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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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in Rente ist, hatte er Mühe, die fälligen Mietzahlungen zu leisten. Sofern nicht der Hauseigentümer Klage erhebt, sind mir die Hände gebunden. Wenn Sie mich fragen, er hat sich klammheimlich davongemacht.«
    Émeri war aufgeschlossen und kooperativ, wie Danglard schon gesagt hatte, gleichzeitig aber schien er Adamsbergs Anruf mit einer gewissen Belustigung aufzunehmen.
    »All das ist sehr gut möglich, Capitaine. Gibt es bei Ihnen einen Weg von Bonneval?«
    »Ja. Und?«
    »Er führt von wo nach wo?«
    »Er beginnt bei dem Ort Les Illiers, fast drei Kilometer von hier, dann durchquert er einen Teil des Waldes von Alance. Von La Croix de Bois an hat er einen anderen Namen.«
    »Sind dort viele Leute unterwegs?«
    »Tagsüber kann man den Weg gehen. Aber niemand traut sich in der Nacht da lang. Alte Legenden, Sie wissen, was das bedeutet.«
    »Sie haben sich da nicht mal ein bisschen umgesehen?«
    »Wenn das eine Vermutung sein soll, Kommissar Adamsberg, dann will ich Ihnen meinerseits eine sagen. Ich vermute, Sie hatten den Besuch eines Bewohners von Ordebec. Oder irre ich mich?«
    »Das stimmt, Capitaine.«
    »Wer?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Eine Person, die beunruhigt ist.«
    »Und ich kann mir sehr gut vorstellen, wovon sie Ihnen erzählt hat. Von dieser Truppe verfluchter Gespenster, die Lina Vendermot gesehen hat, falls man das ›sehen‹ nennen kann. Und in deren Gesellschaft sie Herbier bemerkt haben will.«
    »Stimmt«, gab Adamsberg zu.
    »Sie werden doch nicht darauf hereinfallen, Kommissar? Wissen Sie, warum Lina Herbier in diesem verdammten Heer gesehen hat?«
    »Nein.«
    »Weil sie ihn hasst. Er ist ein alter Freund ihres Vaters, der einzige vielleicht. Folgen Sie meinem Rat, Kommissar, vergessen Sie das Ganze. Dieses Mädchen hat einen Sprung in der Schüssel, hatte sie schon als Kind, jeder hier weiß das. Und jeder hütet sich vor ihr, vor ihr und ihrer ganzen Sippe von Beknackten. Ist nicht deren Schuld. Im Grunde sind sie ja sogar zu bedauern.«
    »Wissen alle Leute, dass sie das Heer gesehen hat?«
    »Aber ja. Lina hat es ihrer Familie und ihrer Chefin erzählt.«
    »Wer ist ihre Chefin?«
    »Sie ist Anwältin und Partnerin der Kanzlei Deschamps et Poulain.«
    »Wer hat das Gerücht weiterverbreitet?«
    »Alle. Man spricht hier seit drei Wochen von nichts anderem mehr. Es gibt starke Gemüter, die lachen darüber, aber die schwachen Geister haben Angst. Ich versichere Ihnen, wir könnten gut und gern darauf verzichten, dass Lina sich damit amüsiert, die Bevölkerung zu terrorisieren. Ich könnte mit geschlossenen Augen drauf wetten, dass seitdem niemand einen Fuß auf den Weg von Bonneval gesetzt hat. Nicht mal ein starker Geist. Und ich noch viel weniger.«
    »Warum, Capitaine?«
    »Denken Sie nicht, ich fürchtete mich vor was auch immer« – aus dieser Versicherung meinte Adamsberg den alten Marschall des Kaiserreichs herauszuhören –, »aber ich habe keine Lust, dass man überall herumerzählt, Capitaine Émeri glaubt an das Wütende Heer. Gleiches gilt für Sie, wenn ich Ihnen einen Rat geben darf. Man muss diese Angelegenheit möglichst niedrighängen. Aber ich werde mich jederzeit freuen, Sie hier zu empfangen, sollten Ihre Geschäfte Sie eines Tages nach Ordebec führen.«
    Ein zweideutiger und etwas dorniger Gedankenaustausch, dachte Adamsberg, als er auflegte. Émeri hatte sich mokiert, wenn auch in wohlwollender Weise. Er hatte ihn erst mal kommen lassen, bereits darüber informiert, dass jemand aus Ordebec ihn aufgesucht hatte. Seine Zurückhaltung war verständlich. Eine Visionärin in seinem Revier zu haben war kein Geschenk des Himmels.
    Die Brigade füllte sich allmählich, Adamsberg war ja meist schon vor der Zeit da. Die Masse von Retancourt schob sich für einen Augenblick in die Tür und ins Licht,und Adamsberg sah sie ohne jede Anmut zu ihrem Arbeitsplatz streben.
    »Die Taube hat heute Morgen die Augen geöffnet«, sagte er zu ihr. »Zerk hat sie die ganze Nacht hindurch gefüttert.«
    »Gute Nachricht«, sagte Retancourt schlicht, sie war kein Mensch großer Gefühle.
    »Wenn sie am Leben bleibt, wird sie Hellebaud heißen.«
    »Aile Beau? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Nein, ›Hellebaud‹, in einem Wort. Es ist ein sehr alter Vorname. Der Onkel oder der Neffe von ich weiß nicht mehr wem.«
    »Ah, so«, meinte sie und schaltete ihren Rechner ein. »Justin und Noël wollen Sie sprechen. Momo-mèche-courte 1 scheint wieder mal ein Ding gedreht zu haben, aber

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