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Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Titel: Die Nacht Hat Viele Augen -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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ihren perfekt frisierten blonden Kopf, tauchte wieder in den Schrank ab und zog ein weiteres Kleidungsstück heraus. Sie schnappte nach Luft. »Oh, mein Gott. Sieh dir nur diesen Schnitt an. Dior natürlich. Der Bastard hat ein Vermögen für Kleidung ausgegeben und alles an dich verschwendet. Einfach verschwendet. Schade, dass alles so klein ist.« Alix warf sich selbst in dem großen Spiegel einen bewundernden Blick zu und ließ die Hände über ihre schlanke Figur gleiten. »Zwei Größen mehr, und die Sachen würden mir perfekt passen.«
    »Was für eine Schande«, murmelte Raine, ohne eine Miene zu verziehen. Sie nahm sich die nächste Strähne vor. Seit sie aus dem Krankenhaus raus war, trug sie ihr Haar offen. Es tat einfach zu weh, die Arme hoch genug zu heben, um sich einen Zopf zu flechten oder sie zu einem Knoten aufzustecken. Nur leider zerzauste es ihr der Wind immer hoffnungslos, wenn sie es offen ließ.
    Alix warf ihr einen misstrauischen Blick zu. »Sei ja nicht frech.«
    Raine lächelte sie an. »Das bin ich nicht, Mutter.«
    Zum ersten Mal überhaupt wehrte sich Alix nicht gegen diese Anrede. Ihre Lippen wurden schmal, und sie warf die Jacke, die sie gerade bewundert hatte, samt Plastiküberzug aufs Bett. »Nichts davon ist meine Schuld, weißt du.«
    »Sicher weiß ich das«, beschwichtigte Raine sie.
    »Nein, das tust du nicht. Ich weiß genau, was du über mich denkst. Ich weiß, was Victor dir wahrscheinlich erzählt hat. Aber ich kann die Vergangenheit nicht ändern. Ich habe Fehler gemacht wie wir alle. Vielleicht war ich kalt und selbstsüchtig. Vielleicht war ich eine schreckliche Mutter, aber ich habe versucht, das Richtige zu tun, Lorraine. Ich wollte nicht, dass du verletzt wirst.«
    »Ich bin trotzdem verletzt worden«, sagte Raine. »Aber ich weiß deine Bemühungen zu schätzen.«
    »Nun ja, das ist ja schon mal etwas, denke ich.« Alix setzte sich aufs Bett, streifte ihre Schuhe ab und rutschte hinter Raine. »Gib mir den Kamm.«
    Raine zögerte kurz, bevor sie ihn ihrer Mutter gab. Ihr das Haar zu kämmen, hatte niemals zu Alix’ Lieblingsbeschäftigungen gehört, und Raine hatte früh gelernt, es selbst zu tun. Aber Alix’ Hände waren sanft. Sie fing an den Spitzen an und arbeitete sich langsam nach oben.
    »Erzähl mir, was passiert ist«, bat Raine.
    Ihre Mutter hielt inne. »Ich bin sicher, dass du das meiste inzwischen weißt.«
    »Nicht aus deiner Sicht«, erwiderte Raine.
    Alix kämmte sie weiter. »Nun ja. Im Sommer ’85 verdiente Victor Unmengen an Geld«, begann sie zu erzählen. »Ich wusste nicht, auf welche Weise, und das wollte ich auch gar nicht wissen, aber wir hatten einen sehr hohen Lebensstandard, und das gefiel mir.«
    Sie hielt inne und konzentrierte sich auf eine verwickelte Strähne. Als der Kamm dann hindurchglitt, fuhr sie fort: »In dem Sommer bekam Peter eine heftige Depression. Er sagte, an all dem Geld würde Blut kleben. Dass wir drei davonlaufen und in irgendeiner Holzhütte leben und Karotten und Zwiebeln anbauen sollten. Und noch mehr solch melodramatischen Blödsinn. Ich habe versucht, ihn davon zu überzeugen, dass er es Victor überlassen sollte, sich um die harten Seiten des Lebens zu kümmern. Aber wenn Peter sich erst mal etwas in den Kopf gesetzt hatte … da war er dir wirklich sehr ähnlich. Und dann hat er mir gesagt, dass er der Sache ein für alle Mal ein Ende machen würde. Ed Riggs hatte ihm Straffreiheit versprochen, wenn er gegen Victor aussagen würde.«
    »Und du hast versucht, ihn zurückzuhalten?«
    »Ich hatte eine Idee«, sagte Alix, und ihre Stimme klang unsicher. »Ich wusste, dass Ed mich attraktiv fand, deswegen beschloss ich … diesen Vorteil auszunutzen.«
    »Du hast Victor erzählt, was Peter vorhatte. Und du hast Ed verführt.«
    »Verurteile mich nicht.« Alix’ Stimme zitterte. »Ich dachte, dass Victor Peter zur Vernunft bringen würde. Er war immer in der Lage gewesen, ihn zu manipulieren. Ich habe im Traum nicht damit gerechnet, dass irgendjemandem was passieren könnte. Ich wollte einfach nur, dass die Dinge blieben, wie sie waren.«
    »Das verstehe ich«, sagte Raine. »Bitte erzähl weiter.«
    Der Kamm glitt immer leichter durch ihr inzwischen entwirrtes Haar.
    »Den Rest kennst du«, sagte Alix. »Ich hatte keine Ahnung, wozu Ed in der Lage war. Er war völlig besessen. Er wollte seine Frau und seine Kinder verlassen und mit mir durchbrennen. Und dann …«
    Alix senkte den Kamm. Raine wartete.
    »Und?«,

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