Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs
auch noch sie unterbringen? Bei Coco im Kofferraum?»
«Sie hat ein eigenes Auto – ich hab ihr gesagt, dass ich ihr das Benzin zahle –, aber sie wollte eigentlich nicht. Es ist ihr zu weit, und sie muss alle anderen Unterrichtsstunden absagen. Um es für sie attraktiver zu machen, habe ich deshalb auch ihren neuen Freund eingeladen, Aaron heißt er, und ihnen drei Nächte in einem schönen Hotel versprochen. Und ich habe eine wunderschöne Unterkunft gefunden, das William Seward Inn, und ihnen je ein Luxus-Doppelzimmer gebucht.»
«Für drei Nächte», sagte Jed. «Das ist ein Witz.»
«Wenn du willst, können wir beide in einem billigeren Hotel wohnen, um Geld zu sparen.»
«Ich will nicht.»
«Aaron ist ein feiner Kerl», versuchte ich Jed zu überreden. «Er wird dir gefallen. Er spielt Waldhorn, und er liebt Hunde. Er ist bereit, umsonst auf Coco aufzupassen, während wir bei Mrs. Vamos sind.»
Im Morgengrauen fuhren wir los, Kiwon und Aaron in einem weißen Honda hinter unserem weißen Jeep. Es war keine schöne Reise. Jed bestand darauf, die gesamte Strecke zu fahren, eine Macho-Nummer, die mir auf die Nerven geht. Sophia beteuerte regelmäßig, dass sie Schmerzen habe undihr Fuß taub werde. «Sag noch mal – warum musste ich gleich wieder mit?», fragte sie mit gespielter Unschuld alle paar Stunden.
«Weil die Familie immer zusammenbleiben muss», antwortete ich. «Außerdem ist das eine wichtige Sache für Lulu, und du musst deine Schwester unterstützen.»
Die ganzen neun Stunden saß ich verkrampft im Schneidersitz vorn neben Jed, und wo meine Füße hätten sein sollen, waren Cocos Futter, ihre Schüsseln, ihre flauschige Schlafmatte. Mein Kopf war zwischen Sophias horizontal verstauten, an der Windschutzscheibe verklemmten Krücken eingekeilt.
Lulu benahm sich unterdessen völlig unbekümmert: ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie eine Heidenangst hatte.
18 Der Weiher
«Wie bitte?», hatte mich Jed einen Monat vor unserer Fahrt nach Chautauqua gefragt. «Sag, dass ich mich verhört habe.»
«Du hast dich nicht verhört. Ich sagte, dass ich überlege, meinen Pensionsfond aufzulösen. Natürlich nicht den ganzen: nur die Betriebsrente von Cleary.» Cleary, Gottlieb, Steen & Hamilton war die Anwaltskanzlei an der Wall Street, in der ich gearbeitet hatte, bis Sophia auf die Welt kam.
«Das wäre völlig blödsinnig, egal, wie du es drehst und wendest», sagte Jed. «Erstens müsstest du enorm viel Steuern zahlen, und die Hälfte der Summe wäre weg. Und was noch viel wichtiger ist, wir brauchen diese Ersparnisse für unser Alter. Das ist der Zweck eines Pensionsfonds. So was nennt man zivilisatorischen Fortschritt.»
«Ich muss aber was kaufen», sagte ich.
«Was denn, Amy?», fragte Jed. «Wenn du es unbedingt haben willst, fällt mir bestimmt ein anderer Weg ein.»
Ich habe so viel Glück in der Liebe. Jed ist gutaussehend, witzig, klug und er erträgt meinen schlechten Geschmack und meine Neigung, mich übers Ohr hauen zu lassen. Es ist eigentlich nicht so, dass ich ständig viel Geld ausgebe – weder liebe ich Einkaufstouren, noch gehe ich zur Kosmetikerin oder zur Maniküre, und ich kaufe auch keinen Schmuck. Aber hin und wieder überkommt mich ein unbezähmbares Bedürfnis, etwas Bestimmtes zu besitzen – ein siebenhundert Kilo schweres Tonpferd aus China zum Beispiel, das sich im ersten Winter auflöste –, und immer findet Jed eine Möglichkeit, es zu beschaffen. Diesmal war es der Drang, Lulu eine richtig gute Geige zu kaufen.
Ich setzte mich mit mehreren angesehenen Instrumentenbauern in Verbindung, die mir empfohlen worden waren, zwei in New York, einem in Boston, einem in Philadelphia, und bat jeden, mir drei Geigen einer bestimmten Preisklasse zu schicken, damit Lulu sie ausprobieren konnte. Alle schickten mir vier Geigen: drei in der angegebenen Kategorie und eine, die «ein bisschen außerhalb Ihrer Preisspanne ist» – genauer gesagt, doppelt so teuer –, «die ich Ihnen aber ebenfalls schicken wollte, weil es ein so außergewöhnliches Instrument ist und vielleicht genau das sein könnte, was Sie suchen». In dieser Hinsicht haben Geigenbauer manches mit usbekischen Teppichhändlern gemein. Bei jeder nächsthöheren Preisklasse versuchte ich Jed zu überzeugen, dass eine gute Geige eine Investition ist, wie ein Kunstwerk oder eine Immobilie. «Mit anderen Worten, je mehr wir ausgeben, desto besser ist es für unsere Finanzen?», pflegte er
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