehen uns später, Vater.«
    »Du verdammter Dummkopf!«
    Alex achtete nicht auf die Beleidigung. Sie war erstaunlich leicht zu überhören. Henry trank das Glas wieder leer und ging erneut zum Sideboard.
    Elliott hörte das Glas klirren. »Und dieser Mann, dieser geheimnisvolle Ägyptologe, hast du seinen Namen mitbekom-men?« fragte er.
    »Reginald Ramsey, hör dir das doch nur an. Ich könnte schwören, sie hat ihn aus dem Stegreif erfunden.« Er kam mit einem vollen Glas Scotch zum Kaminsims zurück, legte den Arm darauf und trank langsam und genüßlich. Argwöhnisch sah er Elliott an, als dieser aufsah. »Er hat kein Wort Englisch gesprochen, und ihr hättet den Ausdruck in seinen Augen sehen sollen. Ich sage euch – ihr müßt etwas unternehmen!«
    »Ja, aber was?«
    »Woher soll ich das wissen? Fangt das verdammte Ding!«
    Elliott lachte kurz auf. »Wenn dieses Ding oder diese Person oder was auch immer versucht hat, dich zu erwürgen, warum beschützt Julie es dann? Warum hat es sie nicht erwürgt?«
    Henry sah einen Moment lang verblüfft aus. Dann nahm er wieder einen großen Schluck aus dem Glas. Elliott sah ihn kalt an. Nicht verrückt. Nein. Hysterisch, aber nicht verrückt.
    »Ich habe gefragt«, sagte Elliott leise, »warum es versucht hat, dir etwas anzutun?«
    »Bei allen Teufeln, es ist eine Mumie, oder nicht? Ich war derjenige, der sich da unten in der verdammten Gruft aufgehalten hat! Nicht Julie. Ich fand Lawrence tot in dieser verdammten Gruft…«
    Henry verstummte, als wäre ihm gerade etwas eingefallen. Er hatte nicht mehr nur einen leeren Gesichtsausdruck, er war sichtlich im Schockzustand.
    Sie sahen einander in die Augen, aber nur einen Bruchteil einer Sekunde. Elliott sah wieder ins Feuer. Das ist der junge Mann, der mir einst so viel bedeutet hat, dachte er, den ich einst voll Zärtlichkeit und Begierde liebkost habe, den ich einmal geliebt habe. Und jetzt ist er am Ende, wirklich am Ende.
    Und Rache soll süß sein, aber das ist sie nicht.
    »Hör zu«, sagte Henry. Er stotterte fast. »Es muß einen Dreh dabei geben, eine Erklärung. Aber das Ding, was immer es ist, muß aufgehalten werden. Es könnte Julie mit einer Art Zauber belegt haben.«
    »Ich verstehe.«
    »Nein, du verstehst nicht. Du hältst mich für verrückt. Und du verabscheust mich. Das hast du schon immer.«
    »Nein, nicht immer.«
    Sie sahen einander wieder an. Henrys Gesicht war jetzt schweißnaß. Seine Lippen bebten ein wenig, als er sich abwandte.
    Völlig verzweifelt, dachte Elliott. Er kann sich nicht einmal mehr vor sich selbst verstecken, und das ist das Entscheidende.
    »Was immer du auch denken magst«, sagte Henry, »ich werde nicht noch eine Nacht in diesem Haus verbringen. Ich lasse meine Sachen in den Club schicken.«
    »Du kannst sie nicht allein dort lassen. Das gehört sich nicht.
    Und da kein formelles Bündnis zwischen Alex und Julie besteht, kann ich mich nicht einmischen.«
    »Und ob du kannst. Und ich werde hingehen, wohin ich will.
    Ich habe dir gesagt, daß ich dort nicht bleibe.«
    Er hörte, wie sich Henry umdrehte. Er hörte, wie das Glas auf die Marmorplatte des Sideboards gestellt wurde. Er hörte die stapfenden Schritte, die sich entfernten und ihn allein ließen.
    Elliott lehnte sich an den Damaststoff. Ein dumpfes, lautes Pochen war zu hören, das bedeutete, daß die Eingangstür zugeschlagen worden war.
    Er versuchte, den ganzen Vorfall im richtigen Licht zu sehen –
    Henry war zu ihm gekommen, weil Randolph ihm nicht glaubte. Eine seltsame Geschichte, die sich eigentlich niemand ausdenken konnte, nicht einmal jemand, der so verrückt und verzweifelt war wie Henry. Sie ergab überhaupt keinen Sinn.
    »Liebhaber Kleopatras«, flüsterte er, »Wächter des Königshauses von Ägypten. Ramses der Unsterbliche. Ramses der Verdammte.«
    Plötzlich wollte er Samir wiedersehen. Mit ihm reden. Natürlich war die Geschichte lächerlich, aber… Nein. Es war nur so, daß Henrys Verfall schneller voranschritt, als man gedacht hatte. Trotzdem wollte er Samir davon in Kenntnis setzen.
    Er holte die Taschenuhr heraus. Nun, es war immer noch früh.
    Er hatte genügend Zeit bis zu seiner Verabredung am Nachmittag. Wenn er es nur fertig brächte, aus diesem Sessel aufzustehen.
    Er hatte den Stock fest auf die Kaminfliesen vor sich gestützt, als er die leisen Schritte seiner Frau an der Tür hörte. Er sank wieder

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