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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
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dass es etwas geben sollte, was nicht letzten Endes zwischen den Aktendeckeln einer ordentlichen Beweisführung verschwinden könnte. Und es war ihm auch scheißegal, was diese Leute sahen oder glaubten. Aber anscheinend übten alte Gemäuer eine besondere Wirkung auf diese spezielle Art Spinner aus.
    Er wartete nur noch auf den Moment, in dem er von drinnen Meldung bekam, dass sich etwas ungewöhnliches tat.
    Dann würde er stürmen lassen.
    Er drehte die Karte mit dieser blödsinnigen Abbildung eines Monsters noch einmal zwischen seinen Fingern herum.

Kap- 6

 

Die Nacht des Ta-Urt

 
 

Ohne weiter zu überlegen lief Wessel Kipp in das System verzweigter Gänge hinunter, nur seinem Instinkt und dem Vertrauen in die Göttin folgend.
    Seine Wunde am Hinterkopf begann wieder zu bluten. Immer wieder musste er stehen bleiben und sich mit den Händen an den feuchten Wänden abstützen.
    Nach einer Weile endeten die rußigen Pechfackeln , die sich in Abständen von einigen Metern an den Wänden befanden. Um nicht in der Dunkelheit der unbeleuchtet vor ihm liegenden älteren Gänge zu versinken, nahm er eine von den letzten und lief weiter.
    Es wurde kälter. In kurzen, harten Stößen wehte sein Atem wie eine zerrissene Fahne vor seinem Mund.
    Plötzlich bemerkte er, dass vom Boden des Ganges ein dünner Nebel aufstieg. Der Nebel roch wie das feuchte Fell einer toten Ratte. Je tiefer Wessel dem Gang hinunter folgte, desto dichter wurde das Gespinst aus wehendem Gestank.
    Schließlich reichte es ihm bis an den Gürtel.
    Der Nebel war nun so dicht, dass er seine Beine nicht mehr erkennen konnte. Das Gefühl, das jeden Moment etwas aus diesem Nebel auftauchen, seine Füße packen und ihn umwerfen könnte um ihn den Gang hinunter in ein ewig dunkles Grab zu ziehen, wurde überwältigend stark in ihm. Er spürte, wie sich unwillkürlich seine Zehen in den Stiefeln zusammenkrümmten, aber er lief unbeirrt weiter.
    Er musste Carda finden.
    Nach einer Weile reichte ihm der Nebel bis zur Brust.
    Was, wenn die undurchdringlichen Schwaden weiter immer höher im Gang aufstiegen? Was, wenn er schließlich in dem stinkenden Nebel versinken würde?
    Er schloss die Augen, holte tief Luft und ließ sich auf die Knie fallen.
    Er steckte jetzt ganz in dem Nebel.
    Er öffnete die Augen.
    Vor ihm war nichts als eine grünliche, wabernde Wand. Er spürte, wie etwas von dem Nebel in seine Nasenlöcher stieg. Ein ätzend scharfes Brennen stieg hinauf in sein Gehirn.
    Direkt vor seinem Gesicht schien etwas an ihm vorbeizuflitzen und im Nebel wieder zu verschwinden.
    Wie ein Taucher aus einem tiefen Gewässer tauchte er aus dem Nebel wieder auf, warf den Kopf nach hinten und rang nach Luft. Das scharfe Brennen stieg ihm in die Augen, klammerte sich in seinem Gehirn fest und warf ihn mit dem Rücken gegen die Wand des Ganges. Sein Kopf war erfüllt von einem brennenden Schmerz, seine Augen tränten.
    Etwa zwei Minuten lang musste er so an der kalten Wand stehen bleiben und die Augen schließen, bevor er wieder etwas sehen konnte.
    Was war das gewesen, was da an ihm vorbeigeflitzt war und ihn fast berührt hatte?
    Es hatte nicht wie ein Tier ausgesehen. Obwohl er es im Nebel nur für den Bruchteil eines Momentes gesehen hatte, hatte er den Eindruck, dass es ihn mit menschlichen Augen angesehen hatte.
    Dieses Ding befand sich jetzt immer noch in dem Nebel um ihn herum, und vielleicht waren da noch mehr.
    Der Schmerz in seinem Kopf verflog langsam und er kam wieder zu Atem. Er blickte den Gang hinauf, dorthin, von wo er gekommen war. Der Nebel wurde dünner und flacher dort, aber dort wo er hin sollte, den Gang hinunter, wurde er höher und dichter.
    Nur der Gedanke an Carda ließ ihn weiter gehen. Er wusste, dass die Hölle, die ihn dort unten vielleicht erwartete, nur von der Hölle des schlechten Gewissens desjenigen übertroffen wurde, der seine Freunde im Stich ließ.

 
    ***

 
    Elaine ging voraus, direkt hinter ihr ging der Professor, dann folgte Eric. Das Licht ihrer Taschenlampen warf unruhige Kegel in die engen Gänge. Obwohl der alte Mann gut mithielt, nahmen sie ihn lieber in ihre Mitte, so konnten sie ihm sofort helfen, wenn etwas Unvorhergesehenes geschehen würde.
    Elaines gutes Gedächtnis half ihnen, sich im Labyrinth zurechtzufinden, aber trotzdem mussten sie zwei oder dreimal wieder umkehren, bis sie den Raum erreichten, in dem Elaine die Rollen gefunden hatte. Sie hatten einige Schwierigkeiten, den Professor vom Bleiben

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