Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
Vom Netzwerk:
durch Wasser watet, hielt er die Arme hoch über den Kopf erhoben, damit er möglichst wenig mit der grünen Masse in Berührung kam. Die Hand mit der Fackel zitterte ihm vor Anstrengung. Arme, Beine und Oberkörper juckten grauenvoll. Es war ihm, als schabe etwas langsam seine Haut ab, als würde Schicht um Schicht davon entfernt damit die giftige, wabernde Substanz besser in ihn eindringen könne. Seine Augen brannten wie Feuer und er konnte die meiste Zeit kaum noch erkennen, wohin es ging.
    Von Zeit zu Zeit schien es ihm, als berühre ihn etwas an den Beinen. Etwas strich durch den Nebel und überwachte jede seiner Bewegungen.
    Er schloss einen Moment die Lider, um seine Augen zu erholen, als er feststellte, dass er trotz geschlossener Augen den Gang vor sich noch sehen konnte. Stein für Stein sah er deutlich die gemauerten Wände vor seinem inneren Auge. Er öffnete die Augen wieder, um festzustellen, dass der Nebel ihm nun bis zum Kinn reichte.
    Noch einige Meter, und er würde ihn einatmen müssen. Noch einige Meter, und er würde in dem Nebel verschwinden.
    Er schloss die Augen wieder und stellte fest, dass der Nebel für sein inneres Auge unsichtbar war.
    Wie weggewischt.
    In aller Klarheit sah er nun den Gang vor sich liegen, wie er sich immer tiefer in die Dunkelheit bohrte.
    Vor ihm wischte wieder etwas her.
    Aber jetzt, mit geschlossenen Augen, konnte er deutlicher erkennen, was es war. Wie eine riesige Kaulquappe schoss ein menschlicher Kopf mit einer Art Schwanz am Hinterkopf vor ihm in den dunklen Gang hinunter, verschwand, kam zurück und tauchte vor ihm wieder auf.
    Er blickte auf die Fackel in seiner Hand. Hier, in dieser Welt, spendete das Feuer kein Licht, im Gegenteil, die Flamme schien alle Helligkeit aus der Umgebung in sich aufzusaugen.
    Er beschloss, die Augen geschlossen zu halten und warf die Fackel weg.

 
    ***

 
    Als der Nebel ihnen bis zum Brustkorb reichte, war es Ruth Leuberich egal, was Eckhardt mit ihr anstellen würde. Sie hielt es nicht mehr aus. Ihr ganzer Körper juckte schmerzhaft und sie war sich inzwischen sicher, dass der Nebel eine Art Halluzinogen enthielt.
    Anders konnte sie sich nicht erklären, dass sie etwas wie Fische durch den Nebel schwimmen sah.
    Unterarmgroße, langgezogene Schatten schossen hin und her und berührten sie immer wieder an ihrer empfindlichen Haut. Sie hielt ihre Hände in den Nebel hinein, drückte ihren Rock gegen die Beine und versuchte diese Dinger wegzuscheuchen, aber es gelang ihr nicht, sie zu erwischen. Sie schienen jede ihrer Bewegungen vorauszuahnen und verschwanden, sobald sie versuchte zuzupacken.
    Dass es ihr nicht einmal gelang diese Viecher zu berühren, bestärkte sie in ihrer Meinung, dass der Nebel eine Droge enthielt, aber es beruhigte sie nicht.
    Echt oder nicht, diese Dinger begannen, ihr Angst zu machen.
    Sie beobachtete die anderen aus der Gruppe, die alle ihr voraus gingen, aber die schienen nichts zu sehen, oder sie ließen es sich nicht anmerken.
    Ganz vorn ging unbeirrt Eckhardt.
    Sie drehte sich um und sah sehnsuchtsvoll den Gang hinauf, wo der Nebel niedriger war, dann blickte sie wieder nach vorne.
    Vorsichtig blieb sie etwas hinter der Gruppe zurück.
    Auf keinen Fall wollte sie, dass der Nebel weiter an ihr hochstieg, auf keinen Fall würde sie zulassen, dass sie in diesem stinkenden Zeug versank.
    Lieber würde sie sterben.

 
    ***

 
    Elaine, Eric und der Professor berieten sich.
    Der Nebel würde ihnen bald bis zu den Schultern reichen. Der Professor war der Meinung, dass sie besser stehenbleiben sollten, bis sie abschätzen könnten, ob der Nebel gefährlich war, aber bis auf ein leichtes Jucken war nichts zu bemerken und Eric und Elaine waren fest entschlossen, auf jeden Fall weiter zu gehen. Sie boten dem Professor an, dass er zurückgehen könne bis zu der Kammer mit den Schriftstücken, sie würden ihn auf dem Rückweg, falls es einen Rückweg für sie gab, wieder abholen. Aber Rosner verneinte heftig. Was sie ihm an jugendlichem Mut voraus hatten, das würde er durch die Erfahrung des Alters wieder wett machen . Der Tod war keine unbekannte Größe für ihn. Das relativierte seine Angst erheblich.
    Also gingen sie weiter, bis sie übereinstimmend feststellten, dass sie leichte Halluzinationen hatten. Da ihre Halluzinationen exakt übereinstimmten, eine Art Fischwesen schien sie durch den Nebel zu begleiten, entschlossen sie sich, die kollektive Täuschung als wahr anzunehmen.
    Sie waren bereit, für

Weitere Kostenlose Bücher