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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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sich von ihrem ersten Schreck erholt hatten und ihr danken konnten, war sie ans Fenster geeilt, hatte die Vorhänge zur Seite gezogen, drei Worte über das Wetter gebellt und das Zimmer schon wieder verlassen. Wie Richard bemerkte, hätte es sehr peinlich werden können. Und sie sorgte wie eine gute Fee dafür, daß immer genug zu essen im Haus war. Wenn sie in die Küche gingen, um zu sehen, woraus sie sich eine Mahlzeit zaubern konnten, fanden sie auf der Schieferplatte in der Speisekammer eine Schüssel mit Enteneiern, einen bratfertigen Vogel, einen Klumpen selbstgemachter Butter oder einen frisch gebackenen Laib Brot. Kartoffeln waren fertig geschält und Karotten geschabt, und einmal hatte sie ihnen zwei Landpasteten hingestellt, die so gewaltig waren, daß selbst Richard seine nicht schaffen konnte.
    »Wir haben ihr nicht mal unsere Lebensmittelmarken gegeben«, sagte Penelope fassungslos. Sie hatte so lange mit Lebensmittelmarken gelebt, daß diese Fülle für sie einem Wunder gleichkam. »Woher kommt das bloß alles?« Sie sollten es nie herausfinden.
    Das Wetter war in jenem Vorfrühling wechselhaft. Wenn es regnete - und der Himmel öffnete seine Schleusen oft und lange - , zogen sie Regenzeug an und machten weite Spaziergänge durch die tropfnasse Natur, oder sie blieben im Haus und saßen am Kamin, lasen oder spielten Pikett. An manchen Tagen war der Himmel strahlend blau und die Luft sommerlich warm. Sie verbrachten sie draußen, machten ein Picknick im Gras oder saßen auf bequemen alten Gartenstühlen. Eines Morgens fühlten sie sich besonders unternehmungslustig und fuhren mit dem Bentley das kurze Stück nach St. Mawes, um durch das Dorf zu schlendern, die Segelboote zu betrachten und dann auf der Terrasse des Idle Rocks Hotel etwas zu trinken. Es war teilweise bewölkt, die Sonne schien immer nur für kurze Abschnitte, und eine salzhaltige Brise, die von der See kam, würzte die laue Luft. Penelope lehnte sich, den Blick auf ein Fischerboot mit braunem Segel gerichtet, das langsam zum offenen Meer tuckerte, auf ihrem Stuhl zurück.
    »Richard, denkst du jemals an Luxus?« fragte sie ihn. »Ich sehne mich nicht danach, wenn du das meinst.«
    »Ich glaube, Luxus ist die uneingeschränkte Befriedigung aller fünf Sinne zugleich. So wie jetzt, jedenfalls für mich. Mir ist angenehm warm, und wenn ich möchte, kann ich die Hand ausstrecken und deine Hand berühren. Ich rieche das Meer, und ich rieche auch, daß drinnen im Hotel Zwiebeln gebraten werden. Köstlich. Ich trinke kühles Bier, und ich kann die Möwen hören und das Plätschern der Wellen und den Motor des Fischerboots, und es ist alles äußerst befriedigend.«
    »Und was siehst du?«
    Sie wandte den Kopf und betrachtete ihn, wie er da mit zerzaustem Haar, seinem alten Pullover und dem Jackett aus Harris Tweed mit den Lederflicken - es roch ein wenig nach Torf - neben ihr saß. »Ich sehe dich.« Er lächelte. »Und jetzt bist du an der Reihe. Sag mir, was für dich Luxus ist.«
    Er schwieg, ließ sich von dem Spiel erfassen, überlegte. Endlich sagte er: »Ich glaube. vielleicht Gegensätze. Berge und kalter Schnee, der unter einem blauen Himmel und einer brennenden Sonne glitzert. Oder auf einem heißen Felsplateau zu liegen und zu wissen, daß das kühle, tiefe Meer nur einen Meter entfernt ist und darauf wartet, daß man hineinspringt, wenn man die Hitze keinen Moment länger ertragen kann.«
    »Stell dir vor, du kommst an einem eisigen regnerischen Tag völlig durchgefroren nach Haus, und ein heißes Bad wartet auf dich.«
    »Auch nicht übel. Oder einen ganzen Tag beim Autorennen in Silverstone zu verbringen, die Wagen donnern an einem vorbei, und auf dem Rückweg dann an einem großen, unglaublich schönen Dom zu halten, hineinzugehen und nur der Stille zu lauschen.«
    »Wie schrecklich es wäre, sich nach Zobelmänteln und Rolls-Royces und großen vulgären Smaragden zu sehnen. Ich bin nämlich überzeugt, daß sie, sobald man sie hat, auf einmal nicht mehr so viel wert sind wie vorher. Einfach deshalb, weil sie einem nun gehören.
    Und dann will man sie nicht mehr haben und weiß nicht, was man damit anfangen soll.«
    »Und wenn ich vorschlage, gleich eine Kleinigkeit zu essen - wäre das die falsche Art von Luxus?«
    »Nein, es wäre genau das richtige. Ich habe mich schon gefragt, wann du es vorschlagen würdest. Wir könnten gebratene Zwiebeln essen. Ich hab schon seit einer halben Stunde einen Heißhunger drauf.«
    Am schönsten

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