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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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ihm sogar legitim erscheinen. Es würde, aus seiner Sicht, nicht sehr
schwerwiegend
sein. Nicht schwerwiegender als für dich, wenn du die Ausgänge von einem Bau der Feldmäuse verstopfst.«
    »Ich werde sie wieder freimachen.«
    »Auf jeden Fall unvergleichlich weniger schwerwiegend, als zwei Drittel seines Erbes zu verlieren und sein gesamtes gesellschaftliches Ansehen. Es steht für ihn sehr viel auf dem Spiel.«
    »Du hast eine Wespe auf der Schulter.«
    »Ein Insekt«, präzisierte Adamsberg und verscheuchte sie.
    »Stimmt. Und wenn Denis das Testament kennt – falls dieses Testament existiert –, verachtet er die Vendermots nicht nur, er hasst sie.«
    »Seit einem Jahr oder länger. Wir wissen nicht, wann der Graf es aufgesetzt hat.«
    »Und doch sind nicht Hippo und Lina tot.«
    »Ich weiß«, sagte Adamsberg und stellte die Zuckerdose hinter sich, als wenn ihr Anblick ihn störte. »Er ist kein Impulsivtäter. Er überlegt, er schleicht herum. Hippo und Lina zu beseitigen ist gefährlich. Nimm an, jemand weiß um ihre Herkunft. Wenn Danglard es in zwei Tagen begreifen konnte, kann man sich vorstellen, dass auch andere es wissen. So dass Denis zögert. Denn wenn die beiden Vendermots sterben, würde automatisch er verdächtigt werden.«
    »Von Léo, zum Beispiel. Sie hat sie behütet, als sie klein waren, und sie verkehrt mit dem Grafen seit siebzig Jahren.«
    »Also hat Denis ihr den Schädel eingeschlagen. Und in dem Fall hätte der Mordanschlag nichts mit einer Entdeckung zu tun, die Léo gemacht hätte. Jetzt hast du die Wespe.«
    Veyrenc blies auf seine Schulter und drehte seine Trinkschale um, damit der süße Kaffeerest das Insekt nicht noch mehr anzog.
    »Dreh deine auch um«, sagte er zu Adamsberg.
    »Ich hatte keinen Zucker drin.«
    »Ich dachte immer, du nimmst welchen.«
    »Ich sagte dir, dass Zucker mich im Augenblick nervt.Falls Zucker denn ein Insekt ist. Jedenfalls schwirrt er um mich herum wie ein ganzer Wespenschwarm.«
    »Im Grunde«, meinte Veyrenc, »lauert Denis auf eine günstige Gelegenheit, die ihm erlaubt, zu töten, ohne den Verdacht auf sich zu lenken. Und diese Gelegenheit bietet sich ihm geradezu perfekt, als Lina ihre Vision hat.«
    Adamsberg lehnte sich an den Baumstamm, Veyrenc nun fast den Rücken zukehrend, der die andere Baumseite besetzt hielt. Um 9 Uhr 30 begann die Sonne schon empfindlich zu brennen. Der Lieutenant zündete sich eine Zigarette an und reichte auch dem Kommissar eine über die Schulter.
    »Ideale Gelegenheit, in der Tat«, stimmte Adamsberg zu. »Denn falls die drei Ergriffenen sterben, wird sich das Entsetzen der Bevölkerung von Ordebec zwangsläufig gegen die Vendermots richten. Gegen Lina, die als

Fährmann‹ zwischen den Lebenden und den Toten verantwortlich ist für die Vision. Aber auch gegen Hippo, von dem alle Welt weiß, dass er mal die sechs Finger des Teufels hatte. In einem solchen Kontext würde die Ermordung der beiden Vendermots niemanden überraschen, und die Hälfte der Einwohner käme als Täter in Frage. Genau wie seinerzeit im Jahr siebzehnhundert und noch was, als die Dörfler einen gewissen Benjamin mit Heugabeln erschlugen, der die Ergriffenen beschrieben hatte. Um dem Blutvergießen ein Ende zu machen, darum hat die Menge ihn getötet.«
    »Aber wir sind nicht mehr im 18. Jahrhundert, die Methode wird eine andere sein. Man wird Lina und Hippo nicht mehr in aller Öffentlichkeit den Bauch aufschlitzen, man wird es diskreter tun.«
    »Denis ermordet also Herbier, Glayeux und Mortembot. Außer bei Herbier tut er es auf traditionelle Weise, er beachtet mehr oder weniger das Ritual, um die Angst im Volk zu schüren. Er ist durchaus der Typ, der zum handverlesenen Mitgliederkreis eines Klubs von Armbrustschützen zählen könnte, nicht wahr?«
    »Was wir folglich als Erstes überprüfen müssen«, sagte Veyrenc zustimmend und warf den zwanzigsten Apfel.
    »Erwarte nicht, dass du je triffst, wenn du dabei sitzen bleibst. Und da die drei Opfer notorische Schurken sind und sehr wahrscheinlich sogar Mörder, hat Denis umso weniger Skrupel, sie zu opfern.«
    »Was bedeutet, dass jetzt, wo wir miteinander reden, Lina und Hippo in unmittelbarer Lebensgefahr sind.«
    »Nicht vor Einbruch der Nacht.«
    »Du bist dir aber klar, dass für den Augenblick die ganze Geschichte lediglich auf der violetten Kellerassel beruht.«
    »Sehen wir uns doch mal die Alibis von Denis an.«
    »Du kommst an diesen Typ nicht näher heran als an die

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