Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
Blick. Oh, nein, dachte sie und versuchte hektisch, ihre Hand aus seinem Griff zu befreien. Doch dann strich er mit der anderen Hand zärtlich über ihre Wange, und Verlangen erfasste sie. „Rafiq, das wird nie funktionieren“, sagte sie atemlos.
„Das hier wird bei uns immer funktionieren“, erwiderte er sanft.
Noch immer eifersüchtig wegen der Fotos, erwiderte sie schnippisch: „Dann hast du die Zeitung heute wohl noch nicht gelesen.“
„Ach, komm, Tiffany. Das war doch nur die Tochter eines reichen Mannes, der für den Klinikanbau gespendet hat.“
„Es wirkte auf mich aber nicht so unschuldig.“
„Sie hat mir die Hand auf den Arm gelegt. Ich habe sie überhaupt nicht berührt. Die Paparazzi sind immer auf der Suche nach einem Skandal, das weißt du doch.“
Einerseits hatte er recht. Andererseits wusste Tiffany aus leidvoller Erfahrung, dass, zumindest was ihren Vater betraf, an den Gerüchten immer etwas dran war.
Sie nahm die gefaltete Zeitung, breitete sie auf dem Tisch aus und betrachtete die Fotostrecke erneut.
Je intensiver sie hinschaute, desto klarer wurde ihr, dass Rafiq einfach nur kühl und geschäftsmäßig in die Kamera blickte. Weder lächelte er der Frau an seiner Seite zu noch gab es irgendetwas anderes, das auf romantische Gefühle zwischen den beiden schließen ließ. Ob Rafiq wirklich ein anderer Typ Mann war als ihr Vater? Tiffany hätte es nur zu gern geglaubt, denn sie wusste genau, dass man einen notorischen Fremdgänger nicht ändern konnte.
Vielleicht handelte es sich bei der Frau auf dem Foto ja tatsächlich um eine Bekannte, deren Vater sich wohltätig engagiert hatte?
Sie legte die Zeitung wieder weg.
Rafiq beobachtete sie. Er hatte keinen Blick auf die Zeitung geworfen. Offensichtlich interessierte es ihn nicht, was Tiffany von ihm dachte. Der Schmerz, den sie empfunden hatte, als sie die Fotos zum ersten Mal gesehen hatte, saß tief und wurde stärker. Sie konnte die Sache nicht auf sich beruhen lassen.
„Warst du jemals verliebt?“, fragte sie unvermittelt.
„So, wie die Dichter die Liebe beschreiben?“ Rafiq verzog das Gesicht. „Wahrscheinlich nicht. Aber ich habe Frauen begehrt. Frauen, die in jeder Hinsicht passend für mich waren.“
Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Aber hatte sie nicht gefragt? Jetzt durfte sie sich nicht beschweren, nur weil sie die Antwort nicht mochte.
Sie zwang sich, optimistisch zu bleiben. „Du hast aber keine von ihnen geheiratet.“
„Obwohl ich bei der einen oder anderen darüber nachgedacht habe.“
„Wirklich? Was hat dich letztendlich davon abgehalten?“
Er zuckte die Achseln und wandte den Blick ab. Dunkle Wimpern beschatteten seine unergründlichen Augen, und die Morgensonne warf Glanzlichter auf sein dichtes schwarzes Haar. „Wahrscheinlich weil alle Druck auf mich ausgeübt haben. Sobald ich an irgendeiner Frau mehr als bloßes Interesse gezeigt habe, fingen beide Familien an, Hochzeitspläne zu schmieden, und die Zeitungen spekulierten über Termine.“
„Du hattest das Gefühl, in die Falle gegangen zu sein?“
Offen begegnete er ihrem Blick. „Ja.“
„Und trotzdem hast du mir einen Heiratsantrag gemacht? Beziehungsweise angeordnet, dass ich dich zu heiraten habe? Nach allem, was du mir gerade erzählt hast, kann ich nicht mehr sicher sein, dass du unsere Hochzeit nicht zum Schluss noch platzen lässt, weil du dich unter Druck gesetzt fühlst.“
„Ich muss dich heiraten“, sagte er schlicht. „Du bekommst mein Kind – jedenfalls behauptest du das.“ Dann lächelte er, und sofort war da wieder diese elektrisierende Anziehung zwischen ihnen. „Immerhin kannst du dir zugutehalten, dass dein Vater mich nicht zur Ehe mit dir drängt.“
„Das soll mich überzeugen?“
Er lachte.
Tiffany schwieg.
Es sah so aus, als wäre ihr Problem viel größer als erwartet. Ohne ihre Schwangerschaft – dem ältesten Trick, den Frauen anwandten, um einen Mann festzunageln – hätte Rafiq ihr niemals einen Heiratsantrag gemacht. Schlimmer noch: Er hatte mindestens genauso viel Angst davor, sich zu binden, wie sie davor, betrogen zu werden.
„Erwartest du, dass wir eine Vernunftehe eingehen?“, wollte er wissen.
Irritiert sah sie zu ihm auf. „Du meinst: keinen Sex?“
Rafiq war ein leidenschaftlicher Mann, und die Nacht mit ihm war traumhaft gewesen. Er war bestimmt nicht der Typ, der längere Zeit ohne Sex leben konnte. Dann aber würde es andere Frauen geben. In einer Vernunftehe galt der
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