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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Donnerstag morgen. Donnerstag mittag. Donnerstag nachmittag. Kein Anruf.
    Um halb vier ging Olivia zur Kirche, um das Mädchen aus Pudley zu treffen, das den Blumenschmuck für den Trauergottesdienst arrangieren sollte. Wieder allen, lief Antonia ziellos im Garten umher, ohne irgend etwas zu schaffen, und ging dann zur Obstwiese hinunter, um Geschirrtücher und Kissenbezüge von der Leine zu nehmen. Die Kirchturmuhr schlug vier, und auf einmal, wie durch eine Eingebung, wußte sie, daß sie keinen Moment länger warten konnte. Es war Zeit, etwas zu unternehmen, und wenn sie es nicht sofort tat, würde sie entweder hysterisch werden oder in den Windrush gehen und sich ertränken. Sie ließ den Wäschekorb stehen, wo er war, rannte zum Haus zurück, ging durch den Wintergarten in die Küche, nahm den Hörer ab und wählte die Nummer in Edinburgh.
    Es war ein warmer, verschlafener Nachmittag. Ihre Handflächen waren feucht, ihr Mund wie ausgetrocknet. Auf der Küchenuhr tickten die Sekunden schneller dahin, als ihr Herz schlug. Während sie wartete, daß jemand abnahm, wurde sie sich bewußt, daß sie nicht genau wußte, was sie sagen sollte. Wenn Danus nicht da war und seine Mutter an den Apparat kam, würde sie eine Nachricht hinterlassen müssen. Mrs. Keeling ist gestorben. Würden Sie es Danus bitte sagen? Und würden Sie ihm bitte ausrichten, er möge mich anrufen. Mein Name ist Antonia Hamilton. Er hat meine Nummer. So weit, so gut. Aber würde sie den Mut haben, weiterzureden und Mrs. Muirfield zu fragen, ob sie etwas vom Krankenhaus gehört habe, oder würde das aufdringlich und fürchtbar taktlos sein? Angenommen, die Diagnose war gestellt und ungünstig ausgefallen. Danus’ Mutter würde ihren Kummer kaum mit jemandem teilen wollen, den sie nicht kannte, mit einer fremden Stimme, die aus dem tiefsten Gloucestershire mit ihr redete. Andererseits. »Hallo?«
    Aus ihren verworrenen Gedanken gerissen, fühlte sie sich überrumpelt und hätte fast den Hörer fallen gelassen. »Ich. Äh. spricht dort Mrs. Muirfield?«
    »Nein. Es tut mir leid, aber Mrs. Muirfield ist im Moment nicht da.« Es war eine weibliche Stimme, mit schottischem Akzent, sehr reserviert.
    »Äh. Wann wird sie zurück sein?«
    »Es tut mir leid, aber ich weiß es nicht. Sie ist zu einer Sitzung der Stiftung für Kinder in Not gefahren, und ich glaube, danach ist sie bei einer Freundin zum Tee.«
    »Und Mr. Muirfield?«
    »Mr. Muirfield ist in seiner Kanzlei.« Die Antwort klang ein bißchen barsch, als hätte Antonia eine sehr törichte oder überflüssige Frage gestellt - was der Fall war - und als läge die Antwort auf der Hand. »Er kommt gegen halb sechs nach Haus.«
    »Wer spricht, bitte?«
    »Ich bin die Haushälterin von Mrs. Muirfield.« Antonia zögerte. Die Stimme, deren Besitzerin vielleicht weiter Staub wischen wollte, wurde ungeduldig. »Möchten Sie, daß ich etwas ausrichte?« Antonia fragte verzagt: »Danus ist wohl nicht da, oder?«
    »Danus ist zum Angeln gefahren.«
    »Ich weiß. Aber er wollte heute zurückkommen, und ich dachte, er wäre vielleicht schon da.«
    »Nein. Er ist noch nicht zurück, und ich weiß nicht, wann er kommen wird.«
    »Nun, dann.« Es gab keine andere Möglichkeit. »Kann ich dann vielleicht eine Nachricht hinterlassen?«
    »Einen Moment, ich hole nur schnell etwas zu schreiben.« Antonia wartete. Eine Weile verging. »Ja?«
    »Richten Sie nur aus, Antonia hätte angerufen. Antonia Hamilton. «
    »Einen Augenblick, ich notiere. Antonia Ha-mil-ton.«
    »Ja, richtig. Sagen Sie ihm einfach. richten Sie ihm aus. Mrs. Keeling ist am Dienstag gestorben. Und die Beerdigung ist in Temple Pudley, Sonnabend um drei Uhr. Er wird verstehen. Vielleicht möchte er« - sie betete insgeheim, daß er es schaffen möge, daß er da sein würde - , »vielleicht möchte er kommen.«
    Am Freitagmorgen um zehn Uhr klingelte in Podmore’s Thatch wieder das Telefon. Es war der vierte Anruf seit dem Frühstück, und Antonia hatte jedesmal alles stehen und liegen gelassen und war zum Apparat gerannt, um als erste abzunehmen. Aber jetzt war sie im Dorf, um die Zeitungen und Milch zu holen, und so stand Olivia, die am Küchentisch saß, auf und ging an den Apparat.
    »Podmore’s Thatch.«
    »Miss Keeling?«
    »Ja, am Apparat.«
    »Hier Charles Enderby, von Enderby, Looseby und Thring.«
    »Guten Morgen, Mr. Enderby.«
    Er sprach ihr nicht sein Beileid aus, weil er es bereits getan hatte, als sie ihn angerufen hatte, um ihn in

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