Die Muschelsucher
sie nur...
»Olivia, bitte.«
Widerstrebend gab sie nach. »Meinetwegen. Aber wir werden uns beeilen müssen. Ich muß um zwei wieder hier sein.«
»Du bist ein Engel.«
»Wohin gehen wir?«
»Such du etwas aus.«
»Also ins L’Escargot.«
»Ich bestelle einen Tisch.«
»Nein, überlaß das mir.« Olivia hatte kein Verlangen, an einem schlechten Tisch zu sitzen, womöglich noch an der Küchentür.
»Das heißt, meiner Sekretärin. Um eins, und komm bitte nicht zu spät.«
»Bestimmt nicht.«
»Übrigens, wo ist Danus?«
Aber Antonia hatte schon eingehängt.
Das Taxi schlich im Schneckentempo durch den Mittagsverkehr auf den sommerlichen Straßen, wo die Autos fast so zahlreich waren wie die Fußgänger. Olivia war ein wenig besorgt. Antonia hatte sich reichlich aufgekratzt angehört, und sie war nicht ganz sicher, was für ein Empfang ihr bevorstand. Sie versuchte, sich ihn auszumalen. Stellte sich vor, wie sie das Restaurant betrat und Antonia an der Bar -oder schon am Tisch? - warten sah. Antonia würde wie üblich verwaschene Jeans und ein Baumwollhemd tragen und in diesem In-Lokal, wo Geschäftsleute kostspielige Arbeitsessen einzunehmen pflegten, völlig deplaciert wirken. Es ist wirklich wichtig. Was konnte so wichtig sein, daß sie sich partout nicht abwimmeln lassen wollte und darauf bestand, ihr eine Stunde ihrer kostbaren Zeit zu stehlen? Es war schwer zu glauben, daß zwischen Danus und ihr etwas schiefgegangen war, aber es war immer besser, sich auf das Schlimmste gefaßt zu machen. Verschiedene Möglichkeiten boten sich. Sie hatten keinen geeigneten Platz zum Kohlanbauen gefunden, und nun wollte Antonia über einen anderen Plan sprechen. Sie hatten einen Platz gefunden, waren aber nicht begeistert von dem Haus, das dazugehörte, und wollten, daß sie, Olivia, nach Devon fuhr, es in Augenschein nahm und ihre Meinung dazu äußerte. Antonia war schwanger. Oder sie hatten festgestellt, daß sie kaum etwas verband und eine gemeinsame Zukunft sinnlos war, und hatten beschlossen, sich zu trennen. Bei dieser letzten Vorstellung zuckte sie innerlich zusammen und betete darum, daß es nicht so sein möge.
Das Taxi hielt gegenüber vom Restaurant. Sie stieg aus, zahlte, überquerte die Straße und ging hinein. Es war warm und überfüllt wie immer, und angeregtes gedämpftes Murmeln hüllte sie ein. Es roch wie immer nach köstlichem Essen, frischem Kaffee und teuren Havannas. An der Bar saßen gutgekleidete Geschäftsleute, und an einem kleinen Tisch davor saß Antonia. Aber sie war nicht allein, denn Danus saß neben ihr, und Olivia erkannte die beiden kaum wieder. Sie trugen nicht die lässige und billige Freizeitkluft, die sie mit ihnen assoziierte, sondern hatten sich fein gemacht. Sehr fein. Antonias dichtes Haar war zu einer Nackenrolle hochgesteckt, und sie hatte ein entzückendes stumpfblaues, mit großen weißen Blumen gemustertes Kleid an. Sie trug sogar Tante Ethels Ohrringe. Danus wirkte in seinem dunkelgrauen Anzug, dessen perfekter Schnitt selbst Noels Neid erregt hätte, traumhaft attraktiv. Beide sahen umwerfend aus: jung, reich und glücklich. Sie sahen phantastisch aus.
Sie bemerkten Olivia sofort, standen auf und kamen ihr entgegen.
»O Olivia.«
Olivia riß sich zusammen, um sich ihr Staunen nicht anmerken zu lassen. Sie küßte Antonia auf die Wange, wandte sich dann Danus zu. »Guten Tag, Danus. Ich habe aus irgendeinem Grund nicht damit gerechnet, daß Sie auch hier wären.«
Antonia lachte. »Das war Absicht. Ich wollte, daß es eine Überraschung ist.«
»Könntest du dich etwas genauer ausdrücken?«
»Dies ist unser Hochzeitsessen. Deshalb war es so wichtig, daß du kamst. Wir haben heute morgen geheiratet!«
Danus war der Gastgeber. Er hatte Champagner bestellt, der in einem Kübel mit Eis auf ihrem Tisch wartete. Die festliche Stimmung machte Olivia leichtsinnig, und sie verstieß gegen ihre eiserne Regel, mittags nicht zu trinken. Sie war es, die zuerst das Glas hob, um auf das Glück der beiden anzustoßen.
Sie redeten und redeten. Es gab soviel zu erzählen und soviel zu hören. »Wann seid ihr hergekommen?«
»Gestern morgen. Wir haben ein Zimmer im May fair genommen, es ist fast so luxuriös wie das Sands. Und nachher fahren wir mit dem Auto nach Edinburgh und bleiben ein paar Tage bei Danus’ Eltern.«
»Übrigens, was ist mit den Skizzen?« fragte Olivia den jungen Bräutigam.
»Wir waren gestern nachmittag bei Boothby’s und haben mit Mr. Brookner
Weitere Kostenlose Bücher