Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
Vom Netzwerk:
sich bewegen?«, sagte Adamsberg und stahl ihm eine Zigarette. »Du musst wissen, im Gegensatz zu dem, was bei uns vor sich geht, bewegen sich die Kühe hier sehr wenig.«
    Veyrenc bedeutete Zerk, sie zu begleiten, wartete aber, bis sie weit genug entfernt waren, um an einer Feldumzäunung stehen zu bleiben.
    »Es gab wieder einen Anruf vom Ministerium. Einen, der mir nicht gefallen hat.«
    »Was genau hat dir daran nicht gefallen?«
    »Der Ton. Eine Aggressivität in Anbetracht der Tatsache, dass Mo unauffindbar bleibt. Er hat kein Geld, sein Foto wurde überall verteilt, wohin hätte er gehen sollen? Genau das sagen sie.«
    »Aggressiv waren sie von Anfang an. Was noch?«
    »So was Höhnisches, eine Ironie. Der Typ, der angerufen hat, war nicht irgendein Subalterner. Er hatte den Ton dieser Leute drauf, die ihre Genugtuung darüber, dass sie etwas wissen, nicht verbergen können.«
    »Was, zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel etwas, das sich gegen dich richtet. Ich weiß nicht genug, um mir dieses hämische Lachen, dieses verhalten Genüssliche erklären zu können, aber ich habe den deutlichen Eindruck, dass sie sich so einiges vorstellen.«
    Adamsberg streckte die Hand nach dem Feuerzeug aus.
    »Und das du dir auch vorstellst?«
    »Das ist unwichtig dabei. Ich weiß nur, dass dein Sohn dich hierher begleitet hat, in einem zweiten Auto. Das wissen die natürlich auch, wie du dir denken kannst.«
    »Zerk macht für eine schwedische Zeitung eine Reportage über vermodertes Laub.«
    »Ja, sehr merkwürdig.«
    »So ist er, er nimmt jede Gelegenheit wahr.«
    »Nein, Jean-Baptiste, Armel ist durchaus nicht so. Ich habe auch die Taube nicht mehr im Haus gesehen. Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    »Sie ist davongeflogen.«
    »Ah, sehr gut. Aber warum ist Zerk mit einem zweiten Wagen gefahren? War nicht genug Platz im Kofferraum für eure drei Gepäckstücke?«
    »Worauf willst du hinaus, Louis?«
    »Ich versuche dir klarzumachen, dass die sich gewisse Dinge vorstellen.«
    »Von denen du glaubst, dass sie sich die vorstellen.«
    »Zum Beispiel, dass Mo auf etwas wundersame Weise verschwunden ist. Dass zu viele Tauben davongeflogen sind. Ich glaube, Danglard weiß es. Der Commandant kann schwer etwas verbergen. Seit Momos Flucht kommt er mir vor wie ein verstörtes Huhn, das ein Straußenei ausbrütet.«
    »Du hast eine zu lebhafte Phantasie. Traust du mir eine derartige Torheit zu?«
    »Absolut. Ich habe übrigens nicht gesagt, dass es eine Torheit ist.«
    »Worauf willst du hinaus, Louis?«
    »Ich denke, die werden ziemlich bald hier aufkreuzen. Ich weiß nicht, wo du Mo untergebracht hast, aber ich glaube, er muss noch heute Nacht von hier verschwinden. Schnell und weit weg.«
    »Und wie? Wenn auch nur einer von uns, du, ich oder Danglard, den Ort verlässt, ist dies das Signal. Im selben Augenblick werden wir auffliegen.«
    »Dein Sohn«, schlug Veyrenc vor und sah den jungen Mann an.
    »Du glaubst doch nicht, Louis, dass ich ihn da hineinziehen werde?«
    »Das hast du schon längst getan.«
    »Nein. Es gibt keinen greifbaren Beweis. Aber wenn sie ihn zusammen mit Mo im Auto fassen, wandert er auf direktem Wege in den Knast. Wenn du recht hast, sind wir gezwungen, Mo auszuliefern. Wir werden ihn hundert Kilometer von hier aussetzen, und er lässt sich schnappen.«
    »Du hast doch selbst gesagt: Wenn er erst einmal in den Händen der Justiz ist, kommt er nicht mehr raus. Das ist beschlossene Sache.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Zerk muss noch heute losfahren. Nachts gibt es weit weniger Straßensperren. Und ein Gutteil dieser Sperren funktioniert schon nicht mehr richtig. Die Jungs sind müde geworden.«
    »Ich mach’s«, sagte Zerk. »Lass«, meinte er und hielt Adamsberg zurück, »ich fahre. Und wohin, Louis?«
    »Du kennst die Pyrenäen so gut wie wir, und du kennst die Übergänge nach Spanien. Von dort fährst du durch bis Granada.«
    »Und dann?«
    »Versteckt ihr euch bis zu neuer Weisung. Ich habe dir mehrere Hoteladressen mitgebracht. Zwei Kennzeichen für den Wagen, Fahrzeugpapiere, Geld, zwei Ausweise, eine Kreditkarte. Wenn ihr weit genug von hier weg seid, setzt ihr euch an einen Straßenrand und schneidet Mo die Haare ab, dass er wie ein braver Junge aussieht.«
    »Hey, das ist doch der Beweis, dass er den Mercedes nicht angezündet hat«, sagte Zerk. »Er hat im Moment lange Haare.«
    »Ja, und?«, fragte Adamsberg.
    »Du weißt doch, dass man ihn Momo-mèche-courte 1 nennt?«
    »Weil er die gefährlichen

Weitere Kostenlose Bücher