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Die Nacht von Shyness

Die Nacht von Shyness

Titel: Die Nacht von Shyness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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muss mich vorbeugen, um sie zu verstehen.
    »Wolfboy meint, sie haben sein Feuerzeug direkt nach Orphanville gebracht.«
    »Da hat er wahrscheinlich recht. Der Gnom sammelt alles und zählt es durch. Dann meldet er es denen über ihm. Wenn die ihren Anteil haben, geht der Rest an seine Einheit.«
    »Wer sind die Leute, die das Sagen haben?«
    »Weiß nicht. Danach hab ich nie gefragt. Ich war nur froh, dass ich ein Dach über dem Kopf hatte.«
    »Der Punkt ist, Blake, sie sind nicht direkt nach Orphanville gefahren, nachdem sie uns abgezogen haben. Wir haben sie hinterher im Little Death gesehen.«
    Wolfboy mischt sich ein. »Nicht alle. Nur den Gnom. Wir sind davon ausgegangen, dass seine Einheit mit ihm im Club war, aber die anderen können auch schon nach Orphanville abgehauen sein.«
    »Da waren aber noch mehr Kidds«, sage ich. Das hatte ich ganz vergessen. »Da war so ein merkwürdiger kleiner Kerl, der mir einen Drink abschwatzen wollte. Aber der gehörte auf keinen Fall zu den Sechs-Siebenern. Sonst hätte ich ihn erkannt.«
    »Mir gefällt das nicht«, meint Blake. »Es hört sich unheimlich an. Ich würde es an eurer Stelle sein lassen.«
    Auf den ersten Blick hätte ich Blake auf ungefähr dreizehn geschätzt. Jetzt, wo wir reden, wird mir klar, dass sie eher fünfzehn ist. Hier in Shyness kann ich das Alter der Leute nie schätzen.
    »Ich hab keine Angst«, sage ich zu Blake. Das ist gelogen. Nachdem ich ihre Narben gesehen habe, hab ich schon ein bisschen Schiss. Aber ich will es immer noch machen. Blake muss uns für völlig unzurechnungsfähig halten, dass wir uns auf die Jagd nach etwas so Kleinem machen. Es sei denn, Wolfboy vertraut ihr mehr als mir und hat ihr schon alles über das Feuerzeug und seinen Bruder erzählt. Ich frage mich, was er wohl noch alles vor mir verbirgt.
    »Das solltest du aber.« Wolfboy verschränkt die Arme. Jetzt wird mir klar, dass er dachte, es würde mich abschrecken, mit Blake zu reden. So leicht geht das bei mir nicht, Freundchen.
    »Habe ich aber nicht. Wir fahren nach Orphanville.« Ich wende mich an Blake. »Du kommst doch wenigstens ein Stück mit uns, oder?«
    Wolfboy antwortet an ihrer Stelle. »Nein. Das machen wir allein.«
    Bestimmt haben sie schon am Telefon darüber gesprochen.
    Blake zuckt mit den Schultern. »Das geht nicht. Wenn der Gnom mich in der Nähe von Orphanville sieht, bringt er mich um.«
    Das reicht wohl als Entschuldigung.
    Blake holt ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Hosentasche. Wolfboy zieht den Couchtisch herüber und Blake legt das Blatt darauf.
    »Wo wohnst du denn jetzt?«, frage ich sie.
    »Eine Frau hat ein Projekt für Kinder und Jugendliche ins Leben gerufen, die bei den Kidds ausgestiegen sind. So was wie ein Zeugenschutzprogramm«, erklärt Wolfboy. »Blake muss aufpassen, mit wem sie redet.«
    »Wenn Sharon wüsste, dass ich hier bin, würde sie mich umbringen.«
    »Was ist mit deinen Eltern? Können die dich nicht beschützen?«
    Blake blickt auf. »Meine Mütter wollen beide nichts mit mir zu tun haben. Als ich bei den Kidds war, hab ich ein paar schlimme Sachen angestellt. Ich hab gelogen und geklaut und … noch andere Sachen.«
    »Aber du hast sie nicht angerufen und ihnen erzählt, dass du ausgestiegen bist, oder? Wie willst du dann wissen, was sie wollen?«
    Blake sieht Wolfboy verärgert an. Offenbar haben sie schon öfter darüber gesprochen.
    »Das geht nicht«, sagt sie dann und wendet sich wieder dem Blatt Papier zu. Darauf ist mit blauem Kuli eine grobe Karte von Orphanville gezeichnet.
    Orphanville ist größer, als ich dachte. Zwölf Hochhäuser sind als nummerierte Rechtecke eingezeichnet. Von Wolfboys Fenster aus konnte ich nur ein paar Hochhäusersehen. Eine Handvoll anderer Gebäude sind als kleinere Vierecke aufgemalt und rings um den Rand des Blattes ist eine gestrichelte Linie: ein Zaun.
    »Am besten kommt man vom Flussufer aus rein.« Blake zeichnet zwei parallele Linien jenseits des Zauns ein. Ich muss mir den Hals verrenken, um etwas zu erkennen.
    »Am östlichen Ufer führt ein Weg entlang. Ihr kommt am Elektrizitätswerk vorbei, und an der nächsten Brücke seid ihr genau an der Hinterseite von Orphanville. Da klettert ihr auf einen steilen Hügel und sucht euch einen Weg durch den Zaun. Wenn ihr durch seid, müsst ihr zu Haus Nummer sechs gehen.«
    Blake steckt die Kappe auf ihren Stift und meine Gedanken fangen an zu rasen. Was müssen wir sonst noch wissen?
    »Wie viele Kidds gehören zu

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