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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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seiner Eigenschaft als Penelopes Anwalt vom Tod ihrer Mutter zu unterrichten. »Miss Keeling, ich komme selbstverständlich am Sonnabend zur Beerdigung nach Gloucestershire, aber mir ist eingefallen, daß wir uns, falls Ihnen das recht wäre, vielleicht anschließend zusammensetzen sollten, damit ich Sie, Ihren Bruder und Ihre Schwester über jene Klauseln des Testaments Ihrer Mutter informieren kann, die vielleicht der Erläuterung bedürfen, und um Sie ganz allgemein ins Bild zu setzen. Vielleicht finden Sie das ein wenig überstürzt, und es steht Ihnen selbstverständlich vollkommen frei, ein anderes Datum vorzuschlagen, aber es wäre eine gute Gelegenheit, da doch die Familie gerade vollzählig unter einem Dach versammelt sein wird.« Olivia dachte über den Vorschlag nach. »Ich sehe keinen Grund, warum wir es nicht so machen sollten. Je früher, desto besser, und es kommt nicht oft vor, daß wir drei zusammen sind.«
    »Würden Sie vielleicht eine Zeit vorschlagen?«
    »Hm, der Gottesdienst fängt um drei an, und anschließend gibt es für diejenigen, die möchten, hier in Podmore’s Thatch eine Tasse Tee. Ich denke, gegen fünf werden die letzten gegangen sein. Wie wäre es mit fünf?«
    »Sehr gut. Ich werde es mir notieren. Und würden Sie Mrs. Chamberlain und Ihrem Bruder bitte Bescheid sagen?«
    »Ja, natürlich.«
    Sie rief im Alten Pfarrhaus an.
    »Guten Tag, Nancy. Ich bin’s, Olivia.«
    »Oh, Olivia. Ich wollte dich gerade anrufen. Wie geht es dir? Wie läuft alles? Brauchst du mich in Podmore’s Thatch? Ich komme gern rüber. Ich kann dir gar nicht sagen, wie nutzlos ich mir hier im Augenblick vorkomme.«
    Olivia unterbrach den Redeschwall ihrer Schwester. »Nancy. Mr. Enderby hat eben angerufen. Er hat ein Familientreffen nach der Beerdigung vorgeschlagen, um Mamas Testament mit uns durchzugehen. Um fünf Uhr. Kannst du bis dann bleiben?«
    »Fünf Uhr?« Nancys Stimme war schrill vor Entrüstung. Es war, als hätte Olivia ihr einen gefährlichen Geheimauftrag gegeben. »Oh, nicht um fünf. Da kann ich nicht.«
    »Um Himmels willen, warum nicht?«
    »George hat eine Besprechung mit dem Pfarrer und dem Erzdiakon. Es geht um das Gehalt des Hilfspfarrers. Schrecklich wichtig. Wir müssen nach der Beerdigung sofort nach Haus fahren.«
    »Dies ist auch wichtig. Sag ihm, er soll die Besprechung verschieben.«
    »Olivia, das kann ich nicht.«
    »In dem Fall kommt ihr einfach mit zwei Wagen zur Beerdigung, und du fährst dann allein nach Haus. Du mußt dabei sein.«
    »Können wir Enderby nicht ein andermal treffen?«
    »Natürlich können wir, aber es wäre viel komplizierter. Und ich habe ihm bereits gesagt, wir würden da sein, so daß dir praktisch nichts anderes übrigbleibt.« Sie fand selbst, daß ihre Stimme herrisch und scharf klang. Freundlicher fügte sie hinzu: »Wenn du abends nicht allein nach Haus fahren willst, kannst du auch hier bleiben und am Sonntagmorgen fahren. Aber du mußt dabei sein.«
    »Na meinetwegen.« Nancy gab nach, wenn auch widerstrebend. »Aber ich bleibe nicht die Nacht über, vielen Dank. Mrs. Croftway hat ihren freien Tag, und ich muß den Kindern etwas zu essen machen.«
    Diese blöde Mrs. Croftway. Olivia bemühte sich nicht mehr, freundlich zu sein. »Würdest du dann bitte Noel anrufen und ihm sagen, daß er es einplanen soll? Für mich ist das ein Anruf weniger, und du wirst dir hoffentlich nicht mehr so nutzlos vorkommen.«
    Nach wochenlangem trockenen Wetter, das den Wasserstand der Flüsse bedrohlich hatte fallen lassen, so daß die Lachstümpel seicht und still da lagen, regnete es endlich wieder in Sutherland. Der Wind trieb von Westen dicke graue Wolken heran, die sich vor die Sonne schoben und den ganzen Himmel einnahmen, bis in die Täler und Schluchten zu sinken schienen und unter monotonem Regengeprassel zu feuchten Schwaden wurden. Die Heide, trocken wie Zunder, trank das Naß, sog es gierig auf und entließ das, was sie nicht brauchte, in moosige Spalten, in denen es zu kleinen Rinnsälen und Bächen sickerte, die sich zu größerem vereinigten und schließlich unten am Berg in den Fluß mündeten. Ein Tag ununterbrochenen Regens war genug, um ihm wieder Leben zu schenken. Er schwoll an, gewann an Kraft, rauschte über die gestern noch seichten Tümpel hinweg, strömte weiter talwärts und folgte dann seinem Weg zum offenen Meer. Die ganze vergangene Woche war an Lachsfischen nicht zu denken gewesen, aber jetzt, am Donnerstagmorgen, sah die Welt auf

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