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Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Titel: Die Nacht Hat Viele Augen -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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alles in ihrem Kopf drehte … dann gab sie auf, weil sie nicht in der Lage war, die Bedeutung wirklich zu erfassen.
    Der Weg endete an der hinteren Veranda, die sich über die gesamte Länge des Hauses erstreckte. Er öffnete ihr die Tür und bedeutete ihr, vor ihm die Treppe hinunterzugehen.
    »Ich hatte versprochen, dir meine Sammlung zu zeigen«, sagte er. »Der Tresorraum ist im Keller. Nach dir, meine Liebe.«
    Der winzige Sender in ihrer Tasche brannte ihr ein Loch ins Gewissen. Sie dachte an Blaubarts Schloss, und ihr Magen zog sich zusammen. Denk nicht daran, ermahnte sie sich. Tu es einfach. Sie schwamm mit den Haien, einen Dolch zwischen den Zähnen. Sie hatte es Seth versprochen. Sie musste es zumindest versuchen.
    Victor öffnete eine Metallplatte in der Wand neben einer gepanzerten Tür und tippte eine Reihe von Ziffern in eine beleuchtete Tastatur.
    »Oh, dabei fällt mir ein«, murmelte er. »Heute Morgen hab ich den Zugriffscode für meinen persönlichen Computer geändert. Normalerweise ändere ich ihn täglich. Ich nenne es meine ›göttliche Zugriffsberechtigung‹. Ich komme damit in jeden Bereich des Systems.«
    Sie nickte höflich, als hätte sie ihn verstanden.
    »Ein Wort. Mindestens vier Buchstaben. Höchstens zehn. Es sagt aus … was ich von dir will.«
    Sie war verwirrt. »Du meinst, du hast mir gerade deinen Code verraten? Aber was willst du von mir, Victor?«
    Er schnaubte. »Ach, um Himmels willen. Du solltest mich besser kennen, als mir so eine Frage zu stellen. Wenn ich es dir sage, bedeutet das doch nichts. Wenn du es selbst herausbekommst …«, er lächelte, fast wehmütig, »… dann bist du einfach göttlich.«
    Er tippte eine weitere Reihe von Ziffern ein. Die mächtige, schwere Tür öffnete sich zischend und schwang zur Seite. »Nach dir«, murmelte Victor.
    Sie betrat den Raum. Die feuchte, klimatisierte Luft darin schloss sich um sie wie eine besitzergreifende, erstickende Umarmung.
    Victor legte das Stilett aus dem sechzehnten Jahrhundert zurück zu den andern in das Etui. Dann nahm er eine Holzkiste von einem höheren Bord, legte sie auf den Tisch und öffnete sie.
    »Man hat mir gesagt, dass im Frankreich des siebzehnten Jahrhunderts mit diesem Degen in einem berühmten Duell der Todesstoß ausgeführt worden ist«, erklärte er. »Wegen einer untreuen Ehefrau, wenn man den Papieren glauben darf. Der empörte Ehemann soll sowohl den Liebhaber als auch seine Frau mit dieser Klinge getötet haben. Oft sind solche Geschichten erfunden, um den Wert der Stücke zu erhöhen, aber ich habe allen Grund zu glauben, dass es stimmt. Die Papiere sind in altem Französisch geschrieben, was für dich natürlich keine Hürde bedeutet.«
    Victor beobachtete ihre Reaktion, während sie den Degen untersuchte, das leichte Zittern ihrer Hand, der versonnene Blick. Sie war wirklich sein Sprössling, freute er sich im Stillen. Ihre Träume waren der eindeutige Beweis dafür.
    Sie nahm den Degen auf, ließ ihn durch die Luft sausen und wandte sich dann ihm zu. »Ja«, sagte sie entschieden. »Ich glaube auch, dass es stimmt.«
    Sie spürte es also ebenfalls, genau wie er. Eigentlich sollte es keine Rolle spielen, aber das tat es. Was für ein Vergnügen es war, seine edlen Stücke jemandem zu zeigen, der verstehen konnte, warum er sie schätzte.
    »Du fühlst es, nicht wahr?« Er griff nach dem Degen. Raine übergab ihm die Waffe mit offensichtlicher Erleichterung.
    »Was fühle ich?« Sie sah ihn argwöhnisch an.
    »Den Makel. Ich würde ja sagen, die Schwingungen, aber dieses Wort ist von der New-Age-Bewegung derart überstrapaziert worden, dass es inzwischen praktisch bedeutungslos ist.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, was du meinst.«
    Er tätschelte ihre Schulter. »Das wirst du noch, meine Liebe. Wenn du die Träume hast, wirst du wahrscheinlich auch noch andere Sensibilitäten geerbt haben. Das ist der Preis, den man bezahlt, wenn man als Lazar geboren wird.«
    »Ich habe bereits genug bezahlt«, erwiderte sie.
    Er lachte gnadenlos. »Jetzt jammere nicht. Macht hat immer ihren Preis. Und du musst erst lernen, die Macht zu nutzen, um ihre Vorteile schätzen zu können.«
    Zweifelnd sah sie ihn an. »Schlechte Träume können nützlich sein?«
    Er zögerte einen Moment, dann zog er einen Schlüsselbund aus seiner Tasche. Er schloss eine Schublade auf und zog einen kleinen schwarzen Plastikkoffer heraus.
    »Wissen bedeutet immer Macht, wenn du stark genug bist, dich der

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