Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
betrogen hatte. Jetzt musste sie Rafiq ihre Entscheidung nur noch mitteilen. Wahrscheinlich würde er froh sein, dass er sie los war. Schon am Abend könnte sie in einem Flugzeug nach Auckland sitzen.
Tiffany vermied jeden Blickkontakt mit Lily, nahm sich ein paar Aprikosen und Datteln und gab Joghurt und Honig dazu, weil ihr bei allem anderen, was der Frühstückstisch hergab, schlecht geworden wäre, ganz egal, wie lecker die Sachen aussahen.
Als Rafiq wenig später erschien, war die verräterische Zeitung bereits zusammengefaltet und weggelegt worden. Doch auch Rafiqs strahlendes Lächeln und sein herzlicher Morgengruß brachten Tiffanys Entschluss nicht ins Wanken. Als ihr Magen zu revoltieren begann, ließ sie klappernd den Löffel in ihre Müslischüssel fallen und wollte aufspringen.
„Nicht so eilig.“ Rafiqs Stimme ließ keine Widerrede zu. „Bleib. Wir müssen reden.“
Lily sah zu ihm hinüber. „Ich muss telefonieren. Wenn es dir recht ist, würde ich das gern in deinem Arbeitszimmer tun, Rafiq.“
Am liebsten wäre Tiffany hinter Lily hergelaufen, um sich den unvermeidlichen Streit zu ersparen. Doch dann straffte sie die Schultern. Sie würde sich mit Rafiq an den Tisch setzen und die Sache ein für alle Mal klären.
Je schneller sie es hinter sich brachte, desto besser.
„Ich möchte dir etwas vorschlagen“, begann Rafiq, nachdem seine Tante gegangen war. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich so dicht neben Tiffany, dass sie sein Aftershave wahrnehmen konnte.
Rafiqs Nähe ließ ihren Körper prickeln.
„Wir werden eine Geschichte erfinden, wie wir uns kennengelernt haben“, fuhr er fort. „Kein Mensch braucht etwas von Hongkong zu erfahren. Am besten, wir bleiben dabei, dass wir Geschäftsfreunde sind. Ich habe dich getroffen, als du noch Studentin warst.“
„Heißt das, wir sollen lügen?“
Er ignorierte ihren Einwurf. „Du hast doch studiert, oder?“
Das hatte er sie in Hongkong nicht gefragt. „Ich habe englische Literatur und Französisch studiert. Kaum denkbar, dass sich unsere Wege gekreuzt hätten.“
„Du sprichst Französisch?“
Sie nickte.
„Gut“, sagte er. „Dann behaupten wir einfach, dass du mir bei einigen Übersetzungen geholfen hast.“
Tiffany erkannte, dass sie etwas erwidern musste, ehe er sie vollkommen überrannte. „Ich habe noch gar nicht gesagt, dass ich dich heiraten werde.“
„Oh, wir wissen doch beide, wie deine Antwort letztlich ausfallen wird. Ich möchte unsere Begegnung einfach nur etwas weniger delikat erscheinen lassen, damit kein Schatten auf unsere Familien fällt.“
Ihr Vater war absolut kein Engel. Sobald Rafiq herausbekäme, dass Taylor Smith ständig Affären hatte, die in der Öffentlichkeit breitgetreten wurden, würde er versuchen, seine Familie vor der Schande zu bewahren, die Tiffanys Vater über sie brachte. „Da du jetzt weißt, dass mein Vater reich ist, glaubst du offensichtlich nicht mehr, dass ich dich oder Sir Julian erpressen wollte“, bemerkte sie bissig, weil sie immer noch an das Zeitungsfoto mit Rafiq und der schönen Frau dachte.
Er schüttelte den Kopf, und sie lächelte erfreut, doch dann machte er ihre Hoffnung zunichte, als er sagte: „Der Vertrag mit Sir Julian ist bereits öffentlich bekannt und kann nicht mehr torpediert werden.“
Es tat weh, ihn so reden zu hören. Warum konnte er nicht endlich zugeben, dass er sich geirrt hatte, als er sie für eine Erpresserin hielt?
„Ich werde dich nicht heiraten“, platzte sie heraus.
Er schwieg einen Augenblick, ehe er samtweich fragte: „Wie bitte?“
Tiffany war erleichtert, dass er keine Anstalten machte, noch näher zu kommen. „Ich kann dich nicht heiraten.“
Als Tochter von Taylor Smith war sie mindestens so unpassend für Rafiq wie eine Bardame in Hongkong. Mochte ihr Vater auch ein berühmter Filmregisseur sein – seine skandalträchtigen Affären machten ihn für Rafiqs konservative Familie untragbar. Davon war Tiffany überzeugt.
Rafiq runzelte die Stirn. „Du musst mich heiraten.“
„Der einzige Grund für unsere Ehe wäre das Kind, von dem du immer noch behauptest, dass es nicht von dir ist“, widersprach sie heftig.
„Der Gentest wird die Wahrheit ans Licht bringen, wenn es an der Zeit dafür ist“, gab Rafiq gelassen zurück. Er nahm ihre Hand. „Du irrst dich übrigens, Tiffany. Das Baby ist nicht der einzige Grund, weshalb ich dich heiraten möchte.“ In seinen Augen funkelte Begehren.
Tiffany kannte diesen
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