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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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habe das Gejammere satt und denke mir, vielleicht weiß deine Mutter es. Es kann jedenfalls nicht schaden, wenn Rena einmal den Unterschied kennen lernt. Ich halte jede Wette: Vierzehn Tage, dann ist unsere Jüngste wieder naturblond.»
    Anne kam mit der Pfanne zum Tisch, fischte drei Eier aus einem Buttersee und legte sie Jürgen aufs Brot, verteilte dabei Fettspritzer auf dem Tischtuch und seinem Handrücken.
    «Au», sagte er, fuhr unwillkürlich mit der Hand zum Mund, die Augen auf mich gerichtet. «Würdest du mir liebenswürdigerweise erklären, was hier los war! Warum du in der Gegend herumrast und worüber Vater sich so aufgeregt hat!»
    «Soll ich dir auch ein paar Eier machen?», fragte Anne. Ich schüttelte den Kopf.
    «Ich warte, Vera. War Klinkhammer hier? Anne sagte, er war heute Morgen in der Schule.»
    «Nita war nicht in der Schule», sagte Anne. «Am Freitag auch nicht, das weiß ich von Armin.»
    Jürgen bedeutete ihr mit einer unwilligen Geste, sie solle den Mund halten. «Vera, warum antwortest du nicht? Was ist passiert, verdammt? Was wollte Klinkhammer?»
    «Er hat lange mit Armin gesprochen», sagte Anne. «Ich habe Armin gefragt, was Klinkhammer noch von ihm wollte. Armin sagte   …»
    «Verdammt nochmal, Anne», brüllte Jürgen. «Mich interessiert nicht, was Armin sagte. Ich will von deiner Mutter wissen, wasKlinkhammer sagte und wo sie sich herumgetrieben hat!» Er schaute mich an. «Warst du wieder bei Hennessen?»
    «Nein.»
    «Wo dann?»
    Ich war es nicht gewohnt, angebrüllt zu werden, und antwortete automatisch: «Im Gasthof Schwinger.»
    Jürgen betonte jedes Wort über Gebühr: «Wo warst du?» Dann brüllte er erneut los: «Hast du den Verstand verloren? Wie kommst du auf die Idee, ausgerechnet zu der Ziegler zu laufen? Hast du mit ihr über Hennessen gesprochen? Natürlich hast du! Das hat sich ja bei dir zur fixen Idee entwickelt.»
    Er war so außer sich. Seine Stimme überschlug sich. «Willst du den Mann fertig machen? Dann pass auf, dass er den Spieß nicht umdreht. Mach nur so weiter, wenn du Wert auf eine Anzeige wegen übler Nachrede oder Tierquälerei legst.»
    Er fasste sich an die Stirn. «Ausgerechnet zu der Ziegler! Für die ist das ein gefundenes Fressen. Sie war mit Hennessen verlobt, er hat ihr einen Tritt gegeben. Es ist dreißig Jahre her, aber verziehen hat sie es ihm bis heute nicht. Was hast du ihr erzählt?»
    «Nichts! Sie sagte, der Brandmeister hat gesagt, Scherer hätte gesagt   …» Mir fiel auf, wie es klingen musste, und ich brach ab.
    Anne stand wie erstarrt. Sie hatte die Pfanne zurück auf die heiße Herdplatte gestellt. Der Buttersee begann zu qualmen. Jürgen schlug mit der Faust auf den Tisch.
    «Dich sollte man an die Leine legen! Aber so hatte ich mir das vorgestellt, genau so. Ein bisschen Stress und schon drehst du durch. Wenn du hier gewesen wärst, wäre Vater   …»
    Wohin mit der Ohnmacht? Ich holte aus und schlug Jürgen ins Gesicht. «Das ist für das bisschen Stress», sagte ich und schlug noch einmal zu. «Und das ist der Schlag von Freitag zurück.»
    Jürgen starrte mich verblüfft an. Anne stampfte mit dem Fuß auf und kreischte: «Hört auf! Seid ihr denn alle übergeschnappt?Hört mir jetzt endlich einer zu? Nita ist auch weg, zusammen mit André Menke. Es war Menkes Bus.»
    Jürgen kniff die Augen zusammen. «Sag das nochmal», forderte er. Anne schüttelte den Kopf und rannte in die Diele, stürmte die Treppe hinauf. Oben knallte eine Tür.
    Jürgen fauchte: «Nita! Das hätte ich mir denken können, als die hier auftauchten, dass dieses verdammte Aas keine Ruhe gibt.» Dann machte er sich über die Eier her.
    Ich nahm die Pfanne von der heißen Herdplatte, öffnete das Fenster, damit der Qualm abziehen konnte, und ging Anne nach. Sie lag auf dem Bett, als ich hereinkam. Die Arme unter dem Nacken verschränkt, starrte sie die Zimmerdecke an. «Meinst du, ich hätte ihr mehr helfen müssen?» Sie schaute mich nicht an, hielt den Blick nach oben gerichtet.
    «Du hast ihr doch immer geholfen.»
    «Das ist nicht wahr, Mutti, und das weißt du auch. Ich habe mich immer herausgeredet mit dem Abi. Und am Donnerstag – ich war mit Patrick verabredet und wollte mir nicht wieder stundenlang etwas von ihren Gäulen anhören. Sie ging mir auf die Nerven mit ihrem Mattho. Und jetzt ist sie weg.»
    Ihre Stimme war wie dünnes Glas. Sie richtete sich auf, stützte den Oberkörper mit einem Arm ab. «Sie war so traurig im Bus. Ich

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