Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition)
man dich verlässt!“ Sie schrie, ihre Stimme überschlug sich, und Maximilian starrte sie an. Er war betroffen, betroffen und verständnislos. „Wenn ich trotzdem noch einmal gekommen bin, dann sicher nicht deinetwegen. Leider bin ich nicht eine von denen, die alles in sich hineinfressen.“ Eine Weile verfluchte sie ihre eigene Dummheit, wahlweise die Unfähigkeit, ihn so zu behandeln, wie er es zweifellos verdiente. Anstatt sich mit der Zeit zu beruhigen, schien sie durch ihre Worte nur noch wütender zu werden. Schließlich holte sie tief Luft. „Du bist tot. Weißt du das? Du läufst zwar herum in deiner beschissenen Uniform, stehst morgens auf und gehst abends ins Bett, und jetzt glotzt du mich an wie ein Fisch, aber in Wirklichkeit bist du tot. Hast du mal einen Hahn gesehen, dem man den Kopf abgeschlagen hat? Der läuft auch noch eine Weile herum. Nur mit Krähen ist nicht mehr viel. Und mit dir ist es genauso!“ Wieder musste sie tief Luft holen, und Maximilian starrte auf die roten Flecken in ihrem Gesicht. „Ich halte es einfach nicht mehr aus! Ich ersticke hier neben dir! Wie viele gottverdammte Monate war ich hier eingesperrt?“ Sie bekreuzigte sich. „Wie eine Gefangene! Mach deine Arbeit, aber nie ein persönliches Wort!“ Sie schlug sich gegen die Brust. „Es ist das hier, was dir fehlt. Du hast kein Herz. Du bist kalt wie ein Fisch. Du bist gestorben und hast es nicht einmal gemerkt!“ Unvermittelt fing sie an zu weinen. „Und du warst nicht immer so, o nein! Der Maximilian, den ich kannte, war anders.“ Sie schniefte. „Aber vielleicht warst du schon immer wie die anderen Männer, und ich war nur zu dumm, es zu sehen, ich verliebte Gans...“ Ohne sich zu unterbrechen, ging sie in die Küche, um ein Taschentuch zu holen. Als sie zurückkam, baute sie sich wieder vor ihm auf. „Hörst du mir überhaupt zu? Verstehst du überhaupt, was ich sage?“
Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu. Ihre braunen, tränennassen Augen waren ganz nah vor ihm. Augen, die er über alles liebte, Augen die ihm Angst machten, Augen, die er vor sich sah, schloss er seine eigenen. Ausdruckslos starrte er in die großen schwarzen Pupillen.
Wenn sie sich jetzt umgedreht hätte, um hinauszugehen, um aus seinem Leben hinauszutreten für immer, so wie sie es unermüdlich angekündigt hatte, dann hätte er sie vielleicht ohne ein Wort gehen lassen.
Doch dann hob sie die Hand. Heftig schlug sie ihm mit der Faust auf die Brust. Erst mit der einen, dann mit beiden. Laut schluchzend trommelte sie auf ihn ein, bis seine Hände sich um ihre Handgelenke schlossen. Verbissen wehrte sie sich, und er musste all seine Kraft aufbieten, um sie festzuhalten. Irgendwann gab sie auf. Sie wurde ruhig. Ihr Kopf sank auf seine Schulter. Später legte er die Arme um sie. Lange standen sie so im halbdunklen Flur.
Viel später sagte sie: „Ich habe nie vergessen, wie es war.“ Sie lächelte verlegen. Durch das Fenster fiel schwach das Mondlicht aufs Bett. Maximilian hatte sich aufgestützt und betrachtete ihren Körper, der im Halbdunkel so matt und weich schien wie schmelzendes Eis. Mit der freien Hand streichelte er sie. Ihre Haut fühlte sich glatt und kühl an.
„Ich auch nicht“, antwortete er leise.
„Mit Sandro war es nie so. Es war immer so ... normal, so nüchtern...“ sie lachte. „Obwohl er oft betrunken war, wenn er nach Hause kam... Macht es dir etwas aus, wenn ich davon spreche?“ Er schüttelte den Kopf. „Wenn er der einzige Mann in meinem Leben gewesen wäre, hätte ich vielleicht nichts vermisst, wer weiß? Aber so... Weißt du, dass ich dich deswegen am meisten gehasst habe? Du hast mir etwas weggenommen, von dem ich dachte, dass es ein Teil von mir sei.“
Mit den Fingerspitzen strich er vorsichtig über ihre Haut. Er berührte sie kaum, während die Kuppen seiner Finger jede ihrer Poren zu lesen schienen, schwerelos darüber hinweg glitten, als entschlüsselten sie eine Blindenschrift, die nur er verstand. Er strich über ihren Bauchnabel, die ersten Rippen hinauf zu ihrem Busen, der weich und schwer auf ihrer Brust lag, berührte eine der Warzen, und während diese wie ein kleines Tier zusammenzuckte, glitt seine Hand die Kehle entlang zu ihrem Mund. Sie stöhnte leise und nahm seine Finger zwischen die halbgeöffneten Lippen. Vorsichtig tastete er nach der Feuchte, die dahinter begann, und als er ihre Zunge spürte, die unfassbar zart und weich seinem Druck nachgab, drang er tiefer in sie ein.
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