Die Nacht Hat Viele Augen -1-
Sable, Baujahr ’94. Es wäre nicht unbedingt seine erste Wahl gewesen, aber es war das Beste, was dort auf dem Hof herumstand und wofür er genug Geld dabeihatte.
Nachdem sie sich vierzig Minuten lang durch Nebenstraßen gequält hatten, war Seth sich sicher, dass sie nicht verfolgt wurden. Er fuhr auf einen Highway, der sich langsam in die Hügel hinaufschlängelte. Der Regen wurde heftiger, und er konnte kaum noch etwas sehen. Vor einer kleinen Stadt namens Alden Pines entdeckte er ein Neonschild, auf dem Lofty Pines Motel – Hütten – Kabelfernsehen – frei stand.
Er bog in die lange, bewaldete Auffahrt ein und parkte kurz darauf vor dem Motel.
Der Mann an der Rezeption war der Traum eines jeden Flüchtlings, völlig vertieft in einen alten Clint-Eastwood-Schinken, der über seinen Dreißig-Zentimeter-Bildschirm flackerte. Er war völlig unbeeindruckt davon, dass Seth unbedingt bar zahlen wollte, und warf kaum einen Blick auf den gefälschten Führerschein, bevor er einen Schlüssel, der an einer Zedernschindel hing, über den verkratzten Tresen schob.
»Hütte Nummer sieben«, sagte er, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. »Check-out um halb zwölf.«
Das Zimmer selbst war muffig und kalt. Seth fummelte an der antiquierten Heizung herum, und Raine holte zusätzliche Wolldecken aus dem Schrank. Der Heizkörper summte und klirrte. Der verknickte bräunliche Lampenschirm warf gedämpftes Licht auf die nachgemachte hölzerne Wandvertäfelung und die abgewetzten Möbel. Die Erlebnisse der letzten vierundzwanzig Stunden hatten sie beide verstummen lassen. Über das Bett hinweg starrten sie einander an.
Raine schlüpfte aus ihrem neuen Mantel und ging hinüber zu ihm. Sie drückte die Hände gegen seine Brust, bis er verstand, was sie wollte, und sich setzte. Das durchgelegene Bett gab unter seinem Gewicht nach.
Sie verschränkte die Arme und sah unglaublich süß aus in ihrem neuen himbeerfarbenen Wollpullover. Er umschloss ihre weichen, BH -losen Brüste perfekt. »Und?«, fragte sie.
Die rötliche Schwellung in ihrem Gesicht würde morgen grün und blau sein. Alles zog sich in ihm zusammen, wenn er daran dachte, wie knapp es heute für sie gewesen war. »Lass uns ins Bett gehen«, schlug er vor.
Ein kurzes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Wenn du denkst, dass du mich mit Sex von diesem Gespräch ablenken kannst, denk lieber noch mal nach.«
»Auf keinen Fall«, protestierte er. »Ich möchte einfach nur warm werden.« Er wühlte die Tüten durch, bis er das Nachthemd fand. »Zieh das an.«
Sie nahm den winzigen Stofffetzen und betrachtete ihn voller Misstrauen. »Und das soll mich warm halten?«
»Nein«, entgegnete er knapp. »Ich halte dich warm.«
Sie verschwand im Badezimmer. Er zog sich aus, legte die SIG auf den Nachttisch, holte Kondome aus seiner Tasche und schlüpfte nackt ins Bett. Er schnappte nach Luft. Es war wie ein Sprung in den Puget Sound im Winter.
Nach einer lächerlich langen Zeit wurde die Badezimmertür quietschend wieder geöffnet. Da stand sie, für einen Moment nur als Silhouette gegen das Licht erkennbar, bevor sie zurück in den Raum kam.
Es gelang ihr jedes verdammte Mal. Er konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, wie schön sie war. Das Pfirsichteil klebte geradezu an ihrem Körper und betonte die Bewegung ihrer Brüste bei jedem Schritt. Er sah die Linie ihres Bauches, die sanfte Kuhle ihres Nabels. In ihren Augen hatte sie diesen sanften, glitzernden Blick, bei dem sich seine Kehle zuschnürte, bis sie schmerzte.
»Komm her«, sagte er und rutschte hinüber auf die eisige Seite. »Ich hab das Bett für dich angewärmt.«
Sie lächelte ihm dankbar zu, schlüpfte unter die Decke und seufzte vor Genuss, als er sie in seine Arme zog. Er ließ seine Hände über ihren Körper gleiten, weil er sich davon überzeugen musste, dass sie wirklich bei ihm war und dass es ihr gut ging. Warm und weich lag sie tatsächlich in seinen Armen. Er drückte sein pochendes Glied gegen ihren Schenkel und zog das kurze Nachthemd nach oben. Darunter war sie nackt. Und ihre Spalte öffnete sich bereitwillig unter seinen suchenden Fingern.
Sie erstarrte. »Warte. Du hast es mir versprochen, Seth. Ich muss wissen …«
»Bitte, Raine«, flehte er. »Das Adrenalin hat mich so fertiggemacht. Ich muss dich anfassen. Ich hatte heute Abend solche Angst, dich zu verlieren.«
Sie legte eine Hand auf seine Brust und drückte ihn ein Stück fort. »Diesmal wirst du mir nicht
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