Die Nacht am See
Aber nicht, dass ich dich nicht anschauen würde. Es fällt mir wirklich schwer, die Augen von dir zu reißen.”
„Das solltest du aber lieber, wenn du sie morgen bei deiner Operation offen halten willst.”
„Du hast ja Recht. Ich sollte gehen.” Er drehte sich um. „Danke, Jocelyn.”
„Wofür?”
Er blieb noch einmal stehen. „Dass du da bist.”
„Es ist mein Job.”
„Nein. Es ist mehr als das. Du machst mich …”
Er zuckte mit den Schultern. „Glücklich. Ich bin noch nie so froh gewesen, dass eine Frau über Nacht geblieben ist, obwohl keine Aussicht darauf besteht, dass wir … na, du weißt schon.”
„Vergiss es.”
Er lachte und ging dann. „Du bist wirklich bewundernswert.”
„Gute Nacht, Herr Doktor”, sagte Jocelyn.
„Und du brichst mir das Herz”, fügte er hinzu.
„Während du ein Versprechen brichst. Gute Nacht”, wiederholte sie und schloss die Tür.
Dann lauschte sie, bis sie hörte, dass er die Tür zu seinem Schlafzimmer zumachte.
Um drei Uhr nachts wurde Jocelyn von einem leisen Klopfen geweckt. „Ja?”
Donovan antwortete vom Flur her. „Bist du wach?”
Seufzend stand sie auf und öffnete die Tür. Verschlafen, zerzaust und zum Anbeißen aussehend, stand Donovan vor ihr, mit nichts weiter als einer Pyjamahose bekleidet.
„Ich habe dich geweckt, oder?”
„Ist schon okay. Ich musste sowieso aufstehen, um dir die Tür aufzumachen.”
Er lächelte, und sie fragte sich, wie sie überhaupt einen Ton herausgebracht hatte, angesichts dieser glatten, braun gebrannten Brust direkt vor ihrer Nase.
Sie bemerkte, dass Donovans Augen blutunterlaufen waren. „Kannst du nicht schlafen?”
„Ich habe noch kein Auge zugemacht. Liegt wohl an all dem, was heute passiert ist. Ich bin noch immer völlig aufgedreht.”
„Das Gefühl kenne ich. Was kann ich tun? Möchtest du eine heiße Milch oder etwas Ähnliches?”
„Heiße Milch? Ich bin doch keine zwölf mehr.”
„Trinkst du nie heiße Milch?”
Er hob eine Augenbraue und schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass heutzutage noch irgendjemand heiße Milch trinkt.”
„Doch, ich, und es funktioniert. Ehrlich. Komm, ich werde es dir beweisen.”
Barfuß gingen sie beide in die Küche. Jocelyn schenkte Milch in einen Becher und stellte ihn in die Mikrowelle. Während die Milch erwärmt wurde, erklärte sie ihre Theorie über die heiße Milch.
„Wenn du willst, dass es funktioniert, dann musst du sicherstellen, dass du die Augen schließt, sobald sich das schläfrige Gefühl einstellt, denn wenn du es nicht tust, verpasst du den richtigen Moment. Es ist wie eine Welle, die du erwischen musst. Also solltest du die Milch nicht im Wohnzimmer trinken, denn dann müsstest du erst noch aufstehen, um ins Bett zu gehen, und allein dadurch könntest du schon die Welle verpassen. Trink sie im Bett.”
„Ich verstehe. Hört sich so an, als hättest du daraus eine Wissenschaft entwickelt.”
„Habe ich auch.” Die Mikrowelle klingelte, und Jocelyn holte den dampfenden Becher heraus. „Hier, bitte schön.”
Donovan nahm den Becher und rümpfte ein wenig die Nase.
Schmunzelnd drückte sie ihm die Hand auf den Rücken, damit er wieder ins Bett ging, und als sie seine gut ausgebildeten Muskeln unter ihren Fingerspitzen spürte, bekam sie von neuem Lust auf ihn. Sie versuchte es zu ignorieren, doch es war zwecklos. Sie gab den Versuch auf und beschloss einfach, so schnell wie möglich in ihr eigenes Bett zu verschwinden.
An seiner Schlafzimmertür zögerte sie für eine Sekunde, bevor sie eintrat. Sie hatte noch nie einen Klienten ins Bett gebracht - und schon gar keinen Klienten, der aussah wie Donovan, mit entblößter Brust und atemberaubend männlich. Bei jedem anderen Klienten wäre es völlig unangemessen gewesen, und bis auf den Exsenator hatte auch noch keiner versucht, die durch das Verhältnis von Bodyguard und Schützling gegebenen Grenzen zu überschreiten, so wie Donovan.
Trotzdem, sein Wohlergehen und seine Sicherheit waren ihr Job, also ging Jocelyn in sein Zimmer. „Meinst, du, du wirst jetzt schlafen können?” fragte sie und blieb am Fußende stehen, während er den Becher abstellte und ins Bett stieg.
„Ich weiß nicht. Hängt von der heißen Milch ab.”
Sie wollte gerade Gute Nacht sagen, als er auf einen Stuhl in der Ecke deutete. „Setz dich.
Bleib noch ein paar Minuten und sprich mit mir. Erzähl mir etwas Persönliches.”
Sie schluckte nervös. „Was denn?”
„Ich
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