Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
Nesthäkchen.“
Kuriose Bezeichnung, dachte Tiffany und erwartete, dass Rafiq protestieren würde, doch der umarmte seinen Bruder nur. „Vater wird bald hier sein. Es gab eine Versammlung des Ältestenrats. Lasst uns ins Haus gehen.“
Die Aussicht, demnächst dem König gegenüberzustehen, machte Tiffany nervös. Doch ehe sie darüber graue Haare bekam, näherte sich Megan.
„Möchten Sie etwas trinken?“, fragte sie. „Die nächsten Stunden werden bestimmt anstrengend für Sie.“
Was meinte Megan damit? Tiffany war einen Moment lang verwirrt, doch dann fasste sie sich und bat um ein Glas Wasser. Danach wandte sie sich an Rafiq und flüsterte: „Was meinte Megan, als sie sagte, die nächsten Stunden würden anstrengend?“
Er mied ihren Blick und wollte gehen, doch Tiffany legte ihm eine Hand auf den Arm. „Antworte mir.“
„Schau dir die Turteltäubchen an“, murmelte Shafir.
„Lass die beiden in Ruhe“, schalt Megan ihren Mann. „Rafiq, du wohnst in deiner Suite. Für Sie, Tiffany, habe ich ein Zimmer im ehemaligen Harem herrichten lassen. Sie müssen sich aber keine Sorgen machen.“
„Ein Zimmer?“ Blieben sie etwa über Nacht? Das hatte Rafiq gar nicht erwähnt.
Megan nickte. „Ich schicke Ihnen ein Mädchen, das Ihnen beim Anziehen für die Party hilft.“
Beim Anziehen? „Was für eine Party? Ich habe gar nichts Passendes dabei.“
„Ihre Kleider …“
„Megan“, unterbrach ihr Ehemann und nahm ihren Arm. „Du redest zu viel.“
Seufzend schaute Megan in die Runde. „Bin ich wieder mal ins Fettnäpfchen getreten?“
Tiffany wandte sich an Rafiq. „Was geht hier vor?“
Hinter ihr hörte sie Megan leise sagen: „Verdammt, ich hab’s verpatzt. Warum hat mir niemand gesagt, dass sie nicht Bescheid weiß?“
„Worüber Bescheid?“, fragte Tiffany scharf.
„Hm …“ Rafiq sah zerknirscht aus. „Komm mit mir in den Salon.“
Sie fasste ihn am Ärmel. „Sag mir sofort, was los ist, Rafiq.“
„Wir sind heute alle hier versammelt, um unsere Verlobung zu feiern.“
Mit offenem Mund starrte Tiffany ihn an. „Unsere Verlobung?“
„Warum hast du es nicht mal mit Verführung versucht?“, bemerkte Shafir, und alle lachten.
Oh mein Gott! „Wissen sie, dass ich schwanger bin?“, flüsterte Tiffany hektisch.
„Es ist nur ein Scherz zwischen Shafir und mir“, beeilte er sich zu versichern. „Ich habe ihm damals geraten, Megan zu verführen. Er will nur auftrumpfen.“
„Und? Hat er es getan?“
„Nein, er hat sie entführt.“
„Entführt?“ Tiffany war Rafiq und den anderen in einen großen Saal gefolgt, von dem aus man in den üppigen Garten blicken konnte. Dort wuchsen hohe Palmen, es gab Springbrunnen und Rosensträucher. „Wirklich?“
Rafiq nickte. „Er brachte sie hierher und sperrte sie ein.“
„Du machst Witze. Oder?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Frag Megan.“
„Was soll Tiffany mich fragen?“, mischte sich Megan ein.
„Still“, befahl Shafir, und alle brachen in Gelächter aus.
„Hat Ihr Ehemann Sie entführt?“ Tiffany war sicher, dass man sie auf den Arm nahm.
„Oh, ja. Allerdings war er da noch nicht mein Ehemann.“
„Und er hat Sie hier eingesperrt, bis Sie Ja gesagt haben?“
Megan schüttelte den Kopf, nahm Shafirs Hand und blickte verliebt zu ihm auf. „Er hat mich zu nichts gezwungen. Was er verhindern wollte, war, dass ich Zaras Verlobten heirate.“
„Zaras Verlobten?“, fragte Tiffany verblüfft. „Aber Zara ist doch Lilys Tochter. Ich dachte, sie lebt in Los Angeles.“
Shafir lachte. „Das ist eine lange Geschichte.“
„Aber eine, die ich gern hören würde“, meinte Tiffany düster.
„Nicht ehe wir verheiratet sind“, widersprach Rafiq. „Vielleicht sollte ich mir ein Beispiel an Shafir nehmen und dich hier einsperren.“
Sie wirbelte herum. „Wie bitte?“
Rafiq warf einen Blick in die Runde. „Entschuldigt uns bitte einen Augenblick.“
Ohne weitere Umschweife hob er Tiffany auf die Arme und presste sie an sich. Sie vergrub ihr Gesicht an seinem Hals, um zu verbergen, wie tief sie errötet war. Das heitere Gelächter der anderen hallte in ihren Ohren, als Rafiq mit ihr den Saal verließ.
Er trug sie hinüber in ein hübsch mit Wandteppichen dekoriertes Wohnzimmer und setzte sie ab.
„Wie konntest du so etwas tun?“, rief Tiffany aufgebracht. „Vor allen Leuten. Und wieso wissen alle von der Verlobung, nur ich nicht? Ich habe noch nicht mal Ja gesagt.“
„Aber du wirst es
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