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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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zusammenzulegen - sie stopfte sie einfach hinein, wie Daunen in ein Kissen.
    Auch wenn er wirklich der Grund für ihren frühen Aufbruch war, fühlte sich Chris doch erleichtert, dass sie ging. Jetzt konnte er sich entspannen und in aller Ruhe warten, bis seine Klamotten wieder sauber waren. Er überlegte, ob er die Tür abschließen und alle Lichter ausmachen sollte, sobald sie weg war.
    Die Frau warf sich die ausgebeulte Tasche über die Schulter und eilte zur Tür.
    »Ich hoffe, ich hab Sie nicht beleidigt«, sagte Chris.
    »Nein, gar nicht. Meine Klamotten sind alle trocken und ich hätte mich schon vor fünf Minuten draußen mit meinem Freund treffen sollen. Ich hab gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist.«
    Chris schaute aus dem Fenster, sah aber nur seinen Nissan auf dem Parkplatz stehen.
    Die Frau öffnete die Tür und blieb noch einmal stehen. Sie drehte sich um und sagte: »Sie brauchen was Stärkeres als Waschpulver, wenn Sie das Blut rauskriegen wollen.« Dann eilte sie hinaus und ließ Chris verblüfft zurück, und das Geräusch des schwappenden Wassers klang in der plötzlichen Stille unglaublich laut.
     
    JOHNNY, DAS NARBENGESICHT
     
    »Wer ist Ihre Lieblingsband?« »Wie bitte?«
    »Wer ist Ihre Lieblingsband? Kann natürlich auch ein Solokünstler sein. Oder noch besser: wer ist Ihre Lieblingsband und Ihr Lieblingssänger?«
    Johnny wartete darauf, dass die nette Lady antwortete, und trommelte dabei mit den Fingern aufs Lenkrad.
    Meine sind die Beatles. Ihre späte Phase ist am besten. Lieblingsalbum: Let it Be, das wurde im Jahr... »Elvis, schätze ich. Ich interessiere mich nicht so für Musik.« »Elvis, ja? Elvis the Pelvis. Okay. Was ist Ihr Lieblingsfilm?« Johnny zählte die vorbeiflitzenden weißen Streifen auf der Straße. Er war bei zehn, als die Frau erwiderte. »Wahrscheinlich Vom Winde verweht. Nicht besonders originell, ich weiß.«
    Meiner ist Playtime Diese schwarzen Stühle waren großartig. Alle hatten die. Jeder sollte so einen haben. Ich möchte einen. Paris sah in dem Film toll aus. »Lieblingsbuch?« Die Frau lachte.
    Er wusste nicht, was daran so lustig war. Lachte sie über ihn? »Was sollen denn die ganzen Fragen?« Das Lenkrad fühlte sich rutschig in Johnnys Händen an. Es war eine windige Nacht - und kalt. Johnny hasste die Kälte, deshalb hatte er die Heizung im Auto voll aufgedreht; seine Handflächen schwitzten. »Mich interessiert, was die Leute mögen und was nicht. Ich kann mich nicht... entspannen, bevor ich das Lieblingsbuch, den Lieblingsfilm, die Lieblingsband usw. von jemandem kenne. Und die Ängste.« »Ängste?«
    »Ja. Aber zuerst: Was ist Ihr Lieblingsbuch?« Meins ist Weißes Rauschen. Das beste Buch aller Zeiten. Ein modernes Meisterwerk. Ich möchte nie so eine schwarze Wolke sehen. Keine Sorge, ich weiß, was zu tun ist, falls das je passiert. »Also... das letzte Buch, das ich gelesen habe, war Das Reich
    der Siqqusim: Auferstehung. Ich mag Horrorromane, und der war wirklich gut. Ich schätze also, das ist es.«
    Johnny atmete ruhig aus. Jetzt wusste er schon ein wenig über diese Frau: Sie liebt Elvis, alte romantische Hollywoodfilme und Horrorromane. Sehr seltsame Mischung.
    »Sehr seltsame Mischung«, sagte er.
    »Was?«
    »Ihr Lieblingsbuch, -film und -sänger. Ich hab noch nie jemanden getroffen, der einen so ... widersprüchlichen Geschmack hatte.«
    »Tatsächlich? Fragen Sie alle Anhalter so aus?«
    »Oh, ich nehme keine Anhalter mit. Zu gefährlich. Die könnten ja Mörder sein.«
    »Aber ich bin auch eine Anhalterin.«
    Er mochte den Klang ihrer Stimme. Er wünschte, sie würde mehr reden. »Nein, Sie sind keine Anhalterin. Sie sind eine Lady.«
    Keine Anhalterin. Keine Anhalterin. Sie ist keine Anhalterin. Anhalter sind Mörder und hässliche, schmutzige Leute.
    »Oh, vielen Dank«, sagte sie.
    »Gern geschehen.« Johnny drehte sich zu ihr um und lächelte sie an.
    Im Widerschein der Scheinwerfer konnte Johnny die nette Lady ziemlich gut sehen. Er mochte ihr Aussehen, sie erinnerte ihn an Mum, nur hübscher.
    Nein, das stimmte nicht. Sie war nicht hübscher als Mum. Niemand war hübscher als Mum. Aber sie war schön anzuschauen, trotz der blauen Flecken im Gesicht. Sie zerstörten ihr hübsches Aussehen nicht, nicht in Johnnys Augen.
    »Und, was sind deine Favoriten?«
    »Meine?«
    Er wurde immer nervös, wenn die Leute ihn das fragten. Er wollte, dass nur die Menschen, denen er vertraute, wussten, was er mochte und was nicht. Er

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