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Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Titel: Die Nacht Hat Viele Augen -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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fliegen. Nicht bevor er ein Netz ausgespannt hatte, um sie aufzufangen, so groß und weich und schön wie der ganze Himmel.
    Raine lag unter ihm, völlig erschöpft, bevor er sich endlich gehen ließ. Lust raste durch seinen Körper, so hart und wild, dass er dalag, sie gepackt hielt und eine kleine Ewigkeit einfach nur zitterte, bevor er sich überhaupt daran erinnern konnte, wer er war.
    Der letzte Gedanke, den er hatte, bevor er das Kondom abstreifte, war, wie unglaublich es sein würde, ohne diesen Schutz mit ihr zu schlafen. Normalerweise wäre er gar nicht auf die Idee gekommen. Er hatte keinen ungeschützten Sex mehr gehabt, seit er vor vielen Jahren zu jung und zu dumm gewesen war, es besser zu wissen. Wie wunderbar es sein würde, seinen nackten Schwanz in ihrer brennenden Hitze zu baden und in ihr zu explodieren, um sie mit seinem Samen zu überfluten.
    Seth weigerte sich, diesen Gedanken weiterzudenken, und beschloss dafür, sich einem tiefen Schlaf anzuvertrauen. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit.
    Zuerst war es der klassische Widerspruch. Das überraschte Entsetzen Seite an Seite mit einem fürchterlichen Gefühl der Unausweichlichkeit. Ihr Vater, der auf etwas zeigte. Sie selbst, die sich vorbeugte, um danach zu sehen. Blut, das aus dem Marmor sickerte, wie der Abspann in einem alten Horrorfilm. Sie sah auf, und es war nicht ihr Vater; es war Victor, und er lächelte. Er griff nach ihren Zöpfen und riss so hart daran, dass ihr Tränen in die Augen schossen. »Reiß dich zusammen, Katya. Die Welt ist nicht nett zu Heulsusen.« Seine Stimme hallte in ihrem Kopf wider, laut und metallisch.
    Sie stand am Kai von Stone Island und trug ihren grünen Froschbadeanzug. Ihr Haar war zum Schwimmen straff geflochten, und ihre Mutter trug ein gelbes Sommerkleid und lachte. Der große dunkle Mann mit dem Schnurrbart stibitzte Raine die grüne Froschsonnenbrille von der Nase und hielt sie zu hoch in die Luft, als dass sie sie hätte erreichen können. Er neckte sie, ließ die Brille baumeln und zog sie wieder zurück. Ließ sie baumeln und zog sie zurück. Die Sonnenbrille hatte ihr der Augenarzt verschrieben, und ohne sie schien alles verschwommen. Der Mann mit dem Schnurrbart lachte, als wäre alles furchtbar komisch, aber das war es überhaupt nicht. Tränen der Wut sammelten sich in ihren Augen, so sehr sie sich auch bemühte, sie zu unterdrücken. Denn Victor würde sie deswegen wieder schelten, wenn er sie bemerkte.
    Das Segelboot ihres Vaters trieb vom Kai weg. Er winkte ihr noch zu, und selbst mit ihrem verschwommenen Blick konnte sie die Traurigkeit in seinen Augen erkennen. Es schnitt ihr ins Herz, ihn so niedergeschlagen zu sehen. Er deutete auf die drei lachenden Erwachsenen und wurde kleiner und kleiner.
    »Erinnere dich.« Er war zu weit weg, als dass sie ihn hätte hören können, aber der Satz hallte durch ihren Kopf, als hätte er ihn ihr direkt ins Ohr gesagt.
    Das war das Ende, sie wusste es. Sie würde ihn niemals wiedersehen. Er wurde immer kleiner, nur seine überschatteten Augen waren zu sehen wie die Augenhöhlen in einem alten Totenschädel. Panik überfiel sie, und sie schrie ihm nach, flehte ihn an umzudrehen, zurückzukehren; sie würde ihn retten, sie würde sich etwas überlegen, sie würde alles tun, wenn er nur bitte, bitte zurückkommen würde und sie nicht allein lassen …
    »Raine! Gott, wach auf! Es ist nur ein Traum, Baby. Wach auf!«
    Sie kämpfte wild gegen die starken Arme, die sie hielten. Dann wurde ihr plötzlich alles wieder klar. Seth. Sex. Schokolade. Kerzenlicht, das in einer Pfütze aus blutrotem Wachs flackerte. Die Insel. Wieder ein Traum.
    Sie sackte gegen seine warme Brust und brach in Tränen aus, aber sie weinte nicht so lange wie üblich. Seine feste Umarmung strahlte Hitze aus, die ihren Körper durchströmte und sie entspannte. Die Tränen versiegten, und sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
    »Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe«, sagte sie.
    »Sag nicht so etwas Idiotisches«, erwiderte er. »Das war ein fürchterlicher Albtraum.«
    Sie nickte und lehnte ihre heiße Stirn gegen seine Brust.
    »Möchtest du mir davon erzählen?«, erkundigte er sich.
    »Nein, danke.«
    Er zog sie fester in seine Arme. »Es könnte helfen. Hab ich gehört.«
    Sie schüttelte den Kopf. Er küsste die Seite ihres Gesichts, die sich nicht gegen ihn presste. »Wie du möchtest«, sagte er. »Wenn du irgendwann deine Meinung änderst, wird es mich immer noch

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