Die Mutter
Augen sehen,
und damals war ich froh, dass ich ihr nicht gesagt hatte, was für ein schrecklicher Mensch Burt wirklich war.
Trotzdem bettelte Rebecca immer noch, ich solle sie nach Sydney fahren. Sie hatte die naive, idealistische Hoffnung, dass wir ihn einfach besuchen konnten und zwischen uns eine neue Verbindung wachsen würde, dass wir eine Familie werden oder wenigstens ein Teil im Leben des anderen sein würden. Ich sagte ihr, das sei ein schöner Traum, aber so würde es bestimmt nicht enden - das Leben ist nicht so einfach.
Sicher, es war möglich, dass Burt sich in den letzten achtzehn fahren in einen anständigen Menschen verwandelt hatte, aber ich bezweifelte es sehr stark.
Schließlich, nachdem wir eine Menge Tränen vergossen und unserem Ärger ausgiebig Luft gemacht hatten, gingen wir auf unsere Zimmer - Rebecca wütend, ich voller Angst. Ich dachte, wir würden am nächsten Morgen in aller Ruhe darüber reden, und vielleicht - nur vielleicht - würde ich ihr die Wahrheit über ihren Vater erzählen.
Nicht in meinen wildesten Albträumen hätte ich geglaubt, dass es das letzte Mal sein würde, dass ich sie lebend sah. Ich hätte nie gedacht, dass sie es riskieren würde, zu trampen. Sie war ein freundlicher, vertrauensvoller Mensch, aber sie war weder dumm noch leichtsinnig.
In jener Nacht schlief ich kaum und wälzte mich hin und her, aber irgendwann in den frühen Morgenstunden muss ich doch eingenickt sein, denn ich habe nicht gehört, wie Rebecca aufstand, packte und das Haus verließ.
Als ich gegen acht Uhr aufstand, war ihre Schlafzimmertür geschlossen. Ich nahm an, dass sie ebenfalls eine unruhige Nacht gehabt hatte und ausschlief.
Das Haus war totenstill. Als ich in die Küche ging, um mir meine morgendliche Tasse Kaffee zu kochen, sah ich die Nachricht, die sie an die Kühlschranktür geheftet hatte. Sie fiel mir sofort ins Auge, da wir dort sonst normalerweise nichts hinhängten. Mit rutschte das Herz in die Hose.
Ich wusste, was auf dem Zettel stand, aber ich war nicht darauf vorbereitet, wie sie nach Sydney reisen wollte.
Folgendes stand in der Nachricht:
Trampe auf dem Hume nach Sydney, um Dad zu treffen. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich ruf dich heute irgendwann an, damit du weißt, dass es mit gut geht. Unser Streit letzte Nacht tut mir leid. Hab dich lieb, Bec.
Ich glaube, ich stand noch ewig in der Küche, bevor ich nach oben in Rebeccas Zimmer stürzte. Ich wollte nicht glauben, dass sie wirklich fort war, bevor ich ihr leeres Zimmer mit eigenen Augen gesehen hatte.
Ihr Bett war gemacht, das Zimmer aufgeräumt, aber keine Rebecca.
Ich geriet in Panik. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Die Polizei anrufen? Nach ihr suchen? Burt anrufen?
Das Erste, was ich tat, war, sie auf dem Handy anzurufen, aber entweder war ihr Akku leer oder sie hatte es ausgeschaltet. Ich erreichte nur die Mailbox und hinterließ ihr eine verzweifelte, tränenreiche Nachricht, in der ich sie anflehte, wieder nach Hause zu kommen. Hinterher lief ich ziellos durchs Haus und dachte nach. Schließlich entschied ich mich, darauf zu warten, dass sie anrief und dann zu versuchen, sie zu überreden, wieder nach Hause zu kommen oder wenigstens zu bleiben, wo sie war, damit ich sie abholen konnte. Schließlich war sie ja weder vermisst noch entführt worden. Sie war erwachsen und trampte nach Sydney -illegal, sicher, aber kein Grund für einen Polizeieinsatz.
Ich wollte nicht losfahren, um nach ihr zu suchen, falls sie anrief, während ich nicht da war.
Und ich wollte ganz sicher nicht bei Burt anrufen, wenn es nicht absolut notwendig war.
Also wartete ich.
Und ich betete.
Stundenlang wartete ich angespannt und wollte keinen Meter vom Telefon weichen - nicht, um zu duschen und nicht einmal, um auf die Toilette zu gehen, aus Angst, ihren Anruf zu verpassen.
Als es Mittag wurde und Rebecca sich immer noch nicht gemeldet hatte, war ich fast verrückt vor Sorge und kurz davor, die
Polizei anzurufen, aber dadurch hätte ich die Leitung blockiert und deshalb irrte ich nur weiter durch das viel zu stille Haus.
Um fünf vor eins musste ich dringend auf die Toilette. Ich hatte eine Kanne Kaffee gekocht und schon vier Tassen getrunken sodass meine Blase beinahe platzte. In all meiner Sorge, Angst Verwirrung und mit wachsendem Unbehagen traf ich die folgenschwere Entscheidung, zur Toilette zu gehen. Obwohl wir ein schnurloses Telefon hatten, nahm ich den Hörer nie mit auf die Toilette - ich hielt das
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